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Autos

Das Automobil ist auch ein gutes Beispiel moderner Zweckästhetik auf der Straße. Die ersten Formen nahmen noch einfach die Wagenstruktur an mit hohem Bock, und sie wirkten häßlich, weil die Ergänzung zu dem hochthronenden Kutschersitz, die Pferde, fehlten und der Kutschkasten sich nach vorn im Nichts verlor. Jetzt ist aus den technischen Bedingungen, aus den Gebrauchsvoraussetzungen des Fahrzeuges eine Form entwickelt worden, die seinen Charakter energisch akzentuiert zur Erscheinung bringt und so, wie alles Gemäße, in sich Richtige, Stimmende und Zweifellose auch eine ästhetische Befriedigung auslöst.

Je größer die Typen, desto dankbarer die Aufgabe.

Niedrig gelagert, die blanke Maschinerie zwischen den Vorderrädern eingebaut, streckt sich der lange Tourenwagen. Er erweckt trotz der Schwere den Eindruck des Luftdurchschneidenden. Die Karosserie baut sich in allmählicher Steigerung vom Chauffeur-Parterre über das erste Coupé zu dem Hochsitz der dritten Etage auf.

Alles Zweckdetail des Wagens hat eine schmuckhaft wirkende Ausbildung erfahren, Farbe und Linienführung helfen dabei mit. Wie sich bei dem crêmegelben Benz-Wagen aus den Laufbrettern die Deckbleche der Vorderräder entwickeln, wie sie in wuchtigster Kurvenführung, als großgewellte Flanken sich darüber legen, das sind Bewegungsmotive von lebendigstem Reiz, das ist eine moderne Ornamentsprache von überzeugender Gewalt.

In solchem Sinne Ornament sind auch die mächtigen Laternen, Riesenhelme mit gläsernen, flammenglühenden Visieren, deren Scheine wie eine Vorhut feuerspeiender Drachen dem Gefährt nachts voranjagen.

Oder die Laternen des Warenhaus-Autos, die, in den Ecken kräftig verglast und vergittert, gleich Schiffslichtern und Kajütenfenstern, eingebaut sind, und dazu die breiten Messingrahmenbänder des Wagenkastens mit seiner schmalgefugten, rippenartig belebten Holzwandung, die sich zu freiliegenden, großausstrahlenden Türangeln entwickeln.

Auch die Überspannung der offenen Wagen, die die alte Planwagen-Bedachung in technisch neuem Geist vervollkommt, hat durch die präzis funktionierenden blanken Metallgelenke ihrer Gliedmaßen, durch dies sichtbar gemachte Skelett und durch die Riemenzügel, die das Zeltgespann straff anziehend vorn festschirren, etwas so sicher Gefundenes und Gelungenes, das uns vergnügt.

Die geschlossenen Typen zeigen gleichfalls feingefühlte Proportionsbildungen und Figuren.

Wie sich das Verdeck, als Gesamtplateau von einem Metallgitter umzogen, über den offenen Chauffeurbalkon vorschiebt, wie die viereckige Anlage des Kutschkastens dann mit kallipygischem Reiz ausladet und sich buchtend, rundend die Hinterwand bildet, wie diese Volutenlinie in der Kurvenführung der Scheiben parallelisiert wiederkehrt, das ist sehr einheitlich. In diesem Körper beziehen sich alle Teile klangvoll aufeinander, und diese sichtbarliche Ensemblewirkung hat Charakter und Schönheit.

Die Farben, das Kanariengelb des alten Postwagens, das Luftgrau, das Braunrot, das distinguierte Blau mit seinen grünen Rippen, das Hermelinweiß der Kaiser-Fahrzeuge, der Schwanen-Autos zeigen die reichen Variationsmöglichkeiten. Die Lederadjustierung, die facettierten Scheiben, der Metallputz, die geflochtenen Körbe für Fourage und Stöcke; das Spalierwerk der aufklappbaren Stellagen für das Gepäck, all das in vollendeter Arbeit und bestem Material, hat, trotzdem es mit keinem Zierrate prahlt, in seiner Komplementärwirkung, in der Gebrauchslust, die es erweckt, in der Sicherheit und Zuverlässigkeit, die es ausspricht, etwas Schmuckhaftes. Es ist ein Staat.

Und man denkt an Guy de Maupassants Wort, daß der Luxus der Yacht in dem blanken Teakholz und den glänzenden Kupferschließen liegt.


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