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Satire gegen Rom.

1. Singen will ich ein rebellisch Lied gegen die Laster der Welt; denn unter goldener Hülle tragen die Menschen ein ehernes Herz, und Esel gehen einher in der Löwenhaut.

2. Mit der Seele streitet rebellisch das Antlitz, Honig führen sie im Munde, ihr Herz aber ist voll Galle.

3. Von Tugenden reden sie, und lasterhaft sind ihre Werke; wie Schnee glänzen die Seelen außen, die innen voll schwarzen Pechs sind. Aber die Glieder sind krank, weil das Haupt krank ist.

4. Rom ist das Haupt der Welt, aber unrein ist, was es berührt; und unrein ist, was mit dem Haupte zusammenhängt.

5. Rom ist nichts als ein großer Markt, wo Aemter gekauft und verkauft werden.

6. Wer in Rom Prozesse führt, der gebe Geld, sonst versagt ihm Rom alles; wer das meiste Geld gibt, hat das meiste Recht.

7. In Rom hat man ein Kapitel in den Dekreten, daß die Bittenden nur gehört werden, wenn sie mit vollen Händen kommen.

8. In Rom hält Fordern und Geben gleichen Schritt; was du verrichten willst, verrichte mit Geld. Cicero hilft nichts, Beredsamkeit hat nur das Geld.

9. Nach Geld geht nur die Kurie von Rom, jedes Gepräge ist ihr genehm; dort redet das Geld, und das Gesetz schweigt.

10. Fülle die Hände mit Gold, und du brauchst nicht Justinian und die Canones der Heiligen zu fürchten.

11. Rom kennt nur die Habsucht und schont nur den Freigebigen, dem Geizigen ist Rom nicht hold; Geld gilt für Gott, die Mark Goldes für Markus; mehr als der Altar ist der Geldkasten gesucht.

12. Kommst du vor den Papst, so vergiß nicht: der Arme hat vor ihm keine Stelle, seine Gunst hat nur der, der Gold und Silber bringt.

13. Der Papst heißt nach seinen Taten. Was andere haben, will er allein verschlingen. Von papare oder von paez! paez! kommt sein Name.

14. Der Papst will haben, die Bulle will haben, die Kanzlei will haben, der Pförtner will haben, der Kardinal will haben, der Läufer will haben, alle wollen haben. Und wenn einer leer ausgeht, ist das ganze Meer salzig.

15. Gib diesem, gib jenem, verdopple die Gaben, und hast du genug gegeben, so fordern sie noch darüber. Wehe euch, ihr vollen Börsen, die ihr nach Rom kommt!

16. Auf die Börsen machen sie in Rom Jagd; magna, major, maxima, stufenweise wächst die Beute.

17. Die Börse gleicht der Leber des Tityus. Sie muß leer werden, damit sie dort sich fülle und Rom sie von neuem erbeute.

18. Mit gehörntem Haupte kehren sie von der Kurie heim. Pluto beherrscht den Himmel und Jupiter die Erde. Den Bestien gleich sind die Würdenträger der Kirche. Die Perle wird vor die Säue geworfen.

19. Die Reichen geben den Reichen, damit sie wieder empfangen; ihr berühmtes Gesetz ist: »Gib mir, so werde ich dir geben.«


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