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Elftes Kapitel.
Im Hallhof

 

Gewinnt ihn ja für uns.

Shakespeare

 

Der Hallhof glich inzwischen einem Tempel, dessen Pforten offen standen und jedermann gestatteten, bis zum Allerheiligsten vorzudringen. Nicht mehr waren wie in der ersten Morgenstunde Kammer- und Stüblitüre den Unberufenen verschlossen, sondern, sobald man sich jetzt die Freiheit genommen, bis in die große Stube zu treten, bedurfte es auch nur eines einfachen Hinsitzens auf die Wandbank, um den Blick durch offene Türen ungehindert nach Kammer und Stübli dringen zu lassen.

Niemand wehrte den Eintritt ins Haus; eine gewisse feierliche Duldung hatte die Oberhand gewonnen, ja selbst die Arbeit des Tages schien sonntäglich aufgegeben, und jedes macht sich nach seiner Art nur hier und dort zum Scheine zu schaffen. Im Stübli aber war Familienrat und Essen und Trinken permanent erklärt.

Den besten Kaffee mit Weißbrot und Kuchen löste ein gewaltiger Mittagstisch ab, den ein durch die Reihen des Hausgeflügels gehender finsterer Geist des Mordens versehen half.

Und diese feierliche Verschwendung war Florian gewidmet, einem plötzlich Gefürsteten, dem es jetzt ein Kleines war, für jede gewidmete Aufmerksamkeit goldene Dosen und Brillanten zu spenden.

Florian nahm sich inmitten eines Familienrates, den er vor Kurzem nur verehrungsvoll aus der Ferne zu betrachten gewohnt war, wunderlich genug aus. Je mehr Sorgfalt, Ehre, Auszeichnung und Bewirtung ihm zuteilwurde, desto näher ging ihm Dank, Verlegenheit, Wehmut und Verwirrung zu Herzen. Die Last von unerwarteter Liebe drohte ihn zu erdrücken und zu ersticken. Er hatte sich schon ganz heiß und dick gegessen, sein Gesicht war von Rührung und Verlegenheit rot und wie angeschwollen, er ließ ein befangenes Lächeln wie eine stehende Danksagung um seine Lippen spielen und sah mit freundlich-stieren, beinahe tränenschweren Augen den Hallhöfer oder die Hallhöferin oder jeden, der sonst sprechend hinzutrat, an und nickte zu allem ja.

Unter all den Freudenbezeugungen und Bewirtungen hatte er sich schon ganz krumm gegessen, er reckte nur dann und wann einen Fuß unterm Tisch aus und seufzte still in sich hinein nach freier Luft, Arbeit oder nach einem ziellosen Lauf durch Feld und Wald.

Aber solche Genüsse sollten ihm, dem schüchtern in sein Glück Ergebenen heute versagt bleiben.

Der Hallhöfer selbst war kaum mehr zu erkennen. Seine behaglich-nachdenkliche Schwerfälligkeit war jetzt einer feierlich schwungvollen Lebendigkeit gewichen, die sonst sich gerne zusammenschiebenden und senkenden Augenbrauen hielten sich frei und fest in der Höhe, und aus den Augen leuchtete ein seltenes Feuer.

Hallhöfers erste und dunkle Erschütterung hatte sich in freudige Gemütsbewegung aufgelöst. So saß er Florian gegenüber an dem Tisch und erging sich in heitere Gesprächigkeit über dies und jenes, über Geldanlagen und Verwenden, über Wirtschaft und Handel, über Landleben und Stadtleben, was eine überraschend weite Kenntnis der Verhältnisse an den Tag legte und was für den Florian in jedem ruhigeren Augenblick eine wahre Schule des Lebens gewesen wäre.

Also war auch Hallhöfer ziemlich aus den Angeln seines Temperaments gehoben.

Wenn er mit Florian eine Weile dies und jenes besprochen hatte, stand er geröteten Gesichtes auf und schritt aus dem Stübli nach der Kammer und von da nach der Stube.

Da die Stube von neugierigen Gruppen nie ganz leer wurde, so gab es hier immer auch eine Ansprache, welche der Hallhöfer nicht wie sonst gewöhnlich aus Bequemlichkeit unterließ. Nur dass er unter die Männer um den Ecktisch ruhig sich hinsetzen solle, durfte ihm nicht zugemutet werden; mit den Armen, überm Rücken ging er die Stube auf und nieder und blickte nur dann und wann, an einem Fenster stehen bleibend, ins Freie.

Natürlich war Florian der Anfang und das Ende aller Unterhaltung.

Jedermann suchte nun Erinnerungen an die frühen Tage Florians hervor und knetete artige Anekdötchen daraus. Jetzt auf einmal wollten viele schon längst gewisse »Schwanungen« gehabt haben, dass mit diesem stillen, bescheidenen, fleißige Burschen noch einmal etwas Apartes vorgehen müsse! Und siehe da, die Schwanungen waren in Erfüllung gegangen!

Hallhöfer wurde nicht wenig beneidet, dass er auserlesen war, den Goldfuchs Florian in seinem Hause zu haben. Macher dachte:

»Warum hat sein Segen nicht durch mein Dach geschlagen, es muss sich immer was für den Hausbesitzer an den Schindeln abreiben!«

Einige trugen sich sogar mit dem Gedanken, wie lohnend es wäre, wenn z.B. der Hallhöfer vor vierzehn Tagen »den Rappel« gehabt hätte, den Burschen an Kindesstatt anzunehmen!

Der Hallhöfer selbst fühlte ganz die besondere Gunst seiner Lage. Aber sie gemein, alltäglich wie ein leichtfertiger Schmarotzer auszubeuten, dazu war er viel zu wohlhabend, zu würdig und zu praktisch.

Dass er jemand in seinem Hause beherberge, dem das Schicksal so unermessliche Mittel zur Verfügung stellte, das regte sein strebsames Gemüt so mächtig an; vermöge seiner Stellung zu Florian musste er diesem ein wichtiger Freund und Ratgeber werden, und diese Aussicht war es, die seinem strebsamen Geiste den feierlichen Aufschwung gab.

So war er denn wirklich von allem gemeinen Eigennutze frei – wenn er auch im gegenwärtigen Augenblicke nicht leugnen konnte, der Florian sei noch zu rechter Zeit Millionär geworden, um ihn aus einer großen, noch nicht bekannten Geschäftsklemme zu befreien.

Die Zuversicht, dass ihm nun geholfen werde, erleichterte ihm das Herz, und er selbst suchte nun wie die Übrigen alle noch so geringen Beziehungen zu Florian hervor und bemühte sich, sie in heiterer Anekdotenform vorzubringen.

So unter anderem auch die Art, wie vor Monaten ihn Florian um seine Erlaubnis, den Taubenschlag bewohnen zu dürfen, anging.

»Es ist im Anfang März gewesen«, sagte er auf- und abgehend, »ich habe einen Handel gehabt, wir haben beim Hahnen grad Leihkauf trunken; wie's nun geht, ist es geschlagene Nacht worden; um zwölf Uhr werden wir heim sein. Ich bleibe beim Brunnen mit einigen Nachbarn noch stehen, und wir reden über den starken Viehtrieb an den Rhein und nach England – und wie ich über den Brunnen wegseh', gewahr ich einen, der rührt sich nicht und lehnt sich nur so an den Zaun. Lug, wer steht noch dort so spät, denk' ich, es wird ein Dorfbursch sein, so lehnen sie herum in später Nacht! Wir reden weiter und gehen unsern Höfen zu, und beim Fürwalder sag' ich zum Härtere Gut Nacht; und gut Nacht sagt auch er und setzt hinzu: Wer geht denn dort noch hinter uns? Ich antworte: Wer kann's wissen, und geh' meiner Wege – da ist der fremde Nachtgänger auch schon hinter mir. Ich denk', den redest an, der geht dir nach! Genug finster war es und so: Nun, sag' ich und bleib' stehen – Auch da? Ja, sagte er und bleibt stehen. Hübsch warm und finster heut, sag' ich, man tappt mit Not da seinen Weg – Wer sind wir denn? Hallhöfer sagt er jetzt – I, der Tausend! Was ist das? Sag' ich – Wie kommst denn du so spät daher, Florian? Ich hab' auf euch gewartet, ich hab' euch was zu sagen, sagt er und hüstelt ein wenig. Zu sagen? sag' ich: dann heraus mit der Farb', warum bleibst du stehen und stecken, Florian? Auf das hin ist er näher, aber immer noch nicht frei. Geht jetzt weiter, Hallhöfer, sagt er, so vermag ich auch zu reden. Er hüstelt, und ich geh'. Wie ich weiter gehe, sagte er: Ihr habe euch ja die Tauben vom Hals geschafft? Sagt er. Du musst's wohl wissen, sag' ich, du hast sie selber auf den Markt getragen. Ja, sagt er – ich wüsste aber jemand, der euch gern den Taubenschlag säubern möchte. Wer, sag ich: gesäubert muss freilich werden, wer will es freiwillig tun? Ich möchte ihn gern säubern, sagt er. Ich habe nicht gleich vermerkt, was ihm die Red' verschlägt und sag' in aller Unschuld also: Tu's Florian, und wenn du meinst, der Schlag sei zu etwas nutz, greif' zu für deine Mühe! Lug', lug', wie ihn das verrüttelt hat! Er wusste kein Wort mehr vorzubringen; und so sag' ich selber: Florian, du schleppst was, sag' ich, wirf's doch ab, wenn's dir zu schwer ist, ich nehm's wohl auf! Richtig; auf einmal sagt er: In acht Tagen ist mein Dienst zu Ende, sagte er – und führt nun aus, er wär' nicht gerne länger im Dienst, er wär' jetzt lieber in der Tagesarbeit – und da, wo er sein und schlafen möchte – das wär' der Taubenschlag! Einen Schnitt hat's mir ins Herz getan. – Er will sein eigen Häuslein haben, denk' ich, ein Schneckenhäuslein, wenn's kein anderes ist – will aussehen wie sein eigener Herr, denk ich; – ich muss nur sagen, ich habe meine Not gehabt, zu unterdrücken, wie mir war; und so sag' ich: mir kann's recht sein, ist mir auch recht, aber Florian, es gibt auch einen Winter, Florian! Ich will mich schon verschanzen, sagt er, bei Tage hab' ich Arbeit, in der Nacht will ich mich gar wohl verschanzen! Ja, ja, sag' ich: aber auch im Sommer kann's an Arbeit fehlen, alle Tag' will gessen sein, wie da, wie da? Auch das ist ausgefunden, sagt er, eure Verlaubnis ist mir alles! Dann in Gottes Name! Sag ich, so räume den Schlag, zieh' ein, mach's wie du meinst, sag' ich, du wirst schon wissen, was zu tun ist, sag' ich ... Das ist beiläufig dritthalb Monate her – und nun – und nun ...«

Er redete nicht aus.

Sein Lächeln ging in ernsthaftes Nachdenken über und sollte sagen:

»Nun ist mein Haus da selbst nur ein Taubenschlag gegen die Residenz, die er sich schaffen wird, und wie er damals hinter mir herging, geh' ich selbst nun hinter ihm her mit einer Bitte und will nur warten, bis es Nacht ist, um sie vorzutragen!«

Unter solchen Gedanken ging er ernsthaft wieder aus der Stube in die Kammer zurück, wo er einige Kinder, die neugierig an die Stüblitür vorgedrungen waren, sanft bei Seite schob und feierlich wie vor einem Audienzzimmer sagte:

»Geht, Kinder, der Herr Florian kann euch da nicht brauchen!«

Die Kinder stießen sich verlegen mit den Ellenbogen und gingen dann, die Hände auf den Kopf legend, von dannen.

Florian litt beim Anblick dieser Huldigungen unsäglich.

Der Mann, der Hallhöfer, dem er bisher nur aus bescheidener Ferne zu folge wagte, dem er gestern Abend noch wie auf Baumwollsohlen nachschlich, weil er in Gedanken »Florian« gerufen – dieser so angesehene Mann wehrte jetzt von Florian wie von einem Fürsten die Kinder ab, trat in seinem eigenen Hause vor ihm leise bedachtsam auf, und die Hallhöferin – diese so ansehnliche Hausfreu, vor welcher er sonst die Kappe von Weitem gezogen, die Mutter geachteter Kinder, die er alle so glücklich pries der reichen, angesehenen Eltern willen – diese Mutter und diese Kinder wichen kaum von seiner Seite und waren so zugetan vor Freude und Huldigung –

Im Schweiße seines Angesichts und flehentlich mit seinen blauen Augen um Verzeihung bittend, dass ihr Eifer der Huldigung ihnen so viel Mühe und Auslagen mache, saß Florian da und ließ, ein resignierter Dulder, die Stürme seines Glückes willenlos um sich tosen ...

Abendglocken! Abendglocken!

Wenn eure trauten Stimmen sprechen, wie sinkt das Haupt, wie falten sich die Hände, wie verstummt der Schrei der Klage, wie in flehendem Gedränge steigen Seufzer, Bitten, Hoffnungen und Wünsche, wenn mitten in dem Tumult des Lebens eure Mahnung tönt, wie stockt die Lüge, wie schmilzt der Zorn, wie sinken dem Übermut die Flügel, wie fühlen selbst verwilderte Seelen da ein Regen besserer Art –

O Abendglocken! Abendglocken!

In Maltern war es um die Abenddämmerung wieder lebendiger geworden. Nach dem ersten Zurückziehen der Dorfbewohner war der Drang, sich mitzuteilen, wieder allgemein geworden, und in Gruppen, wenn auch nicht so stürmisch wie des Morgens, fand man sich im Freien vor den Häusern ein, und in dieses Leben fiel der Ton der Abendglocke.

Das Gespräch verstummte, die Häupter entblößten, die Hände haben sich gefaltet, und zum Himmel stieg wohl heute eine seltene Fülle von Wehmut, Sorge, Hoffnung; ein mächtiges Gedränge von Seufzern, Bitten, Klagen und Begehren ...

Um zehn Uhr abends war noch Licht in Hallhöfers Stübli.

Florian saß noch immer auf derselben Stelle. Seine ganze Haltung, alle seine Mienen flehten nach Erlösung aus der peinlichen Gefangenschaft; es hätte eines Wortes von seiner Seite bedurft, erlöst zu werden und ins Freie zu gelangen; allein erfüllt von Ehrfurcht vor der würdigen Umgebung und besorgt vor Menschen, die ihn draußen gleich umringen würden, sagte er nichts von seiner Sehnsucht, ja Leidenschaft nach freier Luft und blieb von Stunde zu Stunde, alles mit Ergebung, mit eines Märtyrers Geduld ertragend.

Erst von der Nacht, von der holden gütigen Nacht erwartete er Erlösung; wie flehte sie seine Seele herbei! Da mussten sich ja die Menschen endlich verlaufen haben, da konnte er ohne Bitten und Gewalt aus dem Hause, ins freie Feld und hin und widerstürmend die gebeugte Kraft des Körpers aufrichten und der Bedrängnis der Seele Luft machen!

Nun – nun war sie da – war da, die holde Nacht.

Die Menschen hatten sich verlaufen, im Hallhof selbst begab sich endlich alles, bis auf Florian und noch jemand zur Ruhe; dieser jemand war Hallhöfer selbst.

Er hatte Knechte und Mägde, Weib und Kinder zur Ruhe befohlen, doch bat er Florian, ein wenig noch zu bleiben – überhaupt im Stübli statt im Taubenschlag zu schlafen!

Florian hatte keine Ahnung davon, welch' ein Blick in die menschlichen Verhältnisse ihm jetzt eröffnet werden solle.

Der Hallhöfer schloss die Stüblitüre ab, zog am Fenster das Vorhängle zu, ging einmal auf und ab – und setzte sich dann dem Florian gegenüber.

Er war blass geworden, das Haupt sank ihm, er stützte beide Hände auf die Knie, und indem die buschigen Brauen das Auge beinahe ganz verdeckten, sagte er mit umflorter Stimme:

»Florian ... Gelt, ich habe Haus und Hof, gelt, es ist alles in der Ordnung; du wirst ja wissen, was der Hallhof ist und gilt. Florian – lug, hättest du's gedacht? Ja, meinte es sonst noch wer? Was soll ich's lange wenden und drehen? ... Florian, ich steck', ja ich steck' tief. Lug, ich hätt' es gern besser gehabt, ich hätte gern mehr gehabt; nein, nicht ums Haben allein ist's gewesen, meine Sach' hätt' ich gern weiter und breiter gesehen, eine Handelschaft, ein Verdienstchen daneben wollte ich haben; eine Wirtschaft allein, dachte ich, ist Ofenhockerei, es duldet mich nicht – lug', da hast du's nun: viel ist herein, viel ist hinaus und viel auf Nimmersehn. Federn, Holz, Vieh, Getreide – überall war ich mit; zweimal Sonnenschein, einmal Regen, so ist's lange fortgegangen; jetzund, Florian, hat sich das Blatt gewendet, zweimal Regen und einmal Sonnenschein ist da: ein Haus darf stark sein, wenn so was nicht den Grund und die Wände lockern soll ... Aber es scheint, der Himmel will's noch schirmend von mir wenden – du, Florian, ja du darfst wollen, so ist mein Unglück keins. Was für deinen Reichtum jetzt nichts ist, das ist für mich viel, kaum weniger als alles. Nicht, dass es nicht mehr zum Aufkommen wäre, nein, Florian, aber im Handel wie ein Fels sein, nicht wanken und brechen, wenn der Nebenmann schon meint, es wanke – das ist's, Florian. Ich kann Geld haben, viel Geld, aber mit Kopfschütteln, mit großen Augen, mit allerlei Fragen: lug, das ist's, das darf nicht sein. Du bist über alles reich, sag', dass ich auf deinen guten Willen rechnen kann, sag's aber sonst niemand, niemand; bis du deinen Reichtum in Händen hast, kann ich warten, noch ist die Unglückshand, die schlagen will, nicht nieder, ich will dir die Summe noch nenne – sag' ja, Florian, sag' so, und ich will dich heute auch in Ruhe lassen, du hast viel erleben müssen!«

Florian wankte auf seinem Stuhle.

War es denn möglich und wirklich, was er da hörte uns sah? Das große, schöne, feste Haus des reichen Hallhöfer hatte auch einen wunden Fleck, eine schwache Stelle? Und der Hallhöfer, dieser gewaltige, gewichtige Mann, saß nun vor ihm mit vertraulichen Eröffnungen, gebeugt und bittend!

Ein dumpfes Weh, eine seltsame Angst und Rührung lasteten auf Florian.

Er hätte gerne hingegeben – er wusste nicht was alles, wenn er dem Manne einen so demütigenden Augenblick hätte ersparen können.

»Mein Gott, wenn nun dem Hallhöfer geholfen ist«, dachte Florian, »wenn sich der Mann seines Ansehens erinnern und mit der vollen Wucht seiner Würde sich aufrichten wird – kann er mit je wieder hold werden, da ihn die Not vor mir zu Boden gebeugt hat?«

Aber was tun – als zustimmen, schnell zustimmen, mit der Miene rührender Abbitte zustimmen!

Das tat auch Florian.

Er stand auf, eine dunkle Glut erschein auf seinen Wangen, er drückte seine Hände wie gefaltet gegen die Brust und sagte vorgebeugt:

»Ja, ja, ja! Alles, alles! Noch habe ich zwar nichts; aber wenn ich etwas habe; alles, alles sollt ihr haben!«

Der Hallhöfer war auch aufgestanden, er nahm mit der Linken das Licht, mit der Rechten griff er rasch nach Florians Hand, die er dreimal drückte, dann sagte er:

»So; jetzt, Florian, geh und ruh aus, du hast einen heißen Tag gehabt und heiße Tage werden kommen!«

Er ahnte, welche Not und Versuchung Florian noch bevorstehen.

»Und willst du hier im Stübli schlafen?« fügte Hallhöfer noch hinzu.

»Nein, nein!« erwiderte Florian schon auf halber Flucht ...



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