Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Mit der ärztlichen Hilfe war es in Dudweiler bis zum Jahre 1860 schlecht bestellt, da in Krankheitsfällen ein Arzt aus Saarbrücken oder Sulzbach oder aus St. Ingbert geholt werden mußte. Die Stelle eines Impf- und Armenarztes versah Dr. Kalck aus Saarbrücken; im Jahre 1857 wurde diese Stelle an Dr. Langguth in Sulzbach übertragen, weil dieser im Bezirke der Bürgermeisterei Dudweiler wohnte. Die Besoldung des Arztes, die nach der Zahl der Krankheitsfälle und Impfungen berechnet wurde, belief sich damals auf 51 Taler 27 Sgr. 1 Pfg.; der Tierarzt erhielt als Vergütung 3 Taler 28 Sgr. 2 Pfg.
Im Jahre 1860 kam Dr. Teich als erster Knappschaftsarzt nach Dudweiler. Sein Bezirk umfaßte Dudweiler, Fischbach, Camphausen, Herrensohr, Jägersfreude, Scheidt und Scheidterberg. Im folgenden Jahre erklärte es der Bürgermeistereirat für zweckmäßig, die Geschäfte des Distriktsarztes in der Weise zu verteilen, daß Dudweiler und Fischbach dem Arzt in Dudweiler, Sulzbach, Friedrichsthal und Neuweiler dem Arzt in Sulzbach zugewiesen würden und jeder von beiden alsdann jährlich 50 Taler Besoldung erhielte. Die Besoldung wurde 1871 auf 75 Taler, 1873 auf 100 Taler erhöht. 1875 wurden für 100 Wiederimpflinge 24 Mk. (für jede angefangenen 25 Impflinge 6 Mk.) bewilligt. 1876 wurden 80 Pfg. für jeden Impfling, 150 Mk. für die armenärztliche und 75 Mk. für die distriktsärztliche Tätigkeit ausgesetzt. Dr. Teich hat fast 40 Jahre als Arzt in Dudweiler gewirkt (gest. 1898); er bewies auch lebhaftes Interesse für die Geschichte des Ortes und der Umgegend.
Bereits im Jahre 1875 wurde der Wunsch nach der Niederlassung eines zweiten Arztes kundgegeben. 149
Die Ärzte Dr. Leibl, Dr. Degen, Dr. Niesemann und Dr. Meißen waren nur vorübergehend in Dudweiler als Armen- und Distriktsärzte mit einer Besoldung von 600 Mk. jährlich tätig. Länger wirkte Dr. Röhrig (1881–1896). Im Jahre 1889 ließ sich Dr. Fritz Specht, der aus Dudweiler gebürtig ist, hier nieder, 1896 Dr. Max Schmidt. Beide Herren sind noch jetzt als Knappschaftsärzte mit dem Titel Sanitätsrat tätig. Im Jahre 1908 kam als dritter Arzt Dr. Wilhelm Frank hinzu.
Schon im Jahre 1861 wurde im Bürgermeistereirat der Wunsch laut, eine Apotheke am Ort zu haben, da die Bevölkerung auf 13 163 Einwohner gestiegen war. Doch die Behörde versagte wiederholt die Erlaubnis, und erst im Jahre 1876 wurde die Genehmigung erteilt, nachdem eine Abordnung der Gemeinde nach Trier gereist war, und im folgenden Jahre konnte durch Herrn Lenartz eine Apotheke eröffnet werden, die 1883 an Herrn Schöneweg und 1889 an Herrn Kallmann überging, in dessen Besitz diese »Glückauf-Apotheke« noch heute ist. Im Jahre 1910 wurde die zweite Apotheke (Gruben-Apotheke) eröffnet, die jetzt von Herrn Matzat geleitet wird. 150
Dem Mangel an Krankenverpflegerinnen wurde im Jahre 1866 dadurch abgeholfen, daß von dem katholischen Pfarrer Österling Schwestern vom Heiligen Geist aus dem Mutterhaus in Coblenz nach Dudweiler zur Krankenpflege und Kindererziehung berufen wurden. Als ihre Heimatstätte wurde 1898/1899 das Schwesternhaus (Kranken- und Waisenanstalt) gebaut, welches 30 Betten für Männer und 15 für Frauen enthält. Im Jahre 1913 wurden 98 Männer und 81 Frauen dort gepflegt.
In demselben Jahre waren 16 katholische und 2 evangelische Krankenschwestern in Dudweiler tätig.
Über die Wahl einer Hebamme im Anfang des 18. Jahrhunderts berichtet eine Aufzeichnung des Pfarrers Barthels, die ich wörtlich folgen lassen will:
»Weillen bis dato noch keine ordentliche Hebamme allhier gewesen, außer einer uralten Frau, Apollonia Francklin, die aber wegen Alters hierzu ganz untüchtig worden und aber die anwachsende Gemeinde eine solche Person erfordern wollte, als habe in Gegenwart des Meiers, der Gerichtsmänner und Censoren den 3. Junii 1725 alle Weiber zusammenkommen lassen und, nachdem an solche die nötige Mahnung getan, so ist per plurima vota (durch die meisten Stimmen) weiland Hans Jakob Carls hinterlassene Wittib allhier, namens Susanna Margaretha, dazu gewählt worden, der Gott beistehen und sie glücklich sein lassen wolle. Und soll selbige zu ihrem ordentlichen Lohn 15 Albus (½ Gulden) haben, wie ihr denn auch Illustrissimi hochgräfliche Gnaden die Freiheit von denen ordentlichen Fronden gnädigst verliehen. Auch hat ihr die Gemeinde vor 2 Stück Vieh die Hirtenfreiheit gegeben.«
»Nachdem diese alte Amme im Junio 1740 verstorben, als sind Dom. 1 p. Trinit. (am 1. Sonntag nach Trinitatis – 12. Juni) abermal wie ehedessen die Stimmen gesammelt und die majora (Mehrzahl) auf Susanne Katharina, weiland Hans Peter Lorenzen Wittib, mit 13 gefallen; sie wollte aber dessen und allen Zuredens ungeachtet dennoch dieses Ambt schlechterdings nicht annehmen. Da nun unser allen übrigen Weibern die Pfitzin nur eine, die Bommin auch nur eine, hingegen die Planckin zehen Stimmen erhalten, so habe ihr dieses Ambt uffgegeben, wozu sie auch willig gewesen. Ich habe ihr deswegen den 8. Juli a. c. in 151 Gegenwart des Meiers Adolf Wunn, des alten Matthias Maul und Henrich Bommen, beide Gerichtsmänner, ihre Pflichten vorgelegt und darauf mir und obgedachten Männern die Handgelobung tun lassen, auch den Verlauf hiervon an das Consistorium berichtet.«
Im Jahre 1913 zählte man in Dudweiler 13 Hebammen und 3 Zahntechniker. Zur Beförderung von Kranken steht der Krankenwagen des Kreises zur Verfügung. Die Bürgermeisterei wandte für Krankenpflege 7882,60 Mk. auf. Seit dem Jahre 1901 besteht eine Gesundheitskommission, der ein Arzt, der Gemeindebaumeister und 4 andere Einwohner angehören.
Im Jahre 1891 wurde die erste freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz gegründet, die im Jahre 1914 37 Mitglieder zählte und wöchentlich eine Übung unter Sanitätsrat Dr. Specht abhielt. Der Gemeinderat hat im Jahre 1921 den freiwilligen Sanitätskolonnen einen jährlichen Beitrag von 1000 Mk. bewilligt. Seit dem 1. Januar 1912 besteht in Dudweiler eine Tuberkulosenfürsorge, seit dem Jahre 1918 eine Mutterberatungsstelle.
Die von Dr. Specht vorgenommenen Impfungen erreichten ihre Höchstzahl im Jahre 1909 mit 1413; die geringste Zahl 1918 mit 938 Impfungen. Die Ortskrankenkasse hatte am 1. Januar 1914 930 Mitglieder. Im Jahre 1913 zählte man 6210 Pflegetage; die Einnahmen betrugen 25 432 Mk., die Unterstützungen 26 889 Mk., das Kassenvermögen 21 384 Mk.
Eine Wasserleitung für Dudweiler und Fischbach wurde im Jahre 1898 für 400 000 Mk. angelegt und die Laufbrunnen beseitigt. Der Wasserpreis betrug in Dudweiler 25 Pfg. und in Fischbach 18 Pfg. für das cbm, der tägliche Verbrauch etwa 2000 cbm. Im Jahre 1913 wurden die Saarbrückerstraße, die Sudstraße und die Brückenstraße kanalisiert. Der Kanal leitet das Wasser in den Sulzbach. Im Jahre 1906 wurde ein Ortsstatut über Straßenreinigung erlassen. Die amtliche Fleischbeschau findet im Schlachthaus statt. Im Jahre 1902 wurde ein Desinfektor angestellt und im Jahre 1910 ein Desinfektionswagen angeschafft. Die Abfuhr der Fäkalien wurde von der Gemeinde übernommen. Im Jahre 1910 traten ansteckende Krankheiten wiederholt auf. Im selben Jahre kamen 36, im Jahre 1911 26, im Jahre 1912 21, im Jahre 1913 nur 2 Typhusfälle vor, im Jahre 1912 65 Fälle 152 von Scharlachfieber. An Diphtherie erkrankten im Jahre 1912 14 Personen. An Tuberkulose starben im Jahre 1911 35, im Jahre 1913 31 Personen. An Ruhr erkrankten im Jahre 1917 12 Personen, von denen 5 starben, im Jahre 1918 11 Personen, von denen 2 starben.
Im Jahre 1913 zählte man 707 Lebendgeborene und 27 Totgeborene. 73 Kinder (10,3%) starben im ersten Lebensjahre; im Jahre 1917 war infolge des Krieges die Zahl der Lebendgeborenen auf 330 und die der Totgeborenen auf 12 gesunken. 65 Kinder starben im 1. Lebensjahre (13,6%). Die Zahl der Lebendgeborenen stieg im Jahre 1918 wieder auf 369 Kinder, dazu kamen 11 Totgeborene. 45 Kinder (12,1%) starben im ersten Lebensjahre. Die so wichtige Versorgung der Kranken und kleinen Kinder mit Milch wurde im Jahre 1921 dadurch sichergestellt, daß die Gemeinde täglich 840–900 Liter Milch aus dem Saargebiet, 100 Liter aus Lothringen und 100–120 Liter aus Dudweiler selbst bezog. Ihre Bestände an Lebensmitteln verkaufte die Gemeinde im Kleinverkauf zu herabgesetzten Preisen, z. B. 1 Pfund Reis für 2 Mk., 1 Pfund Teigwaren für 2,50 Mk.
Im Jahre 1918 waren aus Dudweiler 28 Geisteskranke, 12 Idioten, 6 Epileptiker, 5 Taubstumme und 1 Blinder in die Anstaltspflege des Rheinischen Landarmenverbandes aufgenommen. In demselben Jahre wurden 4 Knaben und 14 Mädchen zur Erholung in Ferienkolonien geschickt.
Turnen, Spiel und Sport stählen den Körper gegen Krankheitsfälle. Auf diesem Gebiet sind in Dudweiler der Allgemeine Turnverein und der Sportverein »Hansa« eifrig tätig. Der Schützenverein übte die Sicherheit von Auge und Hand.
Von elementaren Ereignissen ist ein wolkenbruchartiges Unwetter zu erwähnen, das am 20. Juni 1877 mit starkem Hagelschlag niederging, das Tal in einen See verwandelte, zwei Brücken zerstörte und die Gärten und Äcker verwüstete.
Zur Gesundheitspflege gehört auch die zweckmäßige Anlage von Friedhöfen.
Der alte Friedhof an der alten Kirche wurde im Jahre 1864 geschlossen und außerhalb des Dorfes in der Winterbach ein neuer Friedhof angelegt, in dem die Gräber nach dem Bekenntnisse 153 des Verstorbenen getrennt waren. Als dieser Friedhof besetzt war, wurde im Anfang der siebziger Jahre ein für den Friedhof geeignetes Gelände auf dem Eichhumesberg erworben; aber dieser Plan wurde von der Regierung nicht genehmigt. Man beschloß deshalb, die alten Friedhöfe zu erweitern, aber von einer Trennung der Gräber nach Bekenntnissen abzusehen.
Im Jahre 1854 wurden die Mitglieder des Bürgermeistereirats Appolt, Schmidtborn und Wagner als Abgeordnete gewählt, um mit den übrigen Abgeordneten des Kreises Saarbrücken über ein Ortsstatut für die gewerblichen Unterstützungskassen zu beraten. Aber die Ausdehnung der Kreis-Unterstützungskasse auf die selbständigen Gewerbetreibenden, Handwerker, deren Gesellen und Gehilfen wurde im Jahre 1857 von dem Bürgermeistereirat abgelehnt, da in der Bürgermeisterei nur wenige Handwerker vorhanden seien, die Gesellen und Gehilfen hielten und letztere meistens aus der hiesigen Gegend und dem nahegelegenen Ausland seien. Dieser Beschluß wurde von dem Landrat von Gärtner beanstandet und nur die Frage zur Beratung gestellt, ob auch diejenigen Arbeitgeber, die nicht Fabrikbesitzer seien, verpflichtet werden sollten, die Hälfte oder einen andern Bruchteil der von ihren Gesellen und Lehrlingen an die Kreis-Unterstützungskasse zu zahlenden Beiträge zu bezahlen, vorausgesetzt, daß in den anderen Bezirken des Kreises ebenso verfahren werde.
Im Jahre 1860 wurde die Einrichtung einer besonderen gewerblichen Unterstützungskasse für die Bürgermeisterei beschlossen. 1872 schied die Bürgermeisterei aus dem gewerblichen Unterstützungskassen-Verband für den Kreis Saarbrücken aus und gründete eine selbständige gewerbliche Unterstützungskasse für die Bürgermeisterei Dudweiler. Sie hatte im Jahre 1872:
Einnahme | 309 | Taler | 16 | Silbergroschen | 10 | Pfg. |
Ausgabe | 152 | " | 4 | " | 2 | " |
|
||||||
Bestand | 157 | Taler | 12 | Silbergroschen |
1875: | Einnahme | 4031,61 Mk. |
Ausgabe | 668,16 Mk. | |
|
||
Bestand | 3363,45 Mk. |
154 Im Jahre 1883 wurde auf Grund des Gesetzes vom 15. Juni desselben Jahres die Einrichtung einer Gemeinde-Krankenkasse beschlossen. Es gab damals in Dudweiler keine Fabrik, die 100 Arbeiter oder mehr beschäftigte. Das Vermögen des gewerblichen Unterstützungsvereins im Betrage von 3863,– Mk. wurde in die Ortskrankenkasse übergeführt.
Arme Leute werden von der Gemeinde, wenn auch nur mit kleinen Beträgen, unterstützt. Den Kriegerveteranen, die nicht mehr als 1500 Mk. Einkommen haben, ist Freiheit von Kommunalsteuern bewilligt. An arme Kranke wird auf ärztliche Anordnung unentgeltlich Eis ausgeteilt. Da sich nach dem Kriege Wohnungsnot bemerkbar machte, wurden vom Gemeinderat zur Hebung der Bautätigkeit Neubauten nur mit 15% der Herstellungskosten für steuerpflichtig erklärt. Auch wurden Maßregeln getroffen, um der Arbeitslosigkeit zu steuern.
Von den Zinsen der Pfählerstiftung wurden in Dudweiler 10 Häuser gebaut, in denen altersschwache und erwerbsunfähige oder beschränkt erwerbsfähige würdige Leute freie Wohnung erhalten.
Seit dem Jahre 1889 besteht ein katholischer und ein evangelischer Frauenverein.
Die Mitglieder der Sanitätskolonne sowie der Feuerwehr sind von der Gemeinde gegen Unfall versichert. 155