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I.
Geschlafen hab' ich auf blankem Stein
bei Wetterschlag und Regen.
Geschlafen Hab' ich trotz Sturmes Pein
auf sumpfigen Waldeswegen.
Geschlafen hab' ich – mein Herze schrie –
in des Kerkers beklemmender Zelle –
trostloseres Lager fand ich nie
als im Holzhof an knarrender Schwelle.
II.
Es hebt sich vor mir ein niederer Bau,
ein Zwinger des Elends, der Trauer,
von außen blickt er düster und grau,
im Innern unendlich grauer,
dort sieht kein lachender Philosoph'
die Welt voll Veilchen und Rosen,
dort hält die bitterste Armut Hof –
da schlafen die Obdachlosen.
III.
Dort hat sich die kluge Barmherzigkeit,
die so gern es der Welt verkündet,
wie dem sinkenden Bruder die Hand sie leih't,
ein dauerndes Denkmal gegründet:
Freigebig läßt sie im engen Raum
an die hundert zur Ruhe sich legen
und ruft sie, tagt es im Osten kaum,
zur Arbeit, des Daseins Segen.
IV.
Zwar finden erquickende Lagerstatt
nicht alle, die hier sie ersehnen,
doch darf, wer kein Bett erobert hat,
auf der Diele die Glieder dehnen.
Und kriecht das Ungeziefer dich an
und tut es an dir sich zu Gute,
murre nicht darüber, sei friedlich, Mann, –
zeugt vom gesunden Blute.
V.
Zuweilen durchzittern die schweigende Nacht
wirre, seltsame Töne:
Hier einer, der grell im Schlafe auflacht,
dort des andern angstvoll Gestöhne.
Bald herrscht eine atemraubende Luft,
bleischwer lastend im Saale;
so strömt sie aus keiner Kerkergruft,
aus keinem Seuchen-Spitale.
VI.
Du möchtest dem Ort des Schreckens entflieh'n,
weit lieber hungern und frieren,
weit lieber im Finstern des Weges zieh'n,
als hier ein Tier unter Tieren.
Die Pest zu atmen, das Elend zu schauen –
umsonst, es versagen die Glieder,
du sinkst mit den andern trotz Abscheu und Grauen
in dumpfer Betäubung nieder.
VII.
Alles vergeht, auch die Nacht verrinnt,
du erhebst dich vom Boden mit Mühe,
und man reicht – wie gütig die Menschen sind –
geheimnisvoll schwarzbraune Brühe.
Drauf spaltest und sägst und trägst du Holz,
um geringen Dank zu zollen,
dann darfst, auf Ruhe und Tätigkeit stolz,
in die weite Welt dich trollen.
VIII.
Geschlafen hab' ich auf blankem Stein
bei Wetterschlag und Regen.
Geschlafen hab' ich trotz Sturmes Pein
auf sumpfigen Waldeswegen.
Geschlafen hab' ich – mein Herze schrie –
in des Kerkers beklemmender Zelle –
trostloseres Lager fand ich nie
als im Holzhof an knarrender Schwelle.
Martin Drescher.