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Mein einziger Luxus in Wien war ein Fiaker, mit dem ich täglich in den Prater und an der Donau entlang bis zum Spitz fuhr. Ich liebte die Pferde sehr. Ich gab ihnen stets Zucker und Weißbrot, das sie besonders gern mochten, und wenn ich kam, wandten sie schon immer die Köpfe nach mir, um zu sehen, ob ich nicht einen Leckerbissen bei mir hätte. Zucker und Brot, auf beides waren Hänsel und Gretel, so hießen meine Pferde, ganz versessen.
Mein Fiaker war elegant, aber kein Gigerl. Friedl hieß er. Mein Gott, ob er noch lebt? Wo mag er weilen? Ich sagte ihm stets: »Friedl, wannst so weiter saufst, kommst nit in den Himmel.« – »Aber Euer Gnaden«, erwiderte er, »es schmeckt halt gar so guat.« Dann lüftete er seinen Zylinder, und ich sagte nur: »Fahren's zua«, worauf er zur Antwort gab: »Eh' schon wissen!« So fuhr er, ohne daß ich sagte wohin, alle meine Lieblingswege. Oft geschah es, daß wir im Prater Erzherzog Wilhelm begegneten. Wenn der hohe Herr, der ein Verehrer meiner Kunst war, mich von weitem sah, ritt er heran, ließ meinen Wagen halten und erkundigte sich, wann ich wieder eine neue Premiere spielte – er wolle unbedingt dem Ereignis beiwohnen – oder er entschuldigte sich, daß er noch nicht hatte kommen können. Etwas Nettes bekam ich jedenfalls immer zu hören, und Friedl sagte dann stets: »Wir haben heute den Erzherzog Wilhelm im Prater gesprochen«, und war sehr stolz.
Wollte ich Friedl eine besondere Freude machen, kehrte ich im Lusthaus im Prater ein und schickte ihm ein Viertel Weißwein hinaus. Dann ging es aber regelmäßig im Trab nach Hause. Als ich für immer von Wien Abschied nahm, weinte er und sagte in seiner schlichten Art: »A so a guate Frau krieg' i nimmer.« Für Menschen wie ihn hatte ich stets viel übrig. Sie empfanden es und vergalten es mit der gleichen Zuneigung. Auch die Theaterarbeiter hatten mich gern, und als ich mein schönes Wien verließ, wußte ich, daß viele von ihnen mein Scheiden aufrichtig bedauerten.