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als die vier ehernen Rosse des Lysippos nach Venedig
abgeführt wurden.
Der eine, braucht's, der andre hat's –
Um dessenwegen führt man Krieg.
Der Starke nimmt des Schwachen Platz,
Und Beute lohnt den Schlachtensieg.
Der eine braucht's, der andre hat's!
Und wem das Glück hold, der erficht's.
... Gott sorgt schon für den armen Spatz,
Sprach weiland Walter Habenichts.
Der eine braucht's, der andre hat's!
Fahr wohl, du goldnes Viergespann,
Byzanz verliert den teuren Schatz,
Weil ihn Venedig brauchen kann.
I.
Verbuhlte Stadt, golddurstiger Menschenhaufen,
Es geht an euch, ihr Wächter, seht euch vor,
Ein hagrer Werwolf will durchs Gatter laufen,
Ich selber rat' euch: sperrt ihm Tür und Tor.
Wer kann, o Hochwald, deinen Hauch heut malen,
Dein saftig Grün, vom Morgentau umreift?
Frühsonne schießt durchs Dickicht ihre Strahlen,
Und golden blinkt der Zweig, den sie bestreift.
Weich wie auf Sammet gehn des Rosses Hufen,
Kaum stört ihr Tritt die heilige Einsamkeit,
Denn ruhig modert auf des Burgwegs Stufen
Der Blätter Schicht, wie Herbst auf Herbst sie streut.
Recht als ein Weidmann reit' ich auf die Reise,
Fest krallt sich um die Faust der Edelfalk,
Aufschnappend springt der Brack' ums Roß im Kreise,
Als Sattel dient ein weicher Otterbalg.
II.
Verbuhlte Stadt! Wie schmiegt sie Haupt und Glieder
Behaglich an den Berghang, in den Strom!
Nachdenksam starrt auf ihren Reiz hernieder
Sankt Martins säulumgürtet finstrer Dom.
Dach ragt an Dach. Spitzgieblig strebt nach oben
Der Landherrn Pfalz, das Rathaus, Zoll und Maut;
Die breitgewölbte Brücke ist zu loben,
Von deren Rand das Kirchlein flutwärts schaut.
Der Hafen wogt von Masten, Wimpeln, Fahnen,
Ein Schiffzug kommt, ein anderer hebt sich weg ...
Am Landeplätze stöhnt der dicke Krahnen
Und angelt Ball' um Ballen vom Verdeck,
Ja, wacker rührt sich's im Ameisenhaufen,
Wo Ordnung, sagt man, stark und sittig macht ...
Kein Schelten stört, kein Fechten und kein Raufen ...
Gewebert wird ... es ist die helle Pracht!
III.
Wer aber ist der wackerste der Wackern?
Wer, wie ein Kaufherr, ehrenreich und klug?
Die Bauernstiere läßt er ruhig ackern
Und erntet dreifach ohne Karst und Pflug.
Bis zum Magnetberg frachten seine Schiffe,
Wo Salz und Pfeffer wächst, ist ihm bekannt ...
Den weißen Falken spenden Thules Riffe,
Der fernste Ost Gewürz und Goldstaubsand.
Nicht jedes Herz braucht Trost im neuen Leide,
Doch jede Jahrszeit einen feinen Rock:
Sein ist die Zukunft – und der feinen Seide
Von Zazamank, von Lybia und Marokk!
aller hande sîden und wîz so der snê
von Zazamanc dem lande.. Nibel.lied 370.
..von Marroch ûz dem lande und ouch von libyan die aller
besten sîden...Nibel.lied 372.
Vergl. Fr. 16. § 7. Dig. de publican. 39, 4. species pertinentes ad vectigal: ... purpura, item Marcorum lana, fucus, capilli Indici.
Weh dem, der als altfränkisch Kind der Berge
Zu Tal verirrt aus stiller Waldesnacht.
Was tappt der Riese zu dem Volk der Zwerge?
... Man schaut sein zottig Fell ... man geht und lacht!
IV.
So kamst auch du an mir vorbeigegangen,
Unselig Weib – und wichest fremd beiseit,
Des Weidmanns schwerer Stiefel schuf ein Bangen
Dem golddurchwirkten schweren Pfauenkleid.
»Eine pfauenartig schillernde Seide, Pfawin genannt, wurde besonders in England (London und Sincester) gefertigt. Sie war eine Nachahmung der Pfauenfedern, die nebst andern Vogelfedern schon zu Karls des Großen Zeit in der Lombardei von den jungen Stutzern auf Seidenzeug getragen wurden.« Weinhold, die deutschen Frauen. S. 424. Vergl. des Bruders Berthold von Regensburg Ereiferung:
Juch genüeget nit daz iu der almethige got dir wal hât verlân an den cleidern, wellet ir brûn, wellent ir sie rôt, blâ, wiz, grüen, gel, swarz. Daran genüeget iuch niht. Und dar zuo twinget iuch iuwer grôze hôhfahrt. Man muoz es iu zuo flecken zersniden, hie daz rôte in daz wize, dâ daz gelwe in daz grüene; sô das gewunden, sô daz gestreichet; sô daz gikelvêh, so daz witschen brûn; sô hie den löwen, dort den arn; sô mit pfaewin hüeten, sô mit hûben, so mit gürteln. Und alsô ist sin alsô vil, daz sin nieman zue ende kommen mag, daz ir durch hôhfahrt erdenket. Hiute erdenket ir einz, morgen erdenket ir ein anderz. Alse ie einre einen iteniuwen fund vindet, den müezen sie danne alle versuochen.
Wackernagel, Altdeutsches Lesebuch, I. 667.
O fürchte nicht, ich komm' dich heimzusuchen,
Ein alter Freund in schrundig altem Wams:
Spar den Claret, den Rest der Pfingstfestkuchen
Für die Gevatterinnen deines Stamms.
O fürcht auch nicht, ich komme auszuspüren,
Wo man den Maibaum pflanz' in nächtiger Stund ...
Und nicht, ich flüstre lockend von Entführen,
Wie einst Waltari zu schön Hildegund.
Bei Gottes Rock! Das brächt' uns wenig Segen.
Mein Turm ist eng und arm an Stiegenraum ...
Du würdest nur den Staub zusammenfegen
Mit deines Schleppkleids ungeheurem Saum.
V.
Und doch komm' ich um deinethalb geschlichen.
In Marktgeschäften lieb' ich Ordnung sehr,
Und eine Rechnung steht noch unbeglichen
Vom Sunnwendabend vor fünf Jahren her.
Ein duftend Brieflein, von dir selbst geschrieben,
Rief mich noch spät zur Reigenlust am Markt
Aus ferner Burg. Mein Roß flog spornzerrieben,
Mit Kranz und Tanzkleid wurde nicht gekargt.
Das Pferdlein Sperber, das mich trug zum Feste,
Sank schnaubend um und war zu Tod gehetzt,
Von Kranz und Tanzkleid blieben mir nur Reste,
Der Sprung durchs Feuer schuf sie brandverletzt.
Du kennst das Roß und kennst den weißen Mantel,
Für die ich den Ersatz zu heischen hab' ...
Du warst ein Kaufweib und verstehst den Handel:
Das Schuldbuch auf! ... Freund Magnus rechnet ab.
VI.
Schön warst du, als von deiner Hand entzündet
Das Sunnwendfeuer aus den Scheitern schlug,
Als Paar an Paar zum Fackeltanz verbündet
Dir nachschritt. Doch – dein Spiel war Lug und Trug,
Posaunen schallten. Glutgerötet schwebtest
An meiner Seite du, voran dem Zug,
»Am Johannisabende wurde allenthalben lustig über die Sonnenwendefeuer gesprungen, und dabei mußte Met sein ... In frühern Zeiten nahm auch die feine Welt an diesen Freudefeuern teil, Fürsten und Könige. Zu Augsburg zündete 1497 in Kaiser Maximilians Gegenwart die schöne Susanne Neithard das Johannisfeuer mit einer Fackel an und machte dann zuerst den Reigen um die Flamme an Philipps Hand, In einer Münchner Urkunde von 1401 wird berechnet:
»umb gras und knechten, die by pänk ab dem haus auf den margt trugen an der sunbentnacht, da herzog Stephan und sein gemachel und das frawel auf dem margt tanzten mit den purgerinen bei dem sunbent fewr.« Im Jahr 1578 ließ der Herzog von Liegnitz Johannisabends ein Freudenfeuer auf dem Kynast halten, wobei er selbst mit seinem Hof zugegen war.«
J. Grimm, deutsche Mythologie I 586.
Dein Busen rang, als ob du wonnig bebtest.
Daß ich erschien. – Dein Spiel war Lug und Trug.
Du botst, als wir Sant Hansen Minne tranken,
Froh
mir zuerst, dann unwirsch ihm den Krug,
Und schon stand felsenfest und sonder Schwanken
Wahl und Entscheid! – Dein Spiel war Lug und Trug.
Dein Mund hieß mich den Einz'gen, Süßen, Teuern,
Als schon die Stirn' des andern Goldreif trug ...
Nu brauchtest
mich, sein Fischblut anzufeuern ...
Unselig Weib, dein Spiel war Lug und Trug.
VII.
Mit diesem Liedlein ward ich dann entlassen,
Es macht dem Schelmen, der's ersonnen, Ehr' ...
Die Kaufmannsdiener sangen's auf den Gassen
Und die Gevatterinnen lachten sehr;
Denn jener hatte, als der Töne besten,
Dazu das Schwegelpfeiferstück gezeigt,
Mit dem man mächtig hohen Herrn und Gästen
Vom Festgelag' des Rats – nach Hause geigt.
Das Lied geht also:
»Zeuch ab, mein schlanker Magnus,
Dein Mäntelein reicht nicht hin,
Wir brauchen Samt und Scharlach,
Gebrämt mit Hermelin.
Zeuch ab, mein schlanker Magnus,
Dein Wämslein ist zu eng.
Wir brauchen Gugelzipfen
Mit Glöcklein und Gespäng.
Zeuch ab, mein schlanker Magnus,
Dein Täschlein ist zu leer ...
Wir brauchen's von Byzantern
Und Lilientalern schwer.
Zeuch ab, mein schlanker Magnus,
Und schweig von deiner Kunst!
Wir haben dich gewogen ...
Was wiegt eine Handvoll Dunst?«
VIII.
Daß anmutsprüheud du mich so betörtest.
War
meine Schuld. Niemanden klag' ich an.
Doch daß du allen Glauben mir zerstörtest
An dein Geschlecht – das war nicht wohlgetan!
Andächt'ge Ehrfurcht ward verkehrt zum frechen
Verächtlich leichten Spiel um leichte Gunst ...
Ich lernte schwören und die Schwüre brechen
Und Räubersart für fromme Ritterkunst.
Wenn kaum der Wächter Taglied von den Warten
Aus trautem Arm zu frühem Urlaub zwang,
Sann ich bereits: welch anderm Blumengarten
Werd' ich zuschleichen, wenn der Tag verklang?
Und ruhig wink' ich, wenn in Weh und Sehnen
Sich nächtige Schatten meinem Lager nahn ...
Nicht mir, nicht mir des Vorwurfs stumme Tränen!
Sucht eine andere! ... Sie hat nicht wohlgetan!
IX.
Auch
ihn sah ich in seiner Vettern Mitte,
Den Haupthahn, der zur Henne dich gewann ...
Zur Wechslersburse lenkte er die Schritte,
Tief neigte sich das Volk dem großen Mann.
Ein feiner Hahn! wie stattlich ist sein Gehen,
Wie streitbar und des Sporns am Fuß bewußt!
Wie schwillt sein Kamm, wie weiß er sich zu blähen.
Wie wirft er sich mit Haltung in die Brust!
Ein feiner Hahn! ... auch seiner Augen Drehen
Verrat den Starken in der Schwachen Kreis ...
Er schwieg ... sonst wüßt' ich, ob er auch kann krähen ...
Vielleicht, daß man im Stadtrat dieses weiß.
O bleib ihm süß ... Versag ihm keine Bitte!
Gewährung lohnt sich. Zeigst du dich nicht hart,
Teilt gnädig er mit dir nach Hahnensitte
Das Weizenkorn, das er dem Mist entscharrt.
X.
Doch nicht mehr lang! ... Schon spähet ungeduldig
Zum Stundenglas ein stiller Gast und spricht:
»Der Sand läuft ab. Bezahlt, was ihr mir schuldig!
Es jährt sich vieles, doch verjährt es nicht!
Vernahmt ihr nie ein unterirdisch Pochen?
In Maulwurfsweise ging mein Tagewerk:
Die Wächter in der Vorstadt sind bestochen,
Ihr Tor bleibt auf ... Verrat umwühlt den Berg.
Wer mich nicht kannte, lernt mich heut noch kennen,
... Der Jagdwams fällt, in Stahl starrt Mann und Roß,
Ein Landgewalt'ger will den Platz berennen.
Ich bin sein Dienstmann und sein Kampfgenoß!
Schon birgt der Riedwald fünfzig scharfe Lanzen,
Zweihundert stehn am Flinßbach fehdestolz ...
Und bläst man drin am Markt zum Abendtanzen:
Waffen und Weh! dann rumpelt's aus dem Holz!«
XI.
Ein feines Liedlein wobt ihr mir zur Lehre,
Ein sackzwilchgrobes webt man euch als Lohn;
Die Worte schuf der edle Morungaere,
Von Kesselpauken lieh er sich den Ton.
Wir Eisenreiter singen's ab den Rossen
Und mehren ihm mit Schildgeklirr den Schall ...
Zur Schmerzanschreiung wird ins Horn gestoßen,
Der Häuser Einsturz kracht als Widerhall.
Das Lied geht also:
»Auf zu einer Reise,
Wünschet, daß ich wohl gefahr!
Ich fahr' in grimmer Weise,
Lande will ich brennen gar.
Einer Frauen Reiche,
Was ich des bestreiche,
Muß verderbt sein und verlorn ...
Ungelöschet flammt mein Zorn.
Helfet singen alle,
Meine Freund', und setzt ihr zu
Mit gleich wildem Schalle,
Bis sie Reu' und Leid uns tu!
Schreiet, daß ein Schmerze
Ihr durch Ohr und Herze
Schneidig bis ans Leben geh'.
Allzulang tut sie mir weh.«
Ich will varn eine reise:
wünschet, daz ich wol gevar;
da wirt manic weise.
diu lant will ich brennen gar.
Mîner vrouwen rîche
swaz ich des bestrîche
daz mouz alles werden verlorn,
si enwede mînen zorn
Helfet singen alle
mîne friunt und zieht ihr zuo
mit (gemeinem) schalle
daz si mir genâde tuo.
Schrîet, daz mîn smerze
mîner frouwen herze
breche und in ir oren gê:
si tout mir ze lange wê.
Herr Heinrich von Mohrungen.
Vergl v. d. Hagen, Minnesinger I, 131. IV, 122 und M. Haupt, des Minnesangs Frühling,. S. 145 und 278.
XII.
Jetzt Wafenâ! das Tor ist uns erschlossen,
Gelobet sei'st du, heiliger Täufer Hans!
Ein Strom von Helmen kommt hereingeflossen,
Das Nest ist unser! freche List gewann's.
Noch will die Stadtwehr ehrenhalb sich wehren,
Schabab, ihr schönen Barte! Habt wohl acht!
's wird scharf pungiert! Ihr mögt den Leib nicht nähren ...
Morungens Rachelied wird wahr gemacht.
Zum Marktplatz saust der Hufschlag unserer Pferde,
Verglommen liegt der Sunnwendscheiterhauf',
Das Fest zerstob, Blut zischt auf heißer Erde.
Als neue Flamme loht das Rathaus auf.
Sturmglocke heult. Rauch wirbelt in die Runde,
Ein Glutenmeer umwogt die nächtige Tat ...
Der hagre Magnus aus dem finstern Grunde
hielt Sunnwendjahrtag in der Kaufherrnstadt!