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12. Die Schule

Woche für Woche verstrich. Ich fuhr fort, meine goldene Freiheit in der großen Stadt Kopenhagen weiter zu genießen. Jeder Tag brachte neue Erlebnisse, neue Abenteuer und neue Überraschungen: ich gewann immer neue Erfahrungen und neue Kenntnisse.

Schließlich aber schien es mir doch, daß ich diese Zauberwelt, die mir bei meiner Ankunft in der Stadt so gänzlich fremd gewesen war, nun genugsam kannte. Ich fing allmählich von selbst an, meine Ausgänge einzuschränken und mich mit andern Dingen zu befassen. Ich verschaffte mir Bücher und Zeitschriften und schloß mich häufig in mein Zimmer ein zum Lesen und Studieren.

Als der echte Wildfang, der ich war, tat ich auch dies auf eigene Faust.

Mit meinem Lesestoff war ich nicht wählerisch; was mir gerade in die Hände fiel, war mir eben gut genug. Ich dachte, wenn ein Buch oder Heft von erwachsenen Menschen für würdig befunden worden war, gedruckt zu werden, dann mußte es auch sicher lesenswert und gut und nützlich sein.

So verschlang ich die verschiedenartigsten Schriften: Romane, Geschichte, Geographie, Schulbücher aller Art, Märchen, Gedichte, ja sogar wissenschaftliche Abhandlungen, wenn sie nicht zu schwer waren.

Meinem Blick tat sich eine neue wundervolle Welt auf – die große, erhabene Welt des Geistes! Ich vergaß darüber fast die sichtbare Welt um mich, in der ich lebte, und mit der Zeit wurden sogar meine vielen kleinen Freunde und Spielkameraden mir fremder.

Herr Grüder schien diese Wandlung bemerkt zu haben. Eines Tages, als ich wieder allein in meinem Stübchen saß, gebeugt über ein Buch, das ich zufällig irgendwo im Hause gefunden hatte, klopfte es an die Tür, und herein trat – Dr. Grüder.

Ich sprang sofort auf und grüßte ihn mit einer Verbeugung.

»Guten Tag, Nonni«, erwiderte Herr Grüder freundlich, indem er mir die Hand reichte. »Ich muß doch einmal sehen, was du treibst. Mir scheint, du bist in letzter Zeit außerordentlich fleißig geworden.«

Ich antwortete: »Fleißig bin ich noch nicht geworden, Herr Doktor: ich habe jetzt nur sehr viel Spaß am Lesen.«

»Eben das habe ich gehört. Du sollst ja mitunter stundenlang auf deinem Zimmer sitzen und lesen!«

»Ja, Herr Doktor, das tue ich, weil es mir Freude macht.«

Herr Grüder warf einen Blick auf das Buch, mit dem ich gerade beschäftigt war, und fragte:

»Was für Bücher liesest du denn, kleiner Freund?«

»Ich lese alles, was ich bekommen kann. Einiges haben mir meine Kameraden geliehen, anderes habe ich hier im Hause gefunden.«

»So?« Da bist du aber sehr großzügig, Nonni! – Was ist zum Beispiel das für ein Buch dort auf dem Tisch, das du eben liesest?«

»In dem stehen spannende Geschichten aus Paris, Herr Doktor. Von wem es ist, habe ich noch nicht gesehen. Ich schaue überhaupt nie den Titel eines Buches an, ich lese nur, was darin steht.«

»Ja, ja, so machen es die Knaben«, sagte Herr Grüder für sich, indem er auf den Tisch zuging, wo das Buch lag.

Ich kam ihm aber aus Höflichkeit zuvor, ergriff das Buch, suchte nach dem Titel, und als ich ihn gefunden hatte, las ich laut: »Die Mysterien von Paris, von Eugène Sue.«

Jetzt wurde Herr Grüder ernst. »Aber Nonni!« rief er aus, »ein solches Buch paßt doch nicht für dich! Das kann dir nur schaden!«

Etwas kleinlaut antwortete ich: »Das habe ich nicht gewußt, Herr Doktor.«

»Ja, das will ich gerne glauben. Aber du darfst jetzt das Buch nicht weiter lesen. – Wie weit bist du denn schon gekommen?«

»Bis zum Kapitel von der ›Eule‹«, erwiderte ich.

Herr Grüder schüttelte nachdenklich den Kopf.

Ich schloß sofort das gefährliche Buch und sagte: »Herr Doktor, ich will es jetzt gleich wieder dorthin zurücktragen, wo ich es gefunden habe.«

»Wo hast du es denn gefunden?«

»Hier im Hause.«

»An welchem Platz?«

»Im Versammlungszimmer im ersten Stock.«

Herr Grüder machte große Augen. Dann nahm er mir das Buch aus der Hand und fragte mich lebhaft:

»Nimmst du denn jedes beliebige Buch, das du hier im Hause findest, um es zu lesen?«

»Ja, Herr Doktor, ich habe das in der letzten Zeit öfters getan«, antwortete ich ganz offen.

»Das darfst du mir aber jetzt nicht mehr, mein Lieber! – unter keinen Umständen! Es gibt nämlich nicht nur gute Bücher, sondern auch schlechte, und die könnten dir zum großen Schaden werden.«

Indem er dies sagte, setzte er sich auf einen Stuhl nieder. Er schaute ernst vor sich hin und schien etwas Wichtiges zu überlegen.

Ich dachte, er sei mir vielleicht böse, drum fragte ich ihn:

»Herr Doktor, sind Sie jetzt böse auf mich?«

»Nein, Nonni, das bin ich nicht. Aber ich bin etwas bekümmert um dich.«

Diese Worte gingen mir sehr zu Herzen. Ich trat ganz nahe zu Herrn Grüder hin, ergriff seine Hand und sagte:

»Herr Doktor, Sie brauchen nicht bekümmert um mich zu sein. Ich will gern alles tun, was Sie von mir wünschen.«

»So, das ist recht, mein Junge«, erwiderte er freundlich und hielt meine Hand fest in der seinen. – »Dann will ich dich aber gleich beim Wort nehmen: Ich habe nämlich vor, dich in die Schule zu schicken. Es wird allmählich Zeit dazu, Nonni. Eigentlich hätte es viel eher geschehen sollen. Deine Reise nach Frankreich verzögert sich ja doch noch lange wegen des Krieges. – Bist du also bereit, schon morgen in die Schule zu gehen?«

Ich stutzte.

Diese Frage kam mir so unerwartet, daß ich zuerst unmöglich eine Antwort finden konnte.

In die Schule gehen! – Morgen schon! – Darauf war ich wirklich nicht gefaßt. Ich hatte überhaupt, obgleich schon Herr Foß davon gesprochen hatte, nicht im Ernst daran gedacht, in Kopenhagen eine Schule zu besuchen, denn ich wollte ja sobald wie möglich nach Frankreich Weiterreisen.

Etwas scheu und verlegen blickte ich vor mich nieder.

Was sollte ich antworten? – Ich überlegte. – Aber ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Diese Schule verwirrte mir den Kopf. Sie bedrohte meine goldene Freiheit! – Meine Wanderungen durch die herrliche Stadt, das fröhliche Spielen und Treiben mit meinen kleinen Freunden, das Lustwandeln auf den Wällen, in den Gärten und Anlagen mit ihrer Laub- und Blumenpracht – das alles war dann vorbei! Und auch das viele, selbstgewählte Bücherlesen!

Statt dessen nun die schwarzen Schulbänke in den dumpfen Schulstuben! Welch ein schrecklicher Tausch!

Strenge Lehrer mit dem Stock in der Hand, Aufgaben aller Art, Prügel, wenn man etwas nicht konnte!

So hatte ich von mehreren Schulknaben schon gehört. Ein kleiner Junge hatte mir einmal seine Hände gezeigt, wie sie rot und blau waren und geschwollen!

»Wer hat dir das getan?« fragte ich empört, und er sagte mir: »Der Lehrer mit seinem Stock.«

Das alles kam mir jetzt wieder in den Sinn. Traurige Gedanken, unheimliche Ahnungen stiegen wie finstere Wolken in mir auf. Darum senkte ich den Blick und schaute schweigend vor mich hin.

Auch Herr Grüder schwieg. Er schien darauf gespannt zu sein, was ich wohl antworten werde.

Ich selber wußte es noch immer nicht. Mir graute vor der Schule.

Aber soeben hatte ich doch in meiner Unvorsichtigkeit versprochen, alles tun zu wollen, was Herr Grüder von mir wünschen würde! …

»Nun, mein lieber Nonni«, brach er endlich das Schweigen, »du scheinst kein großes Verlangen nach der Schule zu haben?«

Ich war froh über diese Frage, die mir zu Hilfe kam, und erwiderte in aller Aufrichtigkeit:

»Nein, Herr Doktor, ich habe kein Verlangen danach.«

»So–o – –? Wie kommt denn das?« sagte er langsam und gedehnt, mit einem Ausdruck von Enttäuschung auf seinem Gesicht.

»Ich habe von vielen Schuljungen gehört, daß es einem in der Schule oft schlecht geht, und daß die Lehrer nicht immer gut sind.«

»Die Lehrer nicht immer gut sind?! – Gewiß, die Lehrer sind nicht alle gleich gut. Aber es gibt auch viele gute Lehrer. – Vor den Lehrern brauchst du keine Angst zu haben, Nonni, gegen dich werden sie alle gut sein.«

»Aber man darf nicht mehr spielen, wenn man in die Schule geht.«

»Ei, wer sagt denn das? – Gerade die Schulkinder spielen doch am meisten! Sie spielen ja jeden Tag zwischen den Schulstunden!«

»Aber man ist nicht mehr frei in der Schule, Herr Doktor.«

»Aha! deine isländische Freiheit! Da haben wir es! Die spukt dir im Kopfe! – Willst du denn immer herumstreifen den ganzen Tag? Du bleibst doch selbst jetzt oft so lange auf deinem Zimmer!«

»Ja, aber wenn man in der Schule etwas nicht kann, dann bekommt man gleich Prügel.«

»Diese Sorge brauchst du am wenigsten zu haben, Nonni. Ordentliche Schüler, die sich Mühe geben und fleißig sind, bekommen keine Prügel.«

So widerlegte Herr Grüder meine Bedenken, eines nach dem andern, bis er mir alle Waffen aus der Hand genommen hatte. Zuletzt blieb mir nichts übrig, als mich in mein Schicksal zu fügen.

Eines aber wollte ich noch gerne wissen. Ich fragte: »In welche Schule soll ich dann gehen, Herr Doktor?«

»Für dich kommen nur zwei in Betracht, Nonni«, sagte er. »Die eine ist in der Fredericiastraße, ganz hier in der Nähe. Sie gehört zu unserer Pfarrei. Dorthin gehen viele Knaben deines Alters. – Die andere ist eine kleine Privatschule in der Neuen Königstraße. Sie heißt ›König-Knud-Schule‹. In diese geht Gunnar. Er wird dir schon von ihr erzählt haben. Sie wird geleitet von Dr. Niehaus, einem sehr tüchtigen, gelehrten Herrn. Sie ist erst vor kurzem gegründet worden und hat noch wenig Schüler, soviel ich weiß, nicht einmal zwanzig. Es sind aber lauter Kinder aus besseren Familien, welche diese Schule besuchen. Dort lernt man auch fremde Sprachen. – In welche von den beiden willst du nun gehen?«

Ich dachte ein wenig nach. Dann gab ich zur Antwort:

»Herr Doktor, ich möchte bitten, einen Tag in jede der beiden Schulen gehen zu dürfen, dann werde ich sagen, welche mir am besten gefällt.«

»O du schlauer Wicht!« lachte Herr Grüder. – »Deine Bitte ist aber ganz vernünftig, ich will gern darauf eingehen. Du kannst dir also morgen die Schule in der Fredericiastraße ansehen und übermorgen die Schule des Herrn Dr. Niehaus. Hernach kommst du zu mir und sagst mir, wo es dir am besten gefällt.«

Damit stand er auf, wünschte mir Glück zu meiner Erprobung der beiden Schulen und schritt dann – die »Mysterien von Paris« in der Hand tragend – zum Zimmer hinaus.

Der folgende Tag war für mich ein großer Tag: mein erster richtiger Schulgang! – der Beginn meines eigentlichen Schullebens, das nun, zuerst hier in Kopenhagen, dann noch weiter in verschiedenen fremden Ländern, so viele, viele Jahre dauern sollte.

Mit seltsamen Gefühlen verließ ich an jenem denkwürdigen Morgen das Grüdersche Haus.

Rechtzeitig vor Beginn der ersten Schulstunde war ich in der Fredericiastraße in dem großen Schulsaale angelangt und saß da ruhig als Gast während der fünf Schulstunden in einer der hintersten Bänke.

Von dort aus beobachtete ich alles und schaute genau zu, besonders wie der Lehrer die vielen kleinen Knaben behandelte.

Das meiste von dem, was ich da sah, gefiel mir sehr gut; einiges aber auch weniger.

Am folgenden Tag sollte ich mit Gunnar zusammen in die andere Schule in der Neuen Königstraße gehen. Ich wurde jedoch zu spät fertig, und als ich aufbrechen wollte, war Gunnar schon fort. Ich mußte daher allein den Weg durch die Stadt machen.

Als ich in der Schule ankam, sollte die erste Unterrichtsstunde soeben beginnen.

Unvergeßlich ist mir mein damaliger Eintritt in das Klassenzimmer der König-Knud-Schule oben im zweiten Stock eines größeren alten Hauses geblieben.

Dr. Niehaus, der mich zuerst unten auf seinem Zimmer empfangen hatte, geleitete mich hinein.

Die Schüler waren schon alle da und saßen, jeder an seinem Platz, in den Bänken. Als wir eintrafen, standen sie auf.

Aller Augen waren auf mich, den Neuen, gerichtet; und auch ich musterte mit neugierigen Blicken die kleine Schar.

Der einzige unter den Knaben, den ich schon kannte, war mein Landsmann Gunnar Einarsson. Er hatte seinen Platz in der hintersten Bank bei den Großen.

Dr. Niehaus stellte mich nun meinen neuen Schulkameraden vor und machte mich dann der Reihe nach mit ihnen bekannt. Er nannte sie alle beim Namen. Ich kann mich noch gut erinnern, wo sie saßen und wie sie hießen.

In der vordersten Bank waren vier Kleine: Christian Sörensen, der einen dunkelblauen Anzug anhatte, Hermann Hoffmann, Emanuel Möller und Heinrich Hoffmann.

»Christian ist unser Lebhaftester«, sagte Dr. Niehaus. »Aber er ist ein braver Junge und lernt fleißig. Und Heinrich, der kann singen wie eine Nachtigall; nicht wahr, Christian?«

Christian und Heinrich lachten übers ganze Gesicht.

»Hermann ist mein Freund«, fuhr Dr. Niehaus fort; »er ist ein Musterschüler.«

Bescheiden lächelnd nahm der kleine Hermann dieses Lob entgegen.

In der nächsten Bank saßen wieder vier Knaben, aber etwas größere. Sie hießen Quirinus Weidele, Richard Rasmussen, Ludwig Günther, Karl Lohrer. Von ihnen war Karl der Stärkste, Richard konnte schreiben wie ein Künstler, Ludwig war ein zart gebauter, klug aussehender Junge.

»Hier in dieser Bank«, sagte Herr Niehaus, als wir zur dritten kamen, »sitzen nur drei, da ist gerade noch ein Platz für dich, Nonni. Merk dir auch gleich ihre Namen gut: Dein Nebenmann dort heißt Henri Büron, der da Joseph Hammermüller, und der da Bernhard Hansen.«

Ich gab allen dreien, da ich in ihre Bank kommen sollte, gleich die Hand.

Bernhard war der Kleinste von ihnen, aber tüchtig im Lernen. Mein bester Freund wurde später Hammermüller.

In der hintersten Bank saß mein Landsmann Gunnar, neben ihm Vigo Kanngießer, dann Iwan Sollohub und als letzter Francesco Bravi-Bertini, der von italienischen Eltern geboren war, die aber schon lange in Dänemark lebten.

Nachdem mir alle vorgestellt waren, führte mich Dr. Niehaus wieder zu der dritten Bank hin, wo ich mich neben Büron setzte.

Büron war ein sehr höflicher, liebenswürdiger Knabe. Er gab mir nochmals die Hand und hieß mich als seinen Nebenmann herzlich willkommen.

siehe Bildunterschrift

»Dr. Niehaus stellte mich meinen neuen Schulkameraden vor und machte mich dann der Reihe nach mit ihnen bekannt.« (S. 197.)

Jetzt begann der Unterricht.

Außer Dr. Niehaus waren noch zwei jüngere Lehrer an der Schule tätig: Herr Maus und Herr Schleißner. Sie kamen beide erst in einer späteren Stunde. Ich wurde aber, sobald ich sie kennengelernt hatte, auch mit ihnen gut Freund.

Die fünf Schulstunden waren sehr anregend und unterhaltend für mich. Sie gingen wie im Fluge vorüber.

Und erst die Spielpausen zwischen den Stunden! Die gefielen mir vom ersten bis zum letzten Tag, solang ich die König-Knud-Schule besuchte, am besten. Sie gehören zu meinen angenehmsten Erinnerungen aus jener Zeit.

Das Schönste bei diesen Spielpausen war, daß wir sie, nicht wie es sonst in den Schulen üblich ist, auf einem engen Schulhof verbringen mußten, sondern oben auf den herrlichen, mit hohen Bäumen bestandenen Wällen der Stadt.

Die König-Knud-Schule hatte nämlich keinen Schulhof. Sie lag aber unmittelbar an den hohen Stadtwällen. Wir Knaben schätzten das über alles, denn einen schöneren Spielplatz als die Stadtwälle hätten wir uns nicht denken können.

Am Ende der Pausen läutete Dr. Niehaus jedesmal mit einer großen Glocke aus einem der oberen Fenster des Schulgebäudes. Dann stürmten wir alle von den Wällen herunter in die Schule zurück.

Nach Schluß der Schulstunden des ersten Tages war ich überglücklich. Ich konnte nun gar nicht mehr begreifen, wie ich vor der Schule hatte so bange sein können.

Wäre ich nur, wie mein Freund und Landsmann Gunnar, viel eher hineingegangen! So dachte ich jetzt.

Als ich am Nachmittag nach Hause kam, ging ich zu Herrn Dr. Grüder und teilte ihm mit, daß es mir in der kleinen König-Knud-Schule am besten gefalle, und daß ich dort bleiben möchte.

»Gut«, sagte Herr Grüder, »dann melde ich dich heute noch bei Herrn Dr. Niehaus als Schüler an.«

Und so geschah es. Ich ging nun jeden Tag in die König-Knud-Schule und verlebte dort zusammen mit der kleinen fröhlichen Schar meiner neuen Kameraden nützlich und frohgemut meine ganze Kopenhagener Schulzeit.

Mein bisheriges, ungeregeltes Leben hörte jetzt von selber auf. An seine Stelle traten die täglichen Schulstunden mit ihren vielfältigen Arbeiten und Aufgaben. Es wurde emsig studiert. Ich fing sogar an, fremde Sprachen zu lernen, namentlich Französisch und Deutsch, was mir große Freude machte.

Daneben fanden wir König-Knud-Schüler noch genügend freie Zeit auch zu allerhand Schulstreichen.

Ja, lustige Streiche und Schulabenteuer, gelegentliche Schülerkämpfe während der Pausen und nach der Schule, hauptsächlich oben auf den Wällen der Stadt gegen fremde Schüler, sowie sonstige frischfröhliche Wagnisse spielten eine nicht geringe Rolle in »unserm Stundenplan«. Zuweilen allerdings sprach dann der plötzlich erscheinende Dr. Niehaus das – unsanfte Schlußwort.

Alle diese sogenannten Schulstreiche, meine Erlebnisse und Abenteuer während meines damaligen Aufenthalts in Kopenhagen zu berichten, ist hier nicht möglich; sie würden ein eigenes dickes Buch füllen. Nur mein größtes unschönstes Erlebnis aus jenen Tagen, eine ereignisvolle Kahnfahrt über den Öresund nach Schweden, will ich im folgenden noch erzählen.


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