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Der junge Markgraf.

Es freit der junge Markgrafensohn
wol um des Königs Tochter;
er freite sie ganzer sieben Jahr,
er konnte sie nicht erfreien.

»So zieh Dir an ein Jungfernkleid
und schmücke die Haare mit Seide!
Du hast ja schöner Schwestern drei,
die werden Dir wol eins leihen.«

»Ach, Schwester, leih mir Dein sammten Kleid,
dazu die seidene Haube!«
»Ach, Bruder, Du willst ein Mädchen betrügen;
ich seh's an Deinen Augen.«

»Das Mädchen, das ich betrügen will,
das bringt Dir keinen Schaden;
ein solches Mädchen, wie dieses ist,
die muß ich allezeit haben.«

Sie zog sich's aus und legt's ihm an,
flocht ihm die Haare in Seide;
sie hängt ihm ein silbern Gesteckmesser an,
er ritt wohl über Grünheide.

Und da er auf die Heid' naus kam,
gar höflich thät er singen;
da stund der König und auch sein Kind
auf einer hohen Zinne.

»Ach, Vater, liebster Vater mein,
wer kann so höflich singen?
Eine schöne, schöne Jungfrau singt führwar,
daß 's durch die Berge thut klingen.«

»Laß Du sie nur reiten, laß Du sie nur gehn,
sie reit auf freier Straßen,
und wann sie kommt vor unser Schloßthür,
beim Stallknecht soll sie schlafen.«

»Ach nein, herzliebster Vater mein,
das wär' uns beiden ein' Schande;
es schickt so mancher edle Herr
sein Kind in fremde Lande.«

Und wie der Graf kam in das Königsschloß,
bot er einen schönen guten Abend.
»Bis Gott willkommen, Du schöne Jungfrau,
oder hast Du es einem Mann?«

»Ich hab keinen Mann, ich will keinen Mann,
eine Jungfrau will ich bleiben,
und wenn ich bei Eurer Tochter wär,
die Zeit thät sie mir vertreiben.«

»Hast Du keinen Mann, willst Du keinen han,
willst Du eine Jungfrau bleiben,
so kannst Du bei meiner Tochter schlafen,
ihr Bett ist von klarer Seiden.

»Zünd an, zünd an, Du Küchenjung,
zünd an die silberne Lampe!
Es wollen zwei Fräulein zu Bette gehn,
fein sanfte werden sie schlafen.«

Und wie es nun um die Mitternacht kam,
das Fräulein fing an zu sprechen;
das hörte bald der Küchenjunge
fing heimlich an zu lachen.

»Schweig still, schweig still, Du Küchenjung!
Kannst Du nicht stille schweigen?
Das sammtne Kleid, das drauß liegt,
das soll Dein eigen bleiben.« –

Und wie es nun um den Morgen kam,
der König fing an zu klagen.
»Um Gottewillen, was ist denn das!
Warum schläft meine Tochter so lange?«

»Warum Eure Tochter so lange schläft,
das kann ich Euch wohl sagen:
Das gestrige Fräulein, das zu uns kam,
das war der junge Markgrafe.«

»War das des reichen Markgrafen Sohn,
der in dem sammtnen Kleide;
so soll er meine Tochter haben
zu einem ehelichen Weibe.«

Und als er über die Heide ritt,
da hub er an zu singen:
»Erst wollt mir der König seine Tochter nicht geben,
Heut muß er sie mir selber bringen.«

(Aus Scherers Jungbrunnen.)


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