Ludwig Tieck
Gedichte
Ludwig Tieck

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24. Abreise.Das Sonett (1805 verfaßt) kann nicht, wie gewöhnlich behauptet wird, gegen die eigentliche Schicksalstragödie der Werner (»Der 24. Februar« wurde zuerst 1810 in Weimar aufgeführt), Müllner, Houwald etc. gerichtet sein, da diese einer spätern Zeit angehört; es verspottet vielmehr die elenden, aber damals hochgefeierten Schauspiele Kotzebues (»Menschenhaß und Reue«, »Johanna von Montfaucon«, »Octavia«, »Die Hussiten vor Naumburg« u. a.), süßliche Rührstücke voll plumper Zufälligkeiten, aber effektvoll und die große Menge fesselnd.

    Endlich ist der Tag gekommen,
Endlich ist die Stunde da,
Die ich stets unmöglich glaubte,
Weil der Schmerz die Kraft genommen,
Weil der Wahn den Entschluß raubte,
Da ich nur mein Leiden sah.

    Welcher heitre Sommertag!
Diese Häuser, diese Gassen,
Die ich nun seit vielen Wochen
Täglich sah mit Zorn und Hassen,
Sollen mir entschwinden
Und mein Blick die sonnbeglänzten Fluren finden.
Einmal noch betracht' ich mir die alten
Häuser dort, bemerke die Gestalten
An den Fenstern drüben; wie ein Vorhang
Fällt es zu; der liebste FreundKarl von Rumohr.
Sitzt schon neben mir im Wagen;
Abschiedsworte – und es jagen
Häuser, Gassen, Thore schwindelnd mir vorüber.
Welch Entzücken! welche Wehmut!
Bin ich's noch, der wie an Ketten
Dort in trüben Mauern saß?
Ja, der Schmerz ist mir gefolgt
Und spannt über Feld und Wald
Einen schwarzen Schleier aus.


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