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tönt's auf allen Stegen,
und die Bibel sieht man flugs auf die Seite legen,
Priester, Mönch und Diakon, und auf allen Wegen
ziehn sie unsrer Sekte nach, ihrem Heil entgegen.
»Prüfet alles!« Dies Gebot wird bei uns gelehret.
Prüft dann unsern Lebenslauf, niemand sei's gewehret.
Doch den falschen Priester haßt, so der Lieb' entbehret,
und auch nicht mit offener Hand milde Gunst gewähret.
Wir nur hegen dieser Zeit christliches Erbarmen,
denn wir nehmen Groß und Klein auf mit offenen Armen,
wer da reich an Geld und Gut, wie den hülflos Armen,
den erstarrt an Klostertür man nicht ließ erwarmen.
Uns willkommen ist der Mönch, stattlich tonsurieret,
und der Priester, der sein Weib uns am Arm zuführet,
Pfründner und Kanoniker, und wer magistrieret,
doch ein Schüler allermeist, den sein Wämslein zieret.
Stille Leute, milde Art, folgen unsern Bahnen,
deutsche Männer, böhmisch Volk, Slaven und Romanen,
wie der Herr sie wachsen ließ: Zwerge und Titanen,
die hoch fahren und die still sich nichts Großes ahnen.
Ihr Markgrafen und ihr Herren, die zu frohen Mahlen
Sachsen, Baiern, Oesterreich uns sandte allzumalen,
merket, denn ich melde euch neue Decretalen:
»Jeder Knauser ist verdammt und die kärglich zahlen.
Orden ohne Skrupel man unsre Sekte nennet,
ob auch so verschieden Volk hier zusammenrennet,
doch da beiderlei Geschlecht keine Scheidung trennet,
was Geschlecht der Orden sei, niemand recht erkennet.
Des Vagabondenordens Recht will ich euch verraten,
der ein herrlich Leben führt, wo man wohl beraten,
wo mehr als ein Scheffel Korn gilt ein fetter Braten;
Höret die Gesetze denn und des Ordens Taten.
Unser Orden untersagt streng die Metten halten,
denn am Morgen gehen um arge Spukgestalten,
und den Sinn berücken dann höllische Gewalten,
darum muß ein kluger Mann früh im Bett sich halten.
Dann uns also untersagt streng das Mettesingen,
ziehn wir flugs zum kühlen Platz, wenn vom Bett wir springen,
Hähnchen lassen wir dort hin und ein Weinfaß bringen,
droht der Würfel Unheil nicht, voll von guten Dingen.
Unser Orden untersagt, Doppelkleider tragen,
wer ein Wams am Leib, sich kann vor die Leute wagen,
den bringt bald das Würfelspiel um den Mantelskragen,
und des Gürtels selbst wird er öffentlich entsagen.
Und wie man es droben hält, geht es drunten eben,
wer ein Hemde hat, braucht der Hosen nicht daneben,
und wer Stiefel trägt, der kann seine Schuhe geben;
jeder Uebertreter soll unterm Bannfluch leben!
Keiner greife ohne Trunk früh zum Wanderstabe,
hat er nichts, so scheid' er nicht ohne milde Gabe,
solcher Dreier bringt gar oft schnell zu reicher Habe,
wenn zu guter Stunde sich setzt zum Spiel der Knabe.
Keiner ziehe seines Wegs gegen Sturm und Regen,
und wer darbt, soll nicht die Stirn drob in Falten legen,
sondern wie ein kluger Mann still die Hoffnung hegen,
folgt nach schwerem Leid doch meist reicher Glückessegen.
Saget jedem Menschenkind, das euch aufgenommen,
weshalb zu erforschen ihr jedes Tun entglommen,
allen Sündern, sprecht, zum Schimpf, doch zum Lob der Frommen,
und zu scheiden Gut und Bös bin zur Welt ich kommen«.
(Ordenslied der wandernden Kleriker im frühen Mittelalter.)