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Wie die Männer nach empfangenem Schreiben wieder heimkehren und wie sie von ihren Weibern empfangen werden.
Sobald den Männern das gemeldete Schreiben behändigt und überantwortet worden und sie dessen Inhalt gelesen und verstanden hatten, ward ihnen alsbald ihr Herz dadurch gerührt, also daß sie in sich gingen und gedachten, weil dem wirklich ja also wie ihre Weiber geschrieben hätten, so wär' es höchst nothwendig, daß sie wieder heimkehrten. Darum begehrten sie alsobald von ihren Herren einen gnädigen Urlaub, daß sie heimkehren und ihren häuslichen Geschäften vorstehen und wieder aufhelfen möchten. Solches ward ihnen von ihren Herren gegönnt und zugelassen, wiewohl sie es ungern thaten, denn wer wollte solche weise Leute nicht allzeit gern bei und um sich haben? Jedoch mußten sie versprechen, wo man ihrer ferner bedürfen würde, sich gebrauchen zu lassen. Also kamen die Schildbürger, nachdem sie lange genug ausgewesen, wiederum heim, mit Ehren und großen Gaben; wie denn ein weiser Mann aller Ehren und alles Gutes wohl werth ist, und es nicht zuviel würde, wenn man ihn mit Gold aufwägen sollte.
Sie fanden aber bei ihrer Wiederkunft in allen ihren Sachen solche Unordnung und Verwirrung, daß sie sich, so weise sie auch waren, nicht genug verwundern konnten, wie es nur möglich sei, daß sich in der kurzen Zeit ihrer Abwesenheit so viel habe verkehren können. Aber Rom, das in vielen hundert Jahren kaum gebaut worden, kann wohl in einem Tage gebrochen und zerstört werden.
Der Schildbürger Weiber waren zwar der Rückkunft ihrer Männer sehr froh, empfingen sie aber nicht Eine wie die Andere. Denn wie sie von Natur und Complexion ungleich geartet und gesinnt waren, so empfingen auch Einige ihre Männer ganz freundlich und liebreich, wie ein rechtschaffenes Weib billig thun wird vermöge der Tugenden, welche das weibliche Geschlecht sonderlich zieren sollen; Andere aber fuhren ihre Männer mit harten, rauhen und zweischneidigen Worten an und hießen sie in aller Teufel Namen solchermaßen willkommen, daß ihnen viel besser gewesen wäre, wenn sie in der Fremde geblieben wären. Welches denn leider jetzund viel Weiber im Brauch haben, die doch selten etwas Anderes damit gewinnen, als daß sie Püffe davontragen und unwillige Männer machen.
Sonst waren sie gemeinlich allzumal fröhlich, stellten Freudenfeste an und waren von Herzen gut Freund mit ihren Männern. Wie aber der Weiber Art ist, daß sie, wenn sie einmal anfangen zu bellen, nicht so bald aufhören können, so hielten sie nun ihren Männern vor, wie hochnothwendig es gewesen, daß sie wieder heim gekommen, sowohl des Feldes, des Viehes und Gesindes wegen, als der kleinen Haushaltung willen, welche schier zu lange still gelegen und nicht wäre betrieben worden. Was nun hierin, wie auch in andern Dingen, bisher durch sie versäumt worden, das bäten sie nunmehr nachzuholen, wieder einzubringen und fürderhin ihres Amtes besser wahrzunehmen. Welches zu thun ihnen die Männer bei Ehr und Treue gelobten.
Hierauf traten die Schildbürger zusammen, Rath zu finden: Wie sie doch thun und sich verhalten sollten, daß sie nicht mehr solchergestalt wie bisher von ausländischen Herren geplagt und abgefordert würden, sondern ruhig und unangefochten bei dem Ihren blieben und ihm in allem Frieden obliegen könnten. Weil es aber des Mals schon spät am Tage und die Sache hochwichtig und deßhalb eines eigenen Tages nothwendig war, so sahen sie für gut an, daß sie nächstens einmal zusammenkommen und was zu thun wäre, endlich beschließen sollten.
Darnach gingen die Schildbürger, nachdem sie mit weisen Reden, süßer und lieblicher denn Honig, und bei einer Mahlzeit, schöner als Gold und Silber, sich nach Nothdurft (denn die Weisen überfressen und übersaufen sich nicht, wie die Thoren) genugsam ergötzt hatten, ein Jeder in sein Haus, und welcher nicht länger wachen wollte, der verkroch sich in seine Federn, so gut er sie mit der Gabel gestreut fand.