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Wie der Schultheiß mit dem Kaiser das Imbißmahl genommen und was sich allda für Reden verlaufen haben.
Es hatte der Kaiser den Schultheißen und seine Unterthanen geladen, bei ihm die Mahlzeit zu nehmen, welcher sich denn um so viel demüthigte, daß er ihm zu Willen ward. Als sie nun zu Tisch saßen, Niemand bei dem Kaiser an seiner Tafel, als mein Herr der Schultheiß, verliefen sich zwischen ihnen viel zierlicher Reden, von sehr hohen und wichtigen Sachen, welche hier zu erzählen viel zu lang wären, weßhalb ich sie denn vorüber gehen und nur etliche anführen will. Der Schultheiß sah des Kaisers Sohn, welcher an einem Tische saß, lang und scharf an. Das merkte er Kaiser und sprach zu ihm: »Was bedünkt dich von dem?« – Der Schultheiß antwortete: »Junker Kaiser, ist es nicht euer Sohn?« – »Ja«, antwortete der Kaiser. – »Fürwahr,« sprach der Schultheiß, »ich hab es ihm an der Nasen angesehen. Aber nun sagt mir ein: hat er noch kein Weib?« – »Nein,« sagte der Kaiser, »er hat noch keine: weißt du etwa eine, die für ihn wäre?« – »Ich wüßte wohl eine,« spricht der Schultheiß, »aber es müßte in der Stille zugehen und ich nicht verrathen werden. Es ist ein feines, handfestes Mensch. Der Junker Kaiser sollte sie nur einmal sehen, wie sie alle Morgen im Dreck bis über die Knie steht und arbeitet: ich weiß, ihr würdet sagen, die gefalle euch auch und ich habe Recht daran; doch ich bitte, mich nicht zu vermelden.«
»Wir wäre denn die Sache zu machen,« sagte der Kaiser, »wie meinst du, daß wir es angreifen sollten?«
»Es gilt zuvor eins, Junker Kaiser,« sprach der Schultheiß, »darnach will ich es sagen: der Schultheiß trinkt der Schultheiß trinkt! Wenn ihr mir ein Paar Hosen geben wollt und meiner Frau bis über die Knie auch rothe Beine machen, wie die Störche haben, so will ich euch behülflich sein, daß er sie zu sehen, ja bald zu eigen kriegen soll.« Das versprach ihm nun der Kaiser, darauf ward die Glocke vollends gegossen, die Sache abgeredet und beschlossen, jedoch mit Verheißung des Stillschweigens. – »Denn«, sagte der Schultheiß, »wenn es andere Burschen inne würden, so käme zur Stund noch Einer und stäche sie euerm Sohn ab.«
»Doch möchte ich wohl wissen,« sprach mein Herr Schultheiß ferner, »was er für eine Hantierung könnte, damit ich ihren Eltern anzeigen könnte, was er treiben wolle: alsdann würde die Sache bessern Fortgang haben, Junker Kaiser.« – »Nichts hat er gelernt«, sprach der Kaiser. »Was meinst du aber, daß er noch lernen könnte? Er ist noch jung und stark; wozu meinst du, daß er tauglich wäre? Oder was treibt der Jungfrau Vater? vielleicht könnte er dem helfen.«
»Es ist wohl wahr, Junker Kaiser,« sprach der Schultheiß, »er hat noch einen jungen starken Rücken. Es ist aber zu besorgen, daß ihm nicht etwas ein faul Schelmenbein darin gewachsen sei, denn das pflegt gern zu geschehen, wenn sie also auf der Bärenhaut erzogen werden. Darum wird wohl sobald nichts daraus mit der Hochzeit, weil er nichts gelernt hat. Jedoch möchte man ihn zuvor ein halb Jahr zu der Jungfrauen Vater verdingen, damit man sehen möchte, wie er die faule Lende dahinter thun und sich anlassen wolle. Alsdann ist noch Zeit genug, daß man weiter handle, Junker Kaiser.«
»Wer ist aber«, sprach der Kaiser, »der Jungfrau Vater?« – »Das will ich euch sagen«, sagte der Schultheiß, »wenn ich getrunken habe (der Schultheiß trinkt! der Schultheiß trinkt!); doch heimlich in ein Ohr, damit es Niemand höre.« Als ihm nun der Kaiser ein Ohr geneiget, sagte er: »Es ist der Sauhirt allhier, welchem wir erst vorgestern zu diesem Amt, indem wir ihm Platz gemacht, verholfen, und von welchem wir hoffen, weil er ein feiner, bescheidener Mann, dazu fromm, er werde noch dermaleinst auch Schultheiß werden, wie denn ich auch aus einem Schweinhirten zu solchen Ehren bin erhoben worden. Deßgleichen ist seine Tochter gar ein redlich hurtig Mensch und wäre gar wohl für ihn, wenn er etwas lernen wollte, womit er sein Mus und Brod gewinnen und Weib und Kinder (denn sie hat ein starkes Leder: wird den Rücken tapfer dahinter thun) ernähren könne, Junker Kaiser.« Der Kaiser dankte ihm des freundlichen Anerbietens, mit Vermeldung, er wollte solches ferner bedenken und wessen er gesinnt wär, ihn schriftlich wissen lassen, welches noch geschehen soll.