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Gefängniß.
Genoveva mit dem Kinde.
Schlafe mein Kind!
Draußen geht der Wind,
Die dicken Mauern Beschützer sind!
Dein Jammergeschrei
Bricht mein Herz entzwei,
Dein lichter Blick,
Ist all mein Glück,
Wenn ich dich tränke,
In deinem Auge mich versenke,
So versiegen,
Verfliegen
Die Bilder der Leiden
Und weichen den Freuden: –
Doch wenn ich gedenke
Daß du meine Lust
An Mutterbrust
Verschmachten mußt,
Dann möcht' ich die Seele dein
In Küssen dir entziehn,
Mit dir entfliehn
Vor Gottes Thron zu sein.
Schlafe, schlafe mein Kind,
Bös die Menschen sind,
Laß uns sterben, o Gott, gelind!
Dorf.
Heinrich, Else als Braut und Bräutigam, Dietrich, Wendelin, Gefolge von Bauern und Bäuerinnen, Gertrud. Musik.
Der Hochzeitsbitter singt.
Mögen viele lange Jahre
Euch wie heute Lust gewähren,
Kindlein mag euch Gott bescheren,
Die er gnädiglich bewahre.
Auf, singt!
Lustig springt!
Tanzt im Reigen,
Daß sich junges Blut mag froh und munter zeigen.
Heinrich. O Else, bist du froh?
Else. Wie sollt' ich anders?
Ihr liebe Mutter seid nicht recht vergnügt,
Das thut mir leid, an meinem Hochzeitstage.
Gertrud. Ich bin im Innern froh und wünsche dir,
Daß dir auch alle künftgen Tage so
Wie dieser heut'ge fröhliglich gedeihn.
Hochzeitsbitter.
Der Winter ist nun fortgezogen,
Bald kommen die Schwalben und bauen das Nest,
Der Baum die Grüne heraußer läßt,
Der Frühling bleibt uns immer gewogen.
Tanzt und springt,
Lärmt und singt!
Daß die jungen Beine
Sich schwenken im Sonnenscheine.
Dietrich. Du hast artliche Lieder, magst du mir einige davon ablassen, so mögen wir einen Tausch treffen, denn ich kann dir dafür andre geben.
Hochzeitsbitter.
Gern. Heut bin ich froh und vergnügt: Juchchei! es lebe das Brautpaar!
Küssen und Necken
Soll sie am Morgen
Lustig erwecken,
Dann sind sie geborgen.
Singt und lärmt!
Denn keiner sich härmt,
Dazu giebt Gott uns Zeitlichkeit,
Daß jedes Herz sich herzlich freut.
Wendelin. Ich kann mich nicht so recht mit euch ergötzen,
Wenn ich an die gefangne Gräfin denke.
Heinrich. Ei laß es heut und sei nur guten Muths.
Dietrich. Ja wohl, heut ist ein Hochzeitstag, da muß
Jedweder Gast an Lust und Freude denken,
Weils sonst dem Brautpaar Unheil nur bedeutet.
Heinrich. Sieh, Dietrich, ganz wie ich mir stets gewünscht,
Ist mirs ergangen, jezt bebau' ich doch
Mein Eigenthum im Frieden, sorge für
Die kleine Heerde, dort liegt nun mein Acker,
Da meine Wiesen, hier mein lieber Garten,
Mit Kohl, Gemüs' und Obst und was wir brauchen.
Schon wird die Luft von Frühlingswinden warm,
Schon schwärmen meine Bienen, suchen Blumen,
Schon kommt die Saat herfür mit grünen Stengeln, –
Ich weiß mich nicht vor Seligkeit zu fassen.
Besuche mich recht oft, mein alter Freund,
Des Abends so, wenn du nichts mehr zu thun,
Da wollen wir uns dann auf Lieder üben.
Dietrich. Doch laßt uns an das Tanzen wieder gehn.
Musik und Tanz.