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Pfarrer Barthels berichtet über den Zustand der Kirche im Jahre 1714 folgendes:
»Es hat die Kirche zu Dudweiler bei meiner Ankunft eher einem Stall als einer Kirche oder einem Gotteshaus ähnlich gesehen, indem die Leute nur auf Balkenstücken und Steinen gesessen, auch nur etliche Bretter im Chor angenagelt waren samt 4 Weiberstühlen von Dielen. Sie wurden deswegen auf gnädigster Herrschaft Befehl durch Herrn Stiftsschaffner Haldy wiederum repariert und dazu in anno 1714 der Anfang gemacht, in anno 1716 aber vollendet.« 132
»Die Kirche wurde allenthalben mit neuen Stühlen versehen und die Gänge mit neuen steinernen Platten belegt, und weil des Schulmeisters jetziger Stand sonst der Pfarrstuhl war, was man ihm aber nicht ansehen konnte, so ließ ich einen gegitterten Pfarrstuhl gegenüber auf die andere Seite setzen.«
»Es wurde die Kirche auch mit einer neuen starken eichenen Tür versehen, und weil eine sehr schlechte und allzu schmale Kanzeltreppe da war, auf welcher man zwar noch ziemlich und zur Not die Kanzel besteigen, aber sehr gefährlich wiederum herabkommen konnte, so wurde eine neue und bequeme steinerne Treppe dahin gesetzt, auch die Kirche ganz ausgeweißt und mit einem neuen Fenster nach der Straße versehen.« Im Jahre 1717 wurde der Kirchturm ausgebessert; die Herrschaft schenkte das nötige Holz, die Gemeinde zahlte 10 Gulden an Arbeitslohn und verköstigte die Bauhandwerker.
Im Jahre 1738 beschloß das Konsistorium, die baufällige Kirche abzureißen und eine größere Kirche an den Turm anzubauen. Über die neue Kirchentür wurde ein Stein mit der Inschrift gesetzt:
17 AVSPICE DEOUnter Gottes Führung. 38
»Unter hoher und vormundschaftlicher Regierung der durchlauchtesten Fürstin und Frau Charlotte Amalie, Fürstin zu Nassau-Saarbrücken-Usingen, ist die alte und sehr kleine Kirche von Grund aus neugebaut und erweitert worden.«
Diese Kirche wurde am 28. Oktober 1738 feierlich eingeweiht. Konsistorialrat Steinhauer von Saarbrücken hielt die Weihepredigt. Die Kirche war in sehr einfachem Stil gebaut und diente bis zum Jahre 1882 als Versammlungsraum der Gemeinde. In diesem Jahre wurde die neue evangelische Kirche eingeweiht, nachdem die alte Kirche als baufällig aufgegeben war. Das Kirchenschiff, das zeitweise als Spritzenhaus gedient hatte, wurde abgerissen; beim Aufgraben des Bodens fand man unter dem Bodenbelag Gebeine und Schädelknochen.
Über diesen alten Bau schreibt der Provinzialkonservator für die Rheinprovinz Professor Dr. Renard in dem Bericht über die Denkmalpflege in der Rheinprovinz vom Jahre 1911 folgendes: 134
»Die vor einigen Jahrzehnten aufgegebene evangelische Pfarrkirche in Dudweiler bestand aus einem gedrungenen gotischen Turm und einem schlichten Saalbau von 1738. Als vor einigen Jahren der frühere Kirchplatz durch einen großen Schulhausbau in Anspruch genommen wurde, ist das Kirchenschiff niedergelegt, der interessante Turm jedoch als historisches Wahrzeichen, auf dem Schulhof freistehend, erhalten worden. Der aus großen roten Sandsteinquadern erbaute und mit einem Satteldach zwischen massiven Giebeln angeschlossene Turm ist wohl der letzte Ausläufer jener großen Gruppe von romanischen Ostturmanlagen in der näheren und weiteren Umgebung von Trier. Wohl kommt der oblange Ostturm, dessen Erdgeschoß als Chor dient, und dessen westliche Langwand in ganzer Breite als Triumphbogen geöffnet ist, auch noch in spätgotischer Zeit vor, dann aber wohl nie mit dem für die romanischen Bauten dieser Gruppe charakteristischen Satteldach, das hier in Dudweiler sich noch findet. Es scheint, daß der Aufbau im wesentlichen der Mitte oder der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts angehört; wie der unregelmäßige Anschluß der Fenster an das Quadermauerwerk und die späten Maßwerkformen zeigen, hat jedoch der Turm um die Mitte oder am Ende des 15. Jahrhunderts – mit Ausnahme eines schmalen Fensters im Erdgeschoß – neue größere spätgotische Fenster bekommen; auch die z. T. merkwürdig archaisierenden Fenster der Glockenstube und die Wölbung der Turmhalle stammen wohl erst von diesem Umbau.«
»Der Turm befand sich infolge langjähriger Vernachlässigung in ziemlich schlechtem baulichen Zustand; namentlich waren die Gesimse undicht, das Mauerwerk darunter durchfeuchtet, eine Ecke bis hoch hinauf abgedrückt, auch das später aufgebrachte Ziegeldach recht schadhaft. Große Teile der Maßwerke waren ausgebrochen. – Die im Sommer 1910 ausgeführten Herstellungsarbeiten erstreckten sich auf eine durchgängige Ausbesserung der äußeren Mauerflächen, wobei verhältnismäßig wenig Quader auszuwechseln waren. Die Hauptarbeit bestand in der Wiederaufführung der schadhaften Ecke und in der Ergänzung und Ausbesserung der Maßwerke. Die spätere Vermauerung des Triumphbogens wurde entfernt und hier eine neue Tür an Stelle der unter einem Fenster eingebrochenen häßlichen Tür angelegt. 135 Das Ziegeldach konnte erhalten bleiben und erhielt eine Randschieferung. Im Innern wurde die Turmhalle neu verputzt, das z. T. durchbrochene Gewölbe ausgebessert, die alten Treppen und Böden instandgesetzt, die Fensteröffnungen mit Läden versehen. Insgesamt haben diese Sicherungsarbeiten, die unter der Leitung des bei der Rheinischen Denkmalspflege beschäftigten Architekten Franz Krause standen, einen Kostenaufwand von 1800 Mark erfordert, die mit Rücksicht auf die schlechte Finanzlage der Gemeinde durch den Provinzialausschuß in der Sitzung vom 6. Juni 1910 bereitgestellt worden sind.«
Der Turm diente auch als Zufluchtsort für die Bewohner und ihre Habe; wie aus dem Jahre 1743 ausdrücklich berichtet wird. Die unteren Fenster waren deshalb vergittert.
Die neue evangelische Kirche ist im gotischen Stil erbaut und im Jahre 1882 eingeweiht worden, nachdem im Jahre 1880 der Grundstein gelegt war. Der Turm ist 69 Meter hoch. Die Gemeinde zählte im Jahre 1913 9235 Seelen.
Zum Neubau der evangelischen Pfarrwohnungen bewilligte die Gemeinde im Jahre 1877 30 000 Mark und 1881 weitere 15 000 Mark gegen Wegfall zur Verpflichtung der Zahlung der Wohnungsmiete (900 Mark).
Die alte Kirche hatte zwei Glocken. Auf der größeren Glocke steht die Inschrift: »Diese Glocke ist gemacht 1437, umgegossen anno 1717 unter Regierung Karl Ludwigs, Graffens zu Nassau-Saarbrücken, da Christian Ludwig Barthels Pfarrer zu Dudweiler war.« Sie wurde in Großblittersdorf umgegossen, da sie von plündernden Soldaten geraubt worden war und dabei einen großen Riß bekommen hatte. Der Umguß sollte 46 Gulden kosten, und die Gemeinde brachte diese Summe aus verkaufter Lohe zusammen; aber als die Glocke gegossen war, blieben noch 100 Pfund Metall übrig, sodaß sich die Glocke selbst bezahlt machte. Sie wog 7½ Zentner.
Pfarrer Barthels regte an, von dem ersparten Gelde eine Uhr zu beschaffen, und die Gemeinde ging darauf ein. Diese Uhr kostete 51 Gulden. Die Herrschaft ließ aus den Stiftsrenten 10 Gulden anweisen, und jeder Gemeindemann zahlte 1 Gulden und 4 Batzen. Die Uhr mußte im Jahre 1729 durch Meister Dietrich Laudenbach in Engelfangen für 17 Gulden wieder in 136 Stand gesetzt werden. Im Jahre 1738 nahm sich der Schulmeister in Scheidt für 2 Gulden des Werkes an und stellte es wieder her.
Die kleinere Glocke war von sehr schöner Form und wog 5 Zentner. Sie hatte am unteren Rande einen Durchmesser von 0,78 m und am Helm in neugotischen Majuskeln die Namen der vier Evangelisten in der auffallenden Reihenfolge S. LUCAS, S. MARCUS, S. MATHEUS, S. JOANNES. Sie ist im Jahre 1882 von der bürgerlichen Gemeinde Dudweiler-Herrensohr gekauft worden und dient als Schul- und Leichenglocke. Sie bekam leider einen Riß und mußte umgegossen werden.
Der Glöckner bezog als Besoldung 20 Quart oder 32 Scheffel Roggen. Diese Besoldung wurde so verteilt, daß Dudweiler 1106, Sulzbach 119, Friedrichsthal 46 und Neuweiler 9 Mäßchen, zusammen 1280 Mäßchen oder 2800 preußische Pfund aufbringen sollten. Die Umlage wurde auf die zahlungsfähigen Einwohner und zwar in Dudweiler, Sulzbach und Neuweiler ohne Unterschied des Bekenntnisses und in Friedrichsthal auf die evangelischen Einwohner allein verteilt.
Die neue Kirche hat drei neue Glocken, doch ist zur Herstellung der größten die größere alte Glocke verwendet worden. Die mittelgroße Glocke wurde von dem Stift St. Arnual geschenkt; die Kosten der beiden anderen beliefen sich auf 5878 Mark.
Auf der größten Glocke steht die Inschrift:
»Als Kaiser Siegmund starb,
Goß man das alt Geläute;
Ein Hohenzollern warb
Um Märksches Land und Leute.«»Gegossen 1881 von Andreas Hamm zu Frankenthal, Gießer der Kölner Kaiserglocke,
als G. Brandt und W. Lichnock, Pfarrer und Jakob Jüngst, H. Kopp, L. Pitz, G. Tröß. L. Hübner und F. Duchene Presbyter zu Dudweiler waren.«
»Ehre sei Gott in der Höhe.«
Auf der mittleren Glocke steht:
»Das alte Reich erlag,
Ein neues ist erstanden;
Verklungen ist die Klag'
Der Schmach im deutschen Lande.« 137»Der Gemeinde Dudweiler geschenkt von dem Stifte St. Arnual, als Superintendent Zillessen, Pfarrer Brandt, Pfarrer Engel, Kommerzienrat K. Röchling und Anwalt Boltz Verwaltungsräte waren.«
Gegossen 1881 (wie oben).
»Und Friede auf Erden!«
Die kleinste Glocke enthält die Worte:
»Zehn Jahre hochgeehrt
Herrscht Wilhelm, unser Kaiser.
Glückauf dem Bergherrn wert,
Hoch alle Zollernreiser!«Gegossen 1881 (wie oben).
»Und den Menschen ein Wohlgefallen!«