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Im Lager von Akkon 1190.
Kampfmüd und sonnverbrannt,
Fern an der Heiden Strand,
Waldgrünes Thüringland,
Denk' ich an dich.
Mildklarer Sternenschein,
Du sollst mir Bote sein,
Geh, grüß die Heimat mein
Weit über Meer!
Feinden von allerwärts
Trotzt meiner Waffen Erz;
Wider der Sehnsucht Schmerz
Schirmt mich kein Schild,
Doch wie das Herz auch klagt,
Ausharr' ich unverzagt:
Wer Gottes Fahrt gewagt,
Trägt still sein Kreuz.
Drüben am Belusbach
Ist schon die Vorhut wach;
Heut noch klingt Speereskrach
Durch Kisons Flur.
Horch, wie die Hähne krähn!
Heut bleibt das Frühmal stehn,
Heut, werter Sarazen,
Hau'n wir uns satt!
Im heiligen Land, im Wüstensand
Bin ich zu Feld gelegen
Und kehre sonnenbraungebrannt
In heimischen Gehegen:
Nun erst, mein alter Heimatwald,
Weiß ich dich ganz zu schätzen.
Mich deiner dunkeln Prachtgestalt
Tagtäglich neu zu letzen.
Ich sah die Ebne Esdrelon,
Der Aquädukte Bogen,
Und sah in rauschender Fächerkron'
Den Palmenhain erwogen.
Fern sei, solch adlig schlank Gehölz
Dem Sarazen zu neiden;
Ich mußte um den Trunk des Quells
Mit sieben Heiden streiten.
Ich hab' viel giftigen Schmack und Ruch
Auf Syriens Feld erlitten;
Wie anders schmeckt ein voller Zug
Der Luft in Harzwaldmitten!
... sie sprachen, solde er genesen
unde der seuche kumen abe
er muste vernames varen abe
in den luft, under dem er were
geboren. das was îm swere:
idoch so mustez also sin.
Die Thüringer vor Accon v.8023 ff.
Wer einmal diesen Jungbrunn fand,
Der schöpft aus keinem andern;
Thüringer Wald, Thüringer Land,
Nur hier mag ich noch wandern!
Will je, der Meerfahrt Rest, an mir
Ein Wüstenpesthauch zehren,
Such' ich im Nadelholz Quartier,
Ihn siegreich abzuwehren:
Denn das ist deutschen Waldes Kraft,
Daß er kein Siechtum leidet
Und alles, was gebrestenhaft,
Aus Leib und Seele scheidet.
Daß ich wieder singen und jauchzen kann,
Daß alle Lieder geraten,
Verdank' ich nur dem Streifen im Tann,
Den stillen Hochwaldpfaden:
Aus schwarzem Buch erlernst du's nicht,
Auch nicht mit Kopfzerdrehen:
O Tannengrün, o Sonnenlicht,
O freie Luft der Höhen!
Mein Kreuzfahrtschild hängt im Geäst,
Kriegsruhmes gern ich darbe,
Ich schließe meiner Tage Rest
Als Mann der grünen Farbe.
Noch möcht' ich pflegen manchen Baum
Den Enkeln einst zum Schatten,
Noch roden manchen wüsten Raum
Zu Wald und Wiesenmatten!
Noch auf und ab am Inselsberg
... montem Cincissberg usque ad fluvium Loucha cum parte nemorum e vicino ipsius montis latere adiacentium, quae Tamvortinawe dicitur ...
Manch weidlich Jagdlied singen
Und so mein Forstmanntagewerk
Treu, wie sich's ziemt, vollbringen.
Klopft dann der Oberforstherr Tod
An meine Kemenaten,
Sein Klopfen wird mir nicht zur Not
Und ewiger Pein geraten.
Näht mich in eine Hirschhaut ein
Im grünen Sonntagskleide,
Das Jagdhorn von Weißelfenbein,
Den Spieß legt mir zur Seite:
Verschließt die Berggruft mit dem Schild,
Deckt sie mit Moos und Rasen,
Ich hoff' von dort einst Wald und Wild
Zur frohen Urstend zu blasen.
... idem Ludewicus, tertius huius nominis lantgravius, acer bello, sagax ingenio, pietatis miseratione precipuus, ipso die quo avunculus eius Fridericus imperator signum crucis superinduit, et ipse quoque fignatus est. Attamen cum Imperatore non ivit, sed aliis negotiis preoccupatus erat. Unde circa festum beatorum Petri et Pauli apostolorum non post imperatorem sed per Apuliam profectus est.
Perveniens Brundusium paratisque navalibus in manu bellica et robusta exercitu transfretando Tyri partes applicuit, ubi honorifice a Conrado marchione, consanguineo eius ... Tyro receptus est. Audientes vero fideles, qui in obsidione Acharontis iam pene rebus et corpore lassati defecerunt, tantum advenisse principem, spe nova concepta honorabilibus cum rogationibus legationibusque eum venire rogarunt asserentes quod, nisi subito iis subventum foret, cuncta simul cristianorum prefectio quasi desperata in irrecuperabilem deditionem improvide laberetur.
Quo audito, princeps magnificus, sciens sibi tantorum esse reposita laborum premia, nichil hesitans ad Acharontis partes viriliter accesit et desperatos ibi fideles in hostem crucis alacriter animavit.
... Qui denique post gloriofos sacramentorum militarium plurimos triumphos, post innumera elemosinarum impendia ... incredibilibus erumpnis ad ultimum supplicum deveniens, in transmarinis partibus diem claudens extremum, ut dictum est in plena fide, XVII. Kalend. Novembr. a corpore mortis huius exemptus migravit ad dominum. Cuius comites post sufficienta lamenta et crebros planctus, ad Cyprum applicuerunt, ubi evisceratis eiusdem principis visceribus et in sartagine excocto cadavere quiquid carneum, quidquid medullosum fuerat, in quodam Cypri sacello sepultum est.
... naufragosi et simicincti ad litora Venecie cum multa difficultate iam dicti principis ossa detulerunt et in Reynersbornensi ecclesia nono kalend. Januarii circa patrum suorum sepulchra, reverendissime composita sunt.
Annales Reinhardsbrunenses, ed Wegele. Jena 1854. p. 49 u. 52.
Anno domini M. C. nonagesimo
septimo decimo Kalendas Novemb.
obiit Ludewicus pius, tertius Thuringorum
Landgravius et hic sepultus.
Epitaphium Reinhartsbrunn.
Zu Reinersbrunn im Chor ward einer reinen
Und tapfern Seele heut ein Mal geweiht
Und zu der Ahnen Grabgedächtnissteinen
Der für den Jüngstbestatteten gereiht.
Die Orgel schweigt. Ernst sah man aus den Hallen
Der Beter dunkle Scharen heimwärts ziehn,
Nichts regt sich mehr – nur Weihrauchwölklein wallen
Ums ew'ge Licht gleich Schemen her und hin.
Ich aber lehne noch in stiller Trauer
Beim Steingebild an des Gewölbes Mauer.
Fürwahr, du bist's: Thüringens Herr, der Milde,
So wie du auszogst auf die letzte Fahrt,
Ob dem vom Reich verliehnen Adlerschilde
Schwingt hoch die Faust dein Banner Sigehard;
Das teure Antlitz, das der Tod uns raubte,
Durch Künstlerhand lebt's hier zum andernmal...
Frei ragt die Stirn. Vom unbedeckten Haupte
Fällt königlich der Locken Schwall zu Tal,
Und prunklos kündet,
wen dein Schwert geschlagen,
Die Pilgermuschel auf des Mantels Kragen.
So sah ich dich an jenem Tag der Ehre,
Da du uns in die Heidenschlacht geführt,
Da man den Schildkrach und den Stoß der Speere
Von Akkers bis Damaskus hin verspürt.
Zu Machmet rief die Turkomanenmeute,
Herr Saladin tat selbst den ersten Streich.
»Hilf, heilig Grab,« riefst du, »wir streiten heute
Um unser bestes Erb, das Himmelreich!«
stritet hute froliche
um ewer erbe, das hymelriche!
Die Thüringer vor Accon v. 1894.
Die Wahlstatt dröhnte, unsre Renner schnoben,
Und mit dem Staub war auch der Feind zerstoben.
Du harrtest aus, als siech und abgemagert
In Winternot und Pest das Heer gewankt,
Als wir, im eignen Lager selbst belagert,
Wie Schatten bleich nur matt zum Wall geschwankt...
Durch neu gekommner Pilger boshaft Sprechen
Ward noch zum Schaden frecher Spott gesellt,
sie haben ouch einen unsiten
alle Walhe gemeinlich:
der Dutschen êre unlidelich
în ist, sie wesen in gehaz.
Ebendas. v. 7827 ff.
Vergl. mit Fridank p. 163:
swer schuldic si daz rihte got
daz wir da sîn in der Walhe spot,
und möhten tiusche liute
daz lant gewinnen hiute
die Walhe sint în so gehaz
sie gunnens den heiden michels baz.
Du wehrtest uns hochfährtigen Schimpf zu rächen,
Dich selbst verleugnend als demüt'ger Held...
Des Heilands Beispiel lehrte dich Versöhnung,
Auch ihn traf, eh' er sterben ging, Verhöhnung.
Heil dir, der du das Ende nicht erschautest...
Nur Hiobskunden kommen über Meer,
Denn jene Gotteskraft, der
du vertrautest,
War nicht in Frankreichs, nicht in Englands Heer.
Was reift als Frucht, seit ihr Vertrag errungen,
Was uns mißlang in offnem Mauersturm?
... Einst war das Bollwerk, das wir nicht bezwungen,
Jetzt ist ganz Akkers – ein verfluchter Turm!
Todsünden, deren sich die Heiden schämen,
Sieht man Getaufte üben sonder Grämen.
»Der verfluchte Turm,«
turris maledicta, hieß das während der Belagerung von Akkon meist genannte und meist bestürmte Hauptbollwerk, der Malakoff von Ptolomays. – Der allgemeinen Entrüstung der deutschen Kreuzfahrer über das nach endlicher Wiedergewinnung durch die Christen alsbald dort einreißende unheilige treulose Leben hat Fridank, der 1228 die syrischen Zustände kennen lernte, in seinem Kapitel 46
»Von Ackers« beredten Ausdruck geliehen.
Dich schmerzt es nicht mehr. – Zu den Sternen droben
Dringt keine Griechenlist, kein welscher Hohn...
In andrer Sonnen Glorienschein erhoben
Pflückt sich dein Geist der reinen Streiter Lohn.
Dort winkt ein Kreis verklärter Gottesdegen
Um ihren Kaiser Rotbart treu geschart...
Dem Neffen Ludwig ruft der Ohm entgegen:
»Willkommen, Held! Du hast dich nicht gespart,
Treu bis zum Tod bist du dem Kreuz gewesen,
Rück ein zu uns, – die Seele ist genesen!«
Jenem Pfad sei Heil und Segen,
Jenem Pfad sei nie geflucht,
Der auf moosverwachs'nen Stegen
Niederführt zur Wildbachschlucht!
Starker Quellen Rieselwellen
Schäumen zu dem Kessel hin,
Drin die huschigen Forellen
Pfeilschnell auf und nieder fliehn.
Hohe überschlanke Buchen
Wölben sich zum Schattendach...
Weil sie Licht und Sonne suchen,
Ist ihr Wachstum gar so jach...
Und sie streu'n als weichen Teppich
Dürres Laub gebräunt und dicht,
Doch den Fels umwuchert Eppich
Immer grün und immer licht.
Selig, wer mit stillem Lauschen
Einsam dort die Waldrast hält,
Wer beim flüsternd milden Rauschen
Das Getös vergißt der Welt!
In dem Moos des großen Steines
Ruht die Armbrust ungespannt...
Kommt ein Wild zum Schuß, kommt keines,
Heut sind Bolzen nicht zur Hand.
Horch, es raschelt in den Zweigen,
Schwebt wie Nebel nur mir hin.
Und zur Flut seh' ich sich neigen
Himmlisch scheu ein Magedîn ...
Prüfend senkt's den Fuß zur Brandung,
Schauert leicht und lächelt fein,
Löst sich Gürtel und Gewandung,
Taucht, wie Gott es schuf, hinein.
Wies der Elf der Murmelquellen,
Wilder Schönheit siegsbewußt,
Dem verträumten Weidgesellen
Solchen Bilds verstohlne Lust?
Hei, noch schweb' ich wie in Lüften,
Noch verblendet mich die Pracht
Jener Brüstlein, jener Hüften,
Jener Glieder, lustumlacht.
Und noch mag ich nicht begreifen ...
... Noch haltan! ich bin vermählt,
Und Frau Udelhild wird keifen,
Daß ich so
viel schon erzählt.
»Elfen?« schilt sie – »sinnlos dichten,
Träume in den Tag hinein,
Borkenkäfer, Jagdgeschichten,
Biterolsisch Waldlatein!!«
Das war ein Ritt – laß dir von ihm berichten –
Ein Ritt auf wilder moosverstrüppter Bahn:
Es galt des Forstmanns friedlich heitern Pflichten,
Und Heldentaten wurden nicht getan.
Doch wem der Heimat reine Lüfte teuer,
Wer grüne Farbe über alles hält,
Der fragt nicht viel nach Kampf mit Ungeheuer,
Nach Lorbeerkronen welscher Fabelwelt ...
Vergnügt, wenn ihm sein täglich Brot bescheret
Und jener Harzduft, der die Seele nähret.
Wir trabten aus – getreue Waldespfleger,
Die Henneberger, die des Abts von Fuld
Und andre mehr, bestandne Meisterjäger,
Wie sie berief verschiedner Landherrn Huld.
Auf Bergesscheiteln läuft ein alt Geleise,
Oft ganz verdeckt von Farnkrautüberschwang;
– Schickt sich der Storch zum siebtenmal zur Reise,
So neut sich dort der Nachbarn Grenzbegang:
In Forst und Jagd gilt's, Zweiungen zu einen
Und neu die Mark zu zeichnen und zu steinen.
Kein steinern Pflaster, drauf die Römer zogen,
Wie es mein Aug' im heil'gen Land erschaut,
Mit Meilenzeigern, Wasserleitungbogen,
Mit Grabdenkmalen, Brücken reich umbaut –
Ein deutscher Bergpfad ist's! Die Städte flieht er
Und keucht zum Kamm des Waldgebirgs hinauf,
Durch Laubgehölz und Tannendunkel zieht er
Und birgt im Dickicht seinen scheuen Lauf.
Das Eichhorn kann von Ast zu Ast sich schwingen,
Soweit er reicht, und nicht zum Boden springen.
Der Rennstieg ist's: die alte Landesscheide,
Die von der Werra bis zur Saale rennt
Und Recht und Sitte, Wildbann und Gejaide
Der Thüringer von dem der Franken trennt.
Du sprichst mit Fug, steigst du auf jenem Raine:
Hie rechts, hie links! hie Deutschlands Süd, dort Nord...
Wenn hie der Schnee schmilzt, strömt sein Gruß zum Maine,
Was dort zu Tal träuft, rinnt zur Elbe fort;
Doch auch das Leben weiß den Pfad zu finden,
Was Menschen trennt, das muß sie auch verbinden.
Verschollner Völker dunkle Wanderungen,
Kampf um den Landhag... Ueberfall und Flucht...
Kriegswiese... Mordfleck... Richtstatt: manch verklungen
Geheimnis schwebt um Höhensaum und Schlucht.
Und wer zu hören weiß in frommem Lauschen,
Wie, herrlicher als Lied und Kunstgedicht,
In stundenlangem leisem Wipfelrauschen
Des Waldes Seele mit sich selber spricht,
Der muß, wenn sommerliche Lüfte wehen,
Auf diesem Stieg als Wandrer sich ergehen,
O Lust, die grüne Wildnis zu umkreisen!
Ich war als Obmann für den Zug erwählt
Und trug den Handschuh, feierlich zu weisen,
Wo sich ein Markstein findet, wo er fehlt.
... circumductor efficitur praecedens et indice demonstrans .. ibat ergo, et ciroteca quam rustici wantum vocant, manu superducta demonstravit.
Sigehardi miracul, S. Maximini bei Pertz Mon. Germ. VI. 232.
Wanderer unserer Tage geleitet als pfadkundiger Führer das von Waldluft durchwürzte, sorgfältige Werk von A. Ziegler: der Rennstieg des Thüringerwaldes, eine Bergwanderung. Dresden 1862.
Oft ritten Stunden wir und ritten Meilen
Und trafen keine Hütte, keinen Herd...
Oft ließen wir die Rosse und mit Beilen
Ward dicht Gesträuch gerodet und geklärt;
Auch schreckte in der Quellschlucht Nebelfeuchten
Verfaulter Stämme nächtlich Irrlichtleuchten.
Und als wir kamen ab der hohen Leite
Dem Donnershang, der Zeller Loibe
.. dass die wiltpan, die wiltjât und das geleit des waldes genant der Melser und Zeller gewalt hin diesseit hinuf bis uf die Lewben an den Rynnestigk von alter here der herren von Henneberg gewest sey und noch sey und gedenke ihn keyner dass noch ie keyn ander herre hie diesseit des Rinnesteigs geiagt habe, dann die herren von Henneberg.
Zeugenverhör des Abtes Berthold von Vessra vom Jahr 1445. Schultes diplomatische Geschichte des gräflichen Hauses Henneberg I, 443. nah,
Wie dehnte sich in unermessner Weite
Blaufernem Glanz vor uns die Landschaft da!
Da hub der Rupberg sich, der gipfelbloße,
Und des gebrannten Steins verwitternd Haupt,
Der kleine Dollmar, kraftvoll wie der große,
Der Hermannsberg, von Buchen grün umlaubt;
Zu Füßen tief – im Nebel tauig dämmernd –
Der Schönaugrund, hufschmiedend, eisenhämmernd.
Dort im Gewirr der nah' und fernen Rücken
Erkannt' ich auch den hohen Stillerstein
Und sah gerührt mit heimatfreudigen Blicken
In meiner Kindheit rauhes Land hinein.
Wer kennt das Strohdachdörflein in dem Tale,
Durch das die Stille zur Smalkalde fließt?
's ist meine Hauptstadt!
... Stilla, daz ist min houbetstat!
Biterolf im Gedicht vom Krieg auf Wartburg. leider eine kahle,
Wo Hirse nur und dünner Hafer sprießt.
Bleib' ihr als einz'ger Schatz denn unentweiht
Das Glück zufriedner Abgeschiedenheit.
Und als wir kamen zum
Dreiherrensteine,
Briet schon am Spieß das Reh, das wir erlegt,
Am Steintisch ward im traulichen Vereine
Im Namen der drei Herrn des Mahls gepflegt,
Und da geschah, nach Brauch der Nachbarmärker,
Daß jeder Gast auf eigner Hoheit saß
Und doch der Thüring und der Henneberger
Mit dem von Fuld aus
einer Schüssel aß.
»In strengen Rechten Nachbarschaft und Frieden!«
So ward's durch dieses Sinnbild uns beschieden.
Viel Volks war unsrer Mahlzeit zugelaufen,
Als wär's ein heidnisch Götzen-Opferfest,
Sie lagerten im Gras in bunten Haufen
Und schmausten des gebratnen Rehbocks Rest.
Und mit dem Handschuh winkt' ich sie zum Kreise
»Als wär' zur Stund ein Waldgericht gehegt,
Sei jedem jetzt nach Weidmannszeugnisweise
Des Tags Bedeut sein Lebtag eingeprägt!
Wir Förster schreiben ungern mit der Feder,
Doch unsere Zeichenschrift versteht ein jeder.«
... Die Knaben zupft ich weidlich an den Ohren,
Den Mannen fuhr ich raufend durch den Bart
Und sprach: »Nun merkt, als sei es frisch beschworen,
Wie hier der Rennstieg frisch bestätigt ward!
Noch merket auch, daß, wie wir drei in Frieden
Am gleichen Stein das gleiche Mahl verzehrt,
Ihr drüben, wie wir hüben, ungeschieden
Dem gleichen Volk als Brüder angehört:
Ein Deutschland nährt den Thüring, Hassen, Franken,
Und echter Liebe setzt kein Markstein Schranken!«