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Aus: Düsseldorfer General-Anzeiger vom 26.5.1912;
Buch der Katastrophen, Leipzig 1916
Ich war ein glücklicher und zufriedener Mensch, bis mir mein Onkel William Feesemupp aus Amerika zu meinem Geburtstag eine kleine längliche Schachtel schickte mit der Aufschrift: Fountain Pen.
In der Schachtel befanden sich ein etwa zehn Zentimeter langes, schwarzes Stöckchen und ein mit englischen Worten bedruckter Zettel, der eine Erklärung des rätselhaften Stöckchens zu geben schien. Dieser Zettel war für mich von keinem Nutzen. Wenn ich auch in meiner Jugend die englische Krankheit hatte, verstand ich trotz dieser Prädisposition außer »yes« kein Wort Englisch.
Es beunruhigte mich unsäglich, über den Sinn und Zweck des mysteriösen Geschenkes meines Onkels nicht im klaren zu sein. Gott, was war das nur? Onkel William war ein praktischer Mann, der mir nur Nützliches schenken würde.
Immer wieder nahm ich die dem Stäbchen beigefügte englische Erklärung vor; ich stierte auf den mir völlig unverständlichen Zettel. Da waren immer die entsetzlichen Worte: pull out, put in, pull out, put in, die mir wie ein höhnender Zuruf, ein Spott erschienen. Fountain Pen – Tag und Nacht quälte mich dieses Wort, lastete auf mir und nahm mir alle Tatkraft. Ich hörte auf, mich zu rasieren und die Wäsche zu wechseln. Grübelnd und apathisch saß ich zusammengekauert in der Ecke.
Meine Magd Protuberanze Zahnlück beobachtete mit Schrecken die seltsame Veränderung, die mit mir vorging. Mit den köstlichsten Leckerbissen versuchte sie vergebens, mich aus meiner Grübelecke zu locken, selbst Schinken mit frischem Spargel und Rheinsalm mit Gurkensalat vermochten nicht, mich meiner Lethargie zu entreißen und die alten Lebensenergien wieder aufzuwecken.
Dieser furchtbare Zustand, in den ich durch das wohlgemeinte Geschenk meines Onkels geraten war, dauerte nun bereits mehrere Wochen.
Fountain Pen – pull out, put in, pull out, put in hämmerte es fortgesetzt in meinem Hirn.
Unbedingt wäre ich dem Irrsinn verfallen, wenn nicht zufällig eines Tages mein Freund Möbus Hülskilbe zu mir gekommen wäre. Er ließ vor Monaten seine Gummischuhe bei mir stehen und kam jetzt, um sie abzuholen. Er war ein guter Kerl, aber sehr zerfahren und vergeßlich.
Von Protuberanze erfuhr er sofort an der Haustür, was geschehen war, von dem Verhängnis, welches durch das Geschenk meines Onkels über mich gekommen war.
Möbus war mir stets ein hilfsbereiter Freund gewesen. Ich hatte Vertrauen zu ihm, und sein Erscheinen wirkte auf mich wie ein Strahl von Hoffnung.
Ich reichte Möbus erwartungsvoll die Schachtel. Er entfaltete den beigefügten Zettel und gestand nach längerer Prüfung, daß diese Erklärung in englischer Sprache verfaßt sei. – So schlau war ich auch, diese Tatsache zu vermuten!
Was Fountain Pen und pull out, put in nun eigentlich hieß, wußte er ebensowenig wie ich. Wie mir, war auch ihm das Stöckchen ein Rätsel.
»Da müssen wir ein Wörterbuch nachschlagen«, sagte er nach längerem Nachdenken, »ich habe ein englisches Wörterbuch, welches ich dir schicken werde.«
Das war die Rettung. Man konnte die unheimlichen Worte nachschlagen und den Sinn des Geschenkes ergründen. Neue Hoffnung!
Wir tranken vor allem fünfzehn Flaschen Pale-Ale und zwei Flaschen Whisky, rauchten englischen Tabak aus englischen Pfeifen und leckten zum Schluß von zehn Rollen englischem Pflaster den Leim. So glaubten wir uns in der richtigen Weise vorzubereiten und eine empfängliche Basis für englische Art und Sprache zu schaffen.
Wir bereiteten uns zu gründlich vor.
Möbus wurde wie ein toter Gegenstand von der trefflichen Magd und dem Chauffeur in ein Auto verladen und in seiner Wohnung abgegeben. Ich erwachte am nächsten Nachmittag unter dem Tisch in einer Wasserlache, den Mahagoniständer, auf dem sonst ein Fischglas stand, in den Armen.
Um mich herum lagen Scherben zerstreut. In der geballten Hand hielt ich einen toten Goldfisch.
Protuberanze stand vor mir und heulte gottesjämmerlich. Sie schüttelte verzweifelt den Kopf Ein vermaustes Zöpfchen hing ihr in den Nacken.
Mit ihrer Hilfe gelang es mir, auf die Beine zu kommen und in einem Klubsessel zu landen.
Fountain Pen, pull out, put in – – schon fing es wieder an in meinem Schädel, dieses schreckliche Karussell.
Ich versuchte mit Whisky, mit sehr viel Whisky, das Karussell zum Stillstand zu bringen. Protuberanze rang die Hände.
Abends brachte ein Roter Radler das versprochene Buch von Möbus Hülskilbe. Aus dem qualvollen Sinnieren wurde ich jäh herausgerissen. Fast wie eine frohe Hoffnung kam es stärkend über mich. Freudigen Mutes und voller Zuversicht stürzte ich mich auf das Buch, das mir die Lösung des Geheimnisses Fountain Pen bringen sollte.
Aber wie sollte ich enttäuscht werden!
Heiter und sicher schlug ich das Buch auf, und gleich auf den ersten Seiten kam eine Unruhe über mich. Der Sinn verwirrender Namen und Zahlenreihen, die vor meinen Augen tanzten, wollte mir nicht klar werden. Und je mehr ich forschte, suchte, blätterte, vorwärts und rückwärts, um so quälender unverständlicher wurde mir dies alles. Meine Augen bohrten sich stierend in die Seiten, auf denen es wie von krabbelnden Ameisen wimmelte. Stunden der Nacht hielt mich das Buch wie gebannt. Doch als das Grau des Tages in das Zimmer floß, fand ich aus einer wahnwitzigen Wut heraus die Kraft, das Buch von mir zu schleudern und mit meiner Browning in tausend Fetzen zu zerschießen.
Die Schüsse verhallten.
Fountain Pen! schien es aus den Ecken zu höhnen. Ich mußte Ruhe haben, wenn ich nicht dem Wahnwitz anheimfallen wollte. Ich schlug meinen Kopf einige Male fest auf die Marmorfensterbank und sank betäubt in den Klubsessel. Irgendwo fiel eine Bowle herunter.
Die Sonne stand am nächsten Tage schon recht hoch, als ich erwachte. Vor mir stand Möbus Hülskilbe und betrachtete mit großem Interesse eine Beule, die sich wie eine blaue, faustgroße Frucht an meinem Kopf gebildet hatte.
»Du bist natürlich mit dem Buch nicht zurechtgekommen«, begann Möbus ein wenig schuldbewußt. Ich ballte die Fäuste und sah ihn fragend an.
»Daran ist dein Whisky schuld; ich habe dir versehentlich das Reichskursbuch von 1901 geschickt!«
Schon packte ich Möbus mit starken Armen und warf ihn zum Fenster hinaus. »Ich weiß, was Fountain Pen heißt!« schrie er stürzend.
Kaum sammelte ich mich ein wenig, ich keuchte noch von der Anstrengung, als Möbus wieder in das Zimmer trat. Er war unverletzt, nur der steife Hut war eingedrückt. Er war mit Gottes Hilfe in eine Karre mit Unrat gefallen. Mein Zorn legte sich.
»Roher Mensch! Fountain Pen ist ein Taschentintenfüllfederhalter. Der dir gesandte hat eine von den bisherigen im Handel befindlichen Systemen ganz und gar abweichende Form. Das war wohl der Grund, daß ich ihn nicht in seinem Zweck erkannte. Der Füllfederhalter ist eine praktische, äußerst praktische Erfindung. Jederzeit schreibbereit. – Hätte ich eben das Genick gebrochen, hättest du es nie erfahren. Gib mir den Zettel, der in der Schachtel lag, wir lassen ihn bei Miss Ashkees, die sich mit Übersetzungen befaßt, ins Deutsche übertragen«, so sprach Möbus sachlich, ruhig, ohne Groll und verließ mit dem Zettel das Zimmer.
Also einen Taschentintenfüllfederhalter schenkte mir mein Onkel. Das ist ein praktisches, zeitgemäßes Instrument, welches jeder Mensch, der sein Brot mit der Feder verdient, besitzen muß. Es war doch eine Schmach, daß wir die Bedeutung des Fountain Pen nicht gleich erkannten. Möbus hätte das zum wenigsten sofort wissen sollen.
Möbus kam bald mit der Übersetzung der Gebrauchsanweisung und zwei großen Flaschen Tinte zurück.
»Ich habe die Gebrauchsanweisung in der Elektrischen bereits genau geprüft, überlasse es mir, den Federhalter mit Tinte zu füllen und gebrauchsfertig zu machen«, schlug mir Möbus vor. Ich war wohl damit einverstanden. Ich verfolgte genau das Tun meines Freundes.
So, die vordere Kapsel war abzunehmen, das war als erstes vorgeschrieben. Gott, was war vorne, was war hinten? Natürlich machte Möbus es verkehrt und schraubte die Kapsel auf der falschen Seite ab. Ein kleiner Stift mit einem Knopf aus Messing, der in der Mitte des Halters angebracht war, sollte bei der Füllung des Halters heraus und wieder hineingeschoben werden, fortgesetzt raus und rein (so hatte Miss Ashkees »pull out, put in« übersetzt). Möbus hielt nun den Halter in die Tintenflasche und machte an dem Messingknöpfchen pull out, put in – wohl eine gute halbe Stunde. Es geschah nichts, die Tinte blieb in der Flasche. Möbus ließ aus Versehen dann den Halter in die Flasche fallen. Wir gossen die Tinte in einen Suppenteller und fischten den Halter wieder heraus. Mein Vertrauen zu Möbus begann zu wanken, Der Halter sei waagerecht zu füllen, stand in der Gebrauchsanweisung. Das hatte Möbus übersehen. Er verteidigte sich und meinte, es sei wohl unwesentlich, aber man könne es ja immerhin versuchen. Er legte den Halter schräg in den mit Tinte gefällten Suppenteller und machte an dem Knöpfchen pull out, put in. Sogleich stiegen dicke Tintenblasen auf, die mit einem schluchzenden Geräusch platzten und Möbus Tinte ins Gesicht spritzten. Der Halter schien tief zu atmen, er zuckte hin und her. Es war in der Tat unheimlich. Dann schoß plötzlich ein Strahl Tinte, wie ein Springbrunnen, aus dem Suppenteller Möbus mitten ins Gesicht. Möbus riß den Halter aus der Tinte, der stöhnende Laute von sich gab.
Möbus konnte einen Neger beschämen, aber er verlor nicht die Geduld, sich weiter mit dem Halter zu beschäftigen und ihn gebrauchsfähig zu machen. Ich bekam nichts mit von dem Tintenstrahl, hatte nur Tinte an den Fingern und unter den Nägeln.
»Vielleicht hast du die Kapsel an der verkehrten Seite abgeschraubt?« warf ich ein.
Stillschweigend schob Möbus die abgenommene Kapsel auf und streifte die Kapsel am anderen Ende ab. Eine goldene Feder kam zum Vorschein, in die ein Röhrchen endigte. Das Ende mit der Feder mußte waagerecht in die Tinte getaucht werden. Möbus tat es, machte am Messingknöpfchen pull out, put in, und gierig begann der Federhalter zu saugen. In wenigen Minuten war der Teller geleert. Man goß die zweite Flasche Tinte nach, die ebenso schnell im Halter verschwand. Als der letzte Tropfen aufgesogen war, begann der Federhalter in gräßlicher Weise zu knirschen und sich aufzublähen. Wir sandten Protuberanze weg, schleunigst noch zehn Flaschen Tinte zu holen.
Prompt saugte der Füllfederhalter auch dieses Quantum. Es war uns unerklärlich, wo die Tinte blieb. Erst nach der zwölften Flasche beruhigte sich der Halter ein wenig. Um immer gerüstet zu sein, bestellte ich auf den Rat von Möbus in einer Tintenfabrik dreißig Hektoliterfässer Tinte.
»So, mein Lieber, jetzt ist der Federhalter schreibbereit, gefüllt und in Ordnung. So, ich stecke ihn dir in die obere Tasche deiner weißen Weste. Schmeiß deine Tintenfässer und deine Taschenbleistifte, die immer abbrechen oder einen in der Tasche stechen, in die Müllkiste. Du hast jetzt das unentbehrlichste Requisit des modernen Schriftstellers und Journalisten. Stets schreibbereit.« Er klopfte mir dabei auf die Schulter und schüttelte mir zum Abschied die Hand. Er ging, um sich mit Bimsstein, Schmirgel, schwarzer Seife und einer Wurzelbürste zu versehen. Er wollte nicht Neger bleiben.
Ich mußte mich bei meinem Onkel bedanken. Der erste Brief mit dem Fountain Pen geschrieben! Schon war Tinte durchgesickert in die Tasche. Es bildete sich ein großer Flecken. Der Halter triefte von Tinte. Ich putzte ihn an der Gardine ab und setzte mich an meinen Schreibtisch. So, jetzt mit Schwung die Überschrift: »Lieber Onkel!« Anstatt einer deutlichen Schrift wurde es ein Gekratze auf dem Papier. Die Feder blieb trocken. Es lief keine Tinte. Dafür tropfte mir aber aus dem anderen Ende des Halters Tinte in den Ärmel. Ich schüttelte den Halter, erreichte aber nur, daß überall Tinte herausspritzte, nur an der Feder nicht. Na, wird schon mal kommen. Die Tinte muß sich setzen. Ich putzte den Halter wieder an der Gardine ab. Ich zog eine neue Weste an und steckte ihn in die obere Westentasche. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, daß so eine Feder erst mal eingeschrieben und die Mechanik richtig erkannt werden muß.
Ich hatte mich lange nicht im Kaffeehause am Stammtisch sehen lassen. Da mußte doch der eine oder andere sein, der über Füllfederhalter informiert oder im Besitz eines solchen war. Zu den Kenntnissen Möbus' hatte ich kein Vertrauen mehr.
Ich ging ins Kaffeehaus. Man war am Stammtisch ziemlich vollzählig erschienen. Nur Feodor Nießwurz vom »Tageblatt« und Doktor Kurt Druckknopf vom »Journal« fehlten. Ein seltener Gast saß heute auch mal wieder am Stammtisch, der bekannte, aber auch gefürchtete Psychiater Professor Doktor Bastian Kopfschupp. Er galt auf dem Gebiet der Psychiatrie allgemein als unbedingte Autorität. Zwar wußte man, daß er weniger aus menschenfreundlichem Interesse heraus als aus Vorliebe für die Grotesken gestörter Gehirne gerade dieses Gebiet zum einzigen Feld seiner wissenschaftlichen Tätigkeit und Forschung machte. Seine Belasteten waren ihm ergötzliche Marionetten, alle Manischen, alle Sorten Irrer ihm Akteure in einer köstlichen Posse. Er besaß in hohem Maße hypnotische und telepathische Fähigkeiten. Eine besondere Spezialität war seine Methode, alles, was in der Welt geschieht, alle Ausdrucksformen, alle Erfindungen auf technischem oder wissenschaftlichem Gebiet auf Bazillen im Gehirn zurückzuführen. Nachahmung und Verbreitung neuer Erkenntnisse nannte er Folgen von Infektionen. Er sprach vom Sportbazillus mit seinen vielen Abarten, vom Kunstbazillus, vom Erfindungsbazillus, vom Zeitungsbazillus, vom militärischen Bazillus usw. Dann auch glaubte er an eine bestimmte Infektion bei der Benutzung von sogenannten patentierten Gebrauchsgegenständen, wie von Taschenfeuerzeugen, Füllfederhaltern, unexplosibelen Lampen, Taschenmessern mit Musik und tausend anderen für den modernen Menschen unentbehrlichen Gegenständen. Patienten, die von einem solchen Bazillus befallen waren, wurden ihm beliebte Objekte seiner Versuche auf die Groteske und seiner Therapie der Anpassung und Einstellung auf den Gegenstand.
Ich hatte den Rock ein wenig geöffnet.
Professor Kopfschupp erzählte von der Infektion eines eifrigen Fußballspielers, der von früh bis spät den Ball trat. Nach einigen Monaten war er nicht mehr in der Lage, normal zu gehen. Er konnte sich nur noch in großen Tretsprüngen auf der Straße bewegen. In Ermangelung eines Balles riß er oft Leuten die Köpfe aus. Das war ein typischer Fall.
»Sie tragen einen Füllfederhalter«, sagte plötzlich Professor Kopfschupp, meine mit Tinte bekleckerten Hände und Tintennägel sarkastisch betrachtend, »bitte, was haben Sie für ein System?«
Ich war stolz, mit meinem Fountain Pen renommieren und ihn vorführen zu können. Ich griff in die Weste. Ich faßte in Feuchtes. Meine Weste war auf dieser Seite völlig mit Tinte getränkt. Ich hatte das, weiß Gott, nicht bemerkt. Auch daß mir die Tinte am Bein hinunterlief und die Schuhe füllte, wurde mir erst jetzt bewußt.
Kopfschupp lächelte milde: »Ja, ein Fountain Pen, amerikanisches Fabrikat, schwerer Fall.«
Er versuchte auf dem Tischtuch mit meinem Halter zu schreiben. Die Feder blieb trocken. Er machte an dem Messingknopf pull out, put in und versuchte dann noch einmal zu schreiben. Jetzt kam wohl Tinte in die Feder, aber viel zu viel. Es gab nur Kleckse.
»Ja, ja, ich kenne das System. Sie müssen, um unerwünschte Tintenabsonderung zu vermeiden, auf den Händen gehen. So bleibt ihre Füllfeder stets schreibbereit. Schauen Sie«, der Professor wies zur Tür, »da kommen die Herren Nießwurz und Druckknopf. Sie haben beide Füllfederhalter verschiedenen Systems. Um das Ausfließen der Tinte zu vermeiden, muß Nießwurz im rechten Winkel nach vorne, Druckknopf mit einem anderen System rechtwinkelig zurückgebeugt einhergehen. Das ist meine Therapie, und die Herren fahren wohl dabei.«
Die beiden Erwähnten näherten sich in der durch ihre Füllfederhalter bedingten Stellung, setzten sich unter großen Schwierigkeiten an unseren Tisch und schrieben, unbekümmert ob der seltsamen Lage, mit wohlfunktionierenden Füllfederhaltern ihre Kritik über die Premiere, von der sie kamen.
Professor Kopfschupp schmunzelte mit Wohlbehagen. Er wies noch auf einen korpulenten Herrn, der am Nebentisch saß. Es war ein Familienromanschriftsteller. Er schrieb Tag und Nacht, wo er ging und stand, seine Romane für Haus und Familie. Er fand keine Zeit zum Eintunken. Er trug auf bloßem Leibe, vorne und hinten, über den Schultern mit einem blauen Band zusammengehalten, zwei flache Gummisäcke mit Tinte gefüllt, aus denen Schläuche zum Federhalter führten. So brauchte er kein Tintenfaß. Er war eben ein Mann, der nicht eintunken wollte, gar nicht eintunken.
Professor Kopfschupp schmunzelte auch angesichts dieses Patienten. Dann nahm er einen kleinen, stumpfen Bleistift aus der Tasche und notierte sich meinen Namen.
Ich akzeptierte den therapeutischen Vorschlag des Psychiaters, mich und meinen Fountain Pen betreffend, und gehe jetzund und immerdar auf den Händen. Ich ertrage es gern und habe mich daran gewöhnt. Mein Füllfederhalter saugt zwar enorme Tintenmengen, funktioniert aber so einwandfrei.
Immer wenn mich Kopfschupp auf der Straße sieht, schmunzelt er.