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Der Krieg von 1870/71 unterbrach die Entwickelung des Bergbaues auf kurze Zeit. Im Juli des Jahres 1870 lag die Reserveschwadron des 7. Ulanenregiments in Dudweiler, während eine andere Schwadron den Vorpostendienst bei Saarbrücken versah und eine dritte bei Jägersfreude im Biwak lag. Als am 2. August die Franzosen mit überlegenen Kräften Saarbrücken angriffen, mußten die Ulanen sich zurückziehen. Dudweiler war damals der nächste Zufluchtsort der Leute, die aus Saarbrücken geflüchtet waren. Das Bergmannsdorf bot am 3. August, wie es in der Saarbrücker Kriegschronik heißt, einen eigenartigen Anblick. »In dem Wirtshaus war eine Menge Zeitungsberichterstatter aller möglichen Nationen, zum Teil in recht phantastischer Kleidung, versammelt; radebrechende Engländer, holländische Mynheers, Belgier und Deutsche, die alle aus Saarbrücken geflüchtet waren. Auf der Straße standen die feiernden Bergleute in ihrer schwarzen Grubentracht und besprachen aufgeregt die drohende Annäherung der Franzosen. Plötzlich ertönt donnernder Hufschlag, und hinter den düsteren Gruppen der Bergleute leuchtete es hell auf. Stattliche Reiter in weißen Waffenröcken und blitzenden Kürassen, den funkelnden Helm tief im Nacken, sprengen auf starken Rossen heran. Es sind brandenburgische Kürassiere, die Vorhut der Armee des Prinzen Friedrich Karl, die von Baumholder und Kaiserslautern heranzieht. Laut jubeln ihnen die Einwohner entgegen und erquicken die durstigen Reiter. Die Kürassiere reiten, nachdem sie Erkundigungen über den Feind eingezogen, weiter nach Jägersfreude, wo sie Vorposten beziehen.«
Von Dudweiler kamen auch die Brandenburger Ulanen, die am 3. August einen Überfall in St. Johann machten.
Am 6. August sollte die 9. Infanterie-Brigade unter General v. Döring (Leibregiment Nr. 8 und Infanterieregiment Nr. 48) in Dudweiler Quartier beziehen; aber ihr Führer, der nach Saarbrücken 76 vorausgeritten war und das Vorgehen der 14. Division gegen die starken französischen Stellungen nicht für genügend sicher hielt, ordnete auf eigene Verantwortung den Vormarsch seiner Brigade an. Die hungrigen Soldaten des Füsilierbataillons 48. Regiments, die eben Dudweiler und Herrensohr erreicht hatten, mußten das bereitstehende Mittagessen im Stich lassen und eilten ihren Waffenbrüdern zu Hilfe.
Nach der Schlacht eilte der Pfarrer Österling von Dudweiler mit Bergleuten auf die Wahlstatt und nahm 68 Schwerverwundete auf Wagen mit nach Dudweiler, wo sie durch katholische Krankenschwestern gepflegt wurden; in derselben Weise brachte der Landwirt Friedrich Dill Verwundeten die erste Hilfe und Pflege.
In dem Schlafhaus zu Dudweiler wurde ein Lazarett eingerichtet.
In der späteren Kriegszeit brach die Pockenkrankheit aus; auch die Rinderpest verbreitete sich. 77
Der Ruhmestag von Sedan (2. September) wurde nach dem Kriege alljährlich durch Schulfeiern begangen. Jedes Schulkind bekam auf Gemeindekosten eine Bretzel für einen Silbergroschen.
Die Förderung der Saargruben hat durch den Krieg verhältnismäßig wenig gelitten. Im Jahre 1869 wurden durch 18 800 Arbeiter 3 444 895 Tonnen,
1870 | durch | 15 662 | Arbeiter | 2 734 019 | Tonnen |
1871 | " | 17 079 | " | 3 203 968 | " |
1872 | " | 20 305 | " | 4 137 800 | " |
gefördert. 78