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Im Mittelalter.

Landsknecht Sitt und Brauch.

Ein neues Lied, durch Hans Witzstatt gemacht. Im Ton:
Auß herttem weh klagt sich ein Held.
Gedruckt durch Hans Guldenmunde, Weimar.

Nimm dirs ein Mut, tracht nit nach Gut,
laß niemand von dir erben,
kauf nichts in Haus, tracht nur heraus,
tu Weib und Kind verderben!
Nimm darnach einen Orden an
und werd ein freier Kriegesmann,
such' dir ein' reichen Herrn,
willt du das Kriegen lernen.

In Hungersnot schlag' Hennen todt
und laß kein Gans mehr leben!
Trag's ins Wirtshaus, rauf Federn aus!
Da brät man dir's gar eben
und setzt dir's oben auf den Tisch,
da iß und trink und leb ganz frisch!
Ein Batzen leg daneben,
tu nur fröhlichen leben!

Ob der Wirt wär ein geizig Mann,
wollt sich nicht lassen bscheiden,
mit dem Gesellen fach ein Hader an!
Tu keiner des andern breiten
und schlagt einander aus dem Haus!
Der Wirt wird froh, wenn ihr kämmt naus;
so schwingt euch über die Heiden
sogar mit großen Freuden.

Nun wenn ihr kummt ins Bauernhaus,
so lebt mit klugen Witzen;
einer geh ein, der ander bleib heraus,
lug wo die Henne sitzen!
Eier und Käs und ander Proband,
das nehmt fröhlich ohn alle Schand!
Das ist der Kriegsleut Sitten,
so flucht die Bäuerin den Jahrritten.

Such dir ein Herrn in der Welt,
tu dich daran nit sparen,
der dir geit Bescheid und Geld!
Eine schöne Frau mußt haben,
So bist du gerüst wie ein Kriegsmann;
gut Rüstung sollt du tragen,
Harnisch und Panzerkragen.

Der Türk ist aber gewaltig auf,
hört man in Polen klagen,
manch freier Kriegsmann rüst sich drauf;
verhofft Glück zu erjagen,
darauf trinkt er den kühlen Wein,
welchr wollt nit gern ein Kriegsmann sein?
Wir wollens gering wagen,
mit den Feinden tapfer schlagen.

Des Glücks wöll da warten tan
es kumm heint oder morgen;
wir wöllen bald ein Herren han,
darum dörf wir nicht sorgen,
der uns das groß Wochenlohn geit;
käm einer nur bald, es wäre Zeit;
der Wirt will nimmer borgen,
ist unser größte Sorgen.


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