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Wie die Schildbürger ihrem Kaiser Volk zuschickten und wie es ihrer Soldaten Einem erging.
Das Geschrei von dem Krieg, um dessentwillen die Schildbürger obgehörtermaßen ihre Glocken in die tiefe See versenkt, war nicht so gar nichtig, daß sie es nicht auch in der That selber empfunden hätten. Denn innerhalb weniger Tage kam Befehl an sie, etliche Knechte zur Besatzung in die Stadt zu schicken: welches sie auch thaten.
Derselbigen Schildbürger Einem, und nicht dem geringsten, begegnete, als er in die Stadt einzog, der Kuhhirt, welcher seine Unterthanen, Kühe, Kälber und Ochsen, eben austreiben wollte. Und als er sich nicht anders spreizte und räkelte, als drei Eier in einer Bütte oder in einem Korbe, berührte ihn eine Kuh mit dem Horn nur ein wenig. Darob erzürnte er solchermaßen, daß er seinen Dolch auszog, seine Fuchtel in die Hand nahm, gegen die Kuh hintrat und sprach: Bist du eine ehrliche und redliche Kuh, so stoße mich noch einmal. Aber die Kuh war nicht so ehrlich und redlich, daß sie hätte dürfen ein Wörtchen sagen.
Auf eine Zeit thaten sie aus der Stadt einen Ausfall auf die Feinde, von den Bauern Hühner und Gänse zu erbeuten. Nun hatte der gemeldete Schildbürger kurz zuvor ein Panzerblech, einer Hand breit, gefunden, und als er eben damals ein neues Kleid machen lassen, dem Schneider befohlen, selbiges unter das Futter ins Wamms zu vernähen und vor das Herz zu setzen, damit er desto sicherer wäre und gelegentlich einen Puff aushalten könnte. Wie ihm denn auch einmal ein solches Glück widerfahren war, als er ein halbes Hufeisen gefunden und solches untern Gürtel gesteckt hatte, daß er damit einen Schuß auffing, welcher ihm sonst sein Leben gekostet hätte. Weshalb er sich denn nachmals um den Gürtel ganz mit Hufeisen behängte und solche statt eines Harnisches gebrauchte. Als nun der Schildbürger auch mit hinaus lief, eine Beute zu erjagen, kamen die Bauern und jagten ihn. Da wollte er über einen Zaun springen, blieb aber mit den Hosen an einem Zaunstecken hängen. Da stach der Bauern Einer nach ihm mit einer Hellebarde, daß er vollends hinüber fiel und davon lief, also daß ihm nichts zu Leide geschah. Darüber verwunderte er sich sehr und beschaute seine Hosen, um zu sehen, was es doch sei, das ihm den Stich aufgehalten hatte. Da befand er, daß ihm der Schneider das Panzerblech vor den Hintern gesetzt und ins Futter vernäht hatte. Ei, nun danke Gott, sprach er, diesem Schneider, der mir dies Kleid gemacht: wie hat er so wohl gewußt, besser als ich selber, wo mir das Herz liege!