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Gerd Hansen, lang' hat der Wind ihn geschwenkt,
Und Raben pflückten ihn kahl;
Um dreitausend Taler ward er gehängt,
Die Folkert Syassen stahl. – –
Um zwölf saß Folkert im Tannenkrug,
Soff Wein, der alte Luchs,
Und Gold warf er hin, dazu einen Fluch:
»Kreuz Gottes, nun sattelt den Fuchs!«
Hopp, hopp! Und ach, sein Kopf, der glüht!
Der Wind, der lacht und gellt.
Heim will er über den Esch, doch es zieht
Ihn stracks nach dem Galgenfeld.
Wacht beim Galgen der liebe Mond;
Ein bleichend Gerippe, das blinkt
Und tanzt mit dem Wind; da oben wohnt
Gerd Hansen und winkt und winkt.
Da wohnt Gerd Hansen, der blöde Tor,
Und büßt, was andre getan;
Zum Schwur die Hand noch schlenkert empor:
Er wisse von keinem Span.
Unrecht! Unrecht! krächzt ein Rab'
Und hebt sich mit heiserm Schrei;
Folkert Syassen spornt sein Tier zum Trab:
»Vorüber, mein Fuchs, vorbei!«
Und ruft verwegen: »Gehängter im Strick,
Willst mit, steig' ab und lauf!«
Da hallt es zurück: »Einen Augenblick,
Folkert Syassen, dann hüpf' ich hinauf!«
Hu, klettert's gelenkig herab, o Graus,
Und naht mit klapperndem Schritt.
»Kreuz Gottes, mein Fuchs, greif aus, greif aus!« –
»Folkert Syassen, wart', ich will mit!«
Hei, fliegt der Fuchs, und Folkert keucht;
Doch hinter ihm rasselt's in Hast,
Die Toten sind schnell, und Tote sind leicht,
Hui, da hat's ihn gefaßt.
Da hockt es hinter ihm keck auf dem Roß,
Und ob er schüttelt und ringt,
Mit Knochenarmen sein flinker Genoß
Ihm Nacken und Brust umschlingt.
»Gerd Hansen, wie ist so eng dein Arm!«
»So eng, wie der Strick in der Luft.« –
»Wie dunkel mein Aug', daß Gott erbarm!« –
»So dunkel, wie eine Gruft.«
Die Eule schreit, es kräht der Hahn,
Von dröhnenden Hufen geweckt.
»Gerd Hansen, Erbarmen, ich hab' es getan,
Und das Geld, im Sand ist's versteckt.«
»Im Sand, im Sand, an der hohen Wand,
Wo tief die Grube sich senkt?«
Gerd Hansen, da nimmt er den Zaum zur Hand
Und hinan den Hügel gesprengt.
Klappern die Kiefern an Syassens Ohr:
»Hinab, Kameraden wir zwei!«
Und als der Huf den Boden verlor –
Ein Wiehern, ein letzter Schrei. – –
Sie fanden tags mit gebrochnem Genick
Folkert Syassen und fanden das Geld.
Gerd Hansen hing noch immer am Strick
Unterm Baum auf dem Galgenfeld.
*