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Die Herzogin und der Page

Das war die schöne Frau Herzogin,
War so leicht, o zu leicht ihr Sinn!
Trug Otterpelz am Kleide,
Am Hals ein blitzend Geschmeide,
Und hinter ihr ging ein Page.
Ach, junger Page!

Kein Sternlein leuchtete durch die Nacht;
In Henkers Haus sie schlüpfte so sacht.
»Was willst du, schöne Fraue?« –
»Daß ich deine Künste schaue!«

Sprach Meister Hans mit düsterm Gesicht:
»Meine Künste, nein, die sag ich dir nicht.
Doch zieh ich den Vorhang dir gerne
Von dämmernd verborgener Ferne.«

Da flammten ihre Wangen so rot:
»Dann sollst du mir sagen, wann fällt der Tod
Den Mann, der mit greisem Verlangen
Meine blühende Jugend gefangen.«

Und als sie traten zur Tür hinein –
»Welch leiser Klang aus dem braunen Schrein?« –
»Was kümmert dich Klang und Klingen!
Meine Töchter ihr Brautlied singen.«

Sie wollt es wissen, da schloß er stumm
Das Schränklein auf und wandte sich um;
Da sah sie mit düsterm Prangen
Die Beil und Schwerter hangen.

Ach, zuckte ihr das Herz dabei!
Da schwangen der breiten Schwerter zwei
Und klangen auf eigene Weise
Seltsam klagend und leise.

Da sprach der Meister mit bleichem Mund:
»Meine Töchter, sie geben mir kund,
Daß zweie sterben müssen,
Die heimlich sich herzen und küssen.« – –

Und als ein Mond vorüber war,
Da kniete vor einem schwarzen Altar
Die wunderschöne Fraue, –
Damit der Henker sie traue,
Und neben ihr kniete der Page.
Ach, junger Page!

 

*

 


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