Ludwig Tieck
Leben und Tod der heiligen Genoveva
Ludwig Tieck

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Fränkisches Lager vor Avignon.

Karl Martell, Siegfried, Otho, Gefolge.

Karl. Ich bin erbost auf diese Thürm' und Mauern,
In die der feige Feind sich klug verkroch,
Was sollen wir mit unsern Waffen hier,
Was mit der Tapferkeit in unsern Herzen?

Otho. Es ist nicht deutsche Art, mit Mauern fechten,
Das Heer vermindert sich, die Kriegeslustigen
Ziehn heim und unsrer spottet nur der Heide.

Siegfried. Schon dreimal haben wir sie aufgefodert,
Doch sie sind klug und bleiben in den Schanzen.

Karl. Verflucht sei jener Feige, der zuerst
Kastelle mit den Zinnen baute. Schanzen
Und Thürm', Zugbrücken, Gräben sind gemacht,
Wehrlose Kinder in den Zirk zu schließen,
Nicht wohlbewehrte Krieger aufzunehmen.

Siegfried. Hier muß Geduld der beste Kriegsmann sein,
Zu große Hast ist schlimmer noch als Trägheit,
Das hat uns Aquitanien wohl gelehrt,
Der in der Blüthe seiner Jahre starb,
Den die Empörer leichtlich überwanden,
Weil er sich selbst nicht überwinden konnte.

Karl. Wie nah geht mir des jungen Helden Schicksal,
Als Jüngling war er schon der Preis des Landes,
Was wär er erst als reifer Mann geworden?

Otho. Vielleicht war er, was er nur werden konnte,
Drum war es gut, er hörte zeitig auf,
Denn nichts betrübters giebt es auf der Welt,
Als wenn in Schmach und Elend sinkt ein Held.

Ein Bote.

Karl. Du bist in kurzer Zeit zurück gekommen.

Bote. Ihr hattet mir zu eilen anbefohlen.

Karl. Wie geht es dem Gemal? Wie meinem Pipin?

Bote. Ich fand sie alle ob der Zeitung froh,
Die früher schon als ich dorthin gekommen,
Den Knaben freuten die Geschenke, sehr
Wünscht er euch bald zu sehn.

Karl.                                                   Und er ist wohl?
Du sahst ihn selbst? du willst mir nichts verbergen?

Bote. Mein Leben nehmt, wenn ich gelogen habe.
Der Bonifacius schickt euch seinen Segen.

Karl. Nun Freunde, laßt uns rasch zum Werke schreiten,
Für unsern Ruhm, für unser Land zu streiten! ab.



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