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Ich kannte ihn so genau, daß sich zwischen uns beiden ein Analogieverhältnis herausbildete. Slim war ein mutiger Mann. Als eines Tages vor uns im Gebüsch ein Panther pfauchte, auf einen Baum sprang und auf seinen krummen Gliedmaßen, die ihn wie geschmeidige Arme in Pelzhandschuhen beliebig lancierten, zum Sprunge zurückwippte, geschah nichts anderes, als was zu erwarten gewesen war. Slim schoß seine langläufige Coltpistole ab und tötete das Tier, während es herunterpurzelte, mit dem fünften Schuß. Aber ich wußte, daß Slim später an diesem Tage Kopfweh hatte, obwohl er vortrefflich aufgelegt war. Und als ich eines Tages mit einem sonnengesichtigen alten Pavian eine Balgerei bestand, der mit beiden Händen in die Schneide meiner Machetta griff und einen gänzlichen Mangel an Absicht zeigte, loszulassen, bis sie ihm die Sehnen und Nerven bis zum vollständigen Kraftverlust durchschnitt, da wußte ich, daß Slim nun von mir das gleiche denke wie ich damals von ihm. Aber dies stimmte bei mir nicht. Ich konnte mich also damals ebenfalls verrechnet haben. Jedenfalls kannte ich Slim doch so genau, daß ich ebensogut annehmen konnte, er habe bei dergleichen Angelegenheiten weder Kopfweh noch gute Laune, sondern eine Art Scham und Katzenjammer über das Abenteuer zu empfinden. Irgendwie war ich doch im Rechte über ihn. Das nächste Mal, als wir gegen eine Affenhorde demonstrierten, kam mir die Erleuchtung, daß Slim nun gewiß wüßte, ich dächte, daß er Ekel vor diesem Handwerk empfände. Möglicherweise machte es ihm aber auch Spaß und hinterließ lediglich einen kleinen Druck im Hinterkopfe, wie von einem großen Schrecken. Sicherlich stellte er dieselbe Alternative für mich auf, zugleich wußte er aber auch, daß er damit denselben Gedanken über sich in mir produziere. Wir lasen einer den anderen von der eigenen Seele ab.
Slim machte sich Gedanken über die Geschichte mit Rulc. Er freute sich über sein Witterungsvermögen. Hätte ich ihm gesagt, was ich selber nicht glaubte, aber zu diesem Zwecke gern zu glauben probiert hätte, daß das, was er für Ahnung gehalten hatte, einfach eine Erschütterung seines Gedächtnisses darstelle, und daß er wirklich erlebt habe, was ihm erträumt schiene, er hätte sicherlich geschluchzt und mir geradeheraus gesagt, das hätte er auch gewußt und er hätte es mir ebensogut sagen können, jedenfalls sei es eine Plattheit von mir und er brauche sich das nicht bieten zu lassen. Denn ich fühlte, daß er sich mir gegenüber mit demselben Experimente trug. Im Grunde waren wir beide darüber einig, daß wir jeder dem anderen Selbsttäuschungen zutrauten. Auf diesem Wege mußte ich zu dem Schlusse kommen, daß Slim sich doch etwas ungemütlich fühle. Denn es war nicht ausgeschlossen, daß der Auftritt und die Ermordung Rulcs vor seinen eigenen Augen stattgefunden hatten. Nun war dieser Umstand für einen Menschen wie Slim von keiner tragischen Bedeutung. Unheimlich war allein das Seelische an der Sache, diese seltsame Unklarheit der Erinnerung, gewissermaßen eine Erscheinung von Gedächtnisschwund, ein Irrsinn, eine Bewußtseinstrübung bei intakter, ja vielleicht gesteigerter Denkfähigkeit. Aller dieser Zweifel konnte Slim zum Beispiel überhoben sein, wenn er geradewegs auf mich zuging und frug: »Sagen Sie doch, Johnny, sind Sie an diesem Abende, wissen Sie, diesem hellen Abende vor unserem Abmarsch nicht in der Savanna gewesen?« Worauf ich ihm, der Wahrheit gemäß und mit teuflischer Berechnung gesagt hätte – das konnte er sich an den Fingern abzählen – »Ja, lieber Slim, wo haben Sie denn Ihre Gedanken? Ich will nicht indiskret sein, Sie verstehen. Aber ich habe in jener Nacht zwei Männer hintereinander aus dem Farn kommen sehen. Dies war kurz nach dem Seufzer Rulcs, kurz nach diesem stumpfen Metallklang, der mir so schrecklich im Ohr haftet, und nach dieser Szene – das alles spielte sich ja so rasch ab. Einer jener Männer waren Sie. Erinnern Sie sich, Sie haben weggesehen, und haben damit gleichsam ein Zeichen gegeben, daß Sie nicht erkannt sein wollen. Die Folge davon ist, daß ich auch wirklich nicht genau hingesehen habe; vielleicht ist es auch van den Dusen gewesen; aber den hatte ich schon vorher am Rückweg gesprochen. Vielleicht aber haben Sie doch recht. Dann ist das alles nur unsere Einbildung; wir suggerieren uns das auf eine Art, weiß der Teufel, wie wir beide in diesen Zusammenhang kommen. Das ist Ihnen doch nicht sehr angenehm?«
Auf diese Weise konnten wir beide einmal ins Reine kommen. Nicht über die Tatsache, denn die war schlechterdings nicht festzustellen, ja destoweniger festzustellen, je strenger unsere Gedanken im Akkord abliefen. Aber dieser Akkord selbst war noch zu beweisen. Es war nicht unbedingt nötig, ihn durch eine Aussprache zu realisieren. Der Glaube an ihn war ohne sinnfällige Mittel für uns beide erwiesen. Aber ich hatte das Bedürfnis, Slim bei mir in Audienz zu empfangen. Er und ich stellten ja eine Panik dar. Es wäre schön von ihm gewesen, wenn er sich Gewißheit darüber verschafft hätte, aber ich roch genau, daß er Furcht davor hatte. Ich meinerseits fürchtete mich, ihn dafür zu verachten, ich hatte begreiflicherweise überhaupt Angst vor allen Gefühlen, die sich auf ihn bezogen. Denn sie mußten alle Gefühle vermehren, denen ich selbst Gegenstand war. Möglicherweise war dieser Gedanke aber schon nicht mehr Ursache, sondern Folge. Slim hatte ihn gewiß schon vorausgedacht. Seine Blicke wurden immer problematischer. Ich bemerkte bei aller Antipathie, die sich darin gegen mich auftat, einen Schimmer von Schwermut. Ich habe solche Blicke sonst nur bei Wahnsinnigen gesehen. Und da kam mir ein Gedanke: es war eine Art gegenseitigem Verfolgungswahnsinns, unter dem wir litten. Wir waren auf der Flucht. Wir ließen unsere seelischen Schnittpunkte zurück, wir strebten mechanisch Raum und Zeit zwischen uns zu legen, wir suchten durch Entwickelung voneinander loszukommen. Aber an jenem Punkte, dem gemeinsamen Traume, an der Leiche Rulcs, deckten sich unsere Wesenskerne nach wie vor. Unsere Gehirne lebten wie die siamesischen Zwillinge, sie haßten sich, aber sie waren so gleich wie ein Ei dem anderen. In der Wut dieses Schicksals sah ich Slim mit verdoppelter Heftigkeit vorwärts eilen. Es schien, als wolle er fliehen, fliehen vielleicht vor mir. Da kam Berserkerstärke über mich. Ich war nach dieser Seite hin nicht nur der Gebundene. Ich war auch Anteilhaber an einem größeren Betriebe. Ich sah meine seelischen Kräfte auf Slim überströmen. Jetzt war auch er nicht mehr allein vor sich. Auch ihm sah jemand bei seiner Seelentätigkeit zu. Wir entwickelten uns wie eine Lawine, wir multiplizierten uns gegenseitig in unendlicher Reihenfolge. Wir flohen, aber wir flohen nicht allein innerhalb des Lokales, wir flohen vor einem überreizten und gleichsam sich schuldig fühlenden Denken. Wir hatten die brausende Empfindung zeitlichen Ablaufs, des Denkens. Aus dem Raum, dem fühlbaren Raum in Gestalt eines dickichtverschanzten dicken Waldes in die streckenlose Zeit! Der Raum wurde von uns entführt. Wir schleppten den Raum.
Es war ein Wort Slims: Wir schleppten den Raum und liefen Sturm wider die Zeit. Wir lebten uns widereinander, lebten uns jeder wider sein eigenes Leben. Wo begann es, wo hörte es auf? Wo war Wirklichkeit und wo Einbildung? Gewißheit und Zweifel waren behoben. Die Gesichte bestanden für uns nebeneinander. Slim schlief, aber als Nummer zwei war er unterdes zugegen und ließ es zu, daß Rulc von Zana erstochen wurde. Wie ihn das quälen mußte! Ungefähr wie es mich quälte, diese unermeßliche Leere meines Gehirnes an einer wichtigen Stelle des Begebnisses. Denn es quälte mich, um es kurz zu sagen, daß Rulc auf so sonderbare Weise erstochen worden war. Ich fühlte eine geheime Schuld, daß ich förmliche Anklagen gegen meine Gefährten träumte, gerade als gebrauchte ich Ausreden über ein Verbrechen, das ich heimlich und unbewußt selbst begangen hätte. Alles war so merkwürdig klar wie etwas Ausgeklügeltes, ausgenommen dieser eine Punkt, der Todesstoß. Es bedeutete einen glücklichen Anhaltspunkt für meine Logik, daß ich niemals im Besitze einer besonders dünnen, verschliffenen Machetta war. Denn manchmal hatte es mir scheinen wollen, als wäre jene Traumgestalt, die ich in ihrem waffenstarrenden, komischen Aufzuge van den Dusen nannte, eine Transformation gewesen. Was es war, konnte ich nicht sagen; aber es war damals eine tiefe, selbstquälerische Unruhe in mir.
Aber dies alles war vielleicht wirklich nur eine allzu genaue Probe auf ein abstraktes System, das die Tropensonne in uns ausgegoren hatte. Hatte man's nicht schon erlebt, welche grotesken Ordnungen und Mechanismen sie im Gehirn des Orientalen zeugen konnte? Welche rhythmisch und tief geklügelten Fiktionen, welche mathematisch und equilebristisch richtigen Gebäude von Trugschlüssen üppig aus ihrer Hitze quollen und aus Entbehrungen und Strapazen, wenn die Nerven arischer Menschen ihnen ausgesetzt waren? Zeit und Raum waren, um mit Slims Worten zu sprechen, für uns nur Skelett, Technik, um zu unserem eigenen Leben, dem Widersinnlichen und Unsinnlichen, zu kommen. Indem wir eine saftige Bresche in den räumlichen Widerstand des Waldes schlugen, eroberten wir die fünfte Dimension. Unsere Indianer krabbelten über das Leben wie über ein Laken. Denn der rote Mann hat den Raum nicht, das Gleichzeitige vieler Flächen. Er bewegt sich ewig in der Wagerechten. Man sieht ihn wie ein Tier mit der Stirn vorausrennen. Er beugt den Kopf in den Schultern. Das ist der Energische, der Geradewegsmensch, der geistlose Tatkräftige. Er fühlt die Zeit nicht wirklich, das Gleichzeitige vieler Räume. Er ist nicht zugleich als dieser und jener Typus auf der Welt, ohne Breitegrad und Erstreckung, und er hat den Gedanken nicht, das Gleichzeitige vieler Zeiten. Wir aber sind im Gedanken! Für uns ist die Realität, ein Urwald zum Beispiel, eine Kleinigkeit: wir bewältigen sie linker Hand, wir ministrieren sie a latere, wir erschauen sie aus einer Perspektive (da es sich als wesentliche Erleichterung zeigt). Wir sind die Söhne der fünften Dimension und zwei ist eins, und eins ist hier zwei. Alles zerfällt zu seiner Gänze. Vorwärts, schwinget die Machettas, durch, durch, durch... da, durch diesen Busch – ah, durch!
Am siebenten Tage spüren wir eine Veränderung. Etwas in der Luft ist verändert. Das Tastgefühl unserer Hand reagiert darauf gleichsam wie auf ein mattes Tönen. Dünneres liegt in der Atmosphäre. Wir atmen die Lichtung.
An den Abenden, wenn die große, schwebende Unruhe des Waldes unsere Arbeit plötzlich abstellt, sinken wir müde am Lagerfeuer nieder. Zana, die nie spricht, sieht träge und ohne einen Finger zu rühren, zu, wie unsere Indianer die Mahlzeit rüsten. Wir essen schweigend, niemand erfreut sich ihrer Gunst. Aber wenn sie tanzt, plötzlich aufsteht und vom Flecke weg tanzt, während wir rhythmisch in die Hände klatschen, dann sieht sie nicht etwa mich oder Slim oder Checho an: aus einem unbegreiflichen Grunde hält sie sich an den Dutchman, der wieder mager geworden ist und unter der Hemdbrust und an den Gelenken sein rosenrot gegerbtes, haariges Fell sehen läßt. Er ist mürrisch und widersetzlich in seinen Meinungen, wenn wir, Slim und ich, unser Dimensionensystem feststellen und ausbauen. Wir sprechen dann in deutscher Sprache weiter, ohne ihn zu berücksichtigen. Slim behauptet, er könne manches derlei nur deutsch sagen. Zana tanzt im Feuerschein ihre primitiven Tänze, ohne großartige Figuren, aber mit edlen, praktischen Bewegungen, idealisierten Bruchstücken ihrer Alltagserfahrung, und mit stark physischer Einbildungskraft. Das Repertoire ihrer Hingabe ist nicht groß. Aber immer wieder entzückt sie durch eine neue Idee, durch eine neue, schlagende Zote, die ihr gottesdienstlich vorkommt, von dem Holländer aber mit Grinsen aufgenommen wird. Sie deutet Liebesberührungen an und schüttelt ihren Kindschoß. Slim schlägt sie, sie streiten, dann kauert sie sich verschüchtert zum Feuer und starrt in die Glut. Wir alle möchten sie schlagen.
Die Ermüdung zwingt uns bald in den Schlaf. Plötzlich erwache ich vom Ohre her. Ich habe brünstige Laute vernommen und finde, daß meine Augen naß sind. Mein Herz brennt. Ich habe keine Scham, in dem großen, verschluckenden Walde bin ich vor der Scham versteckt, aber dünne braune Glieder, die ein anderer besitzt, sind meinem Fleische ein Stachel. Ich bin aus Eifersucht erwacht, mein Gehirn hat sich die Laute gemerkt, mit denen meine Sehnsucht umgeht. Ich sehe zu dem Himmelsausschnitt empor und fixiere einen Stern. Er sollte herabfallen und das Paar zermalmen. Ich knabbere mit den Augen an ihm herum, ob er sich nicht loslösen lassen wolle. Und siehe da, plötzlich spüre ich es lau in meinem Munde und meine Kaumuskeln sind gleichsam befreit, und eine Sternschnuppe segelt über das Firmament. Ich habe sie ausgehaucht, mein Atem ist feurig von verhaltenen Küssen. Wie eine laue Kugel quillt meine Sehnsucht mir aus dem Munde, da höre ich mich seufzen. In diesem Augenblicke werde ich gewahr, daß das Band zu Slim gerissen ist. Ich fühle mich allein, bin eine gesunde Persönlichkeit mit bohrendem Lebenstrieb. Und gleich darauf erledige ich die Angelegenheit ein für allemal. Hier unter diesem strahlend guten Himmel, mit der Brunst eines Raubtieres im Herzen, kommt mir das Gedächtnis wieder. Ich gebe jetzt zu, daß ich mich noch immer irren und meine Meinung wieder ändern kann. Aber entweder habe ich bisher überhaupt nicht gelebt, dann ist alles nur ein Traum gewesen, oder es muß stehen bleiben, daß ich diesen Atem zweier Menschen, genau diesen selben Atem, schon einmal gehört habe. Dann habe ich mit Slim ein Erlebnis, keinen Traum gemeinsam, und nichts bindet mich an ihn. Und ich habe und habe sie gehört: in jener Nacht vor dem Aufbruche!
Sofort spürte ich mich in einem Zustand der Schwebe. Eine übernatürliche Grelligkeit umgab mich. Es war, als ob ich den Ballast, den ich im Kielraum meiner Seele verstaut hatte, verlöre, mein Empfindungsleben war von einer überraschenden Wachheit und Lauterkeit. Der geringste Ton und die unbestimmteste Farbe berührten mich mit süßer Macht. Es war die ungestillte, schmerzlich gesteigerte Sehnsucht, die mich zart machte. Ich befand mich in einer exaltierten Wonne, regte mich nicht, sah mit ungeblendeten Augen gerade vor mich hin. Ich hörte ein Schnauben, einen starken Luftzug aus einer Nase und erkannte Slims Atem wieder. Ich hörte einen unbestimmten, schluchzenden Ton, es war Zanas Liebesschrei. Der Schmerz über das fremde Glück erregte in mir eine scharfe Hellsinnigkeit. Außerdem machte ich noch folgende Entdeckungen.
Das Feuer fraß an einem frischen Stück Holz, ich hörte wie seine lange, gewundene Sägelippe mit den winzigen Zähnen jede einzelne der grünen Zellen in sich kaute. Es war das Zischen tausender kleiner Zähne, die an der Arbeit waren. Zugleich war ich von einer übernormalen Empfindlichkeit für einen Vorgang zu meiner Seite, den ich nicht genau sehen konnte, weil ich mein Auge nicht aus der Richtung des Himmelsausschnittes herausdrehte. Dieser Vorgang spielte sich auf einem stark verästelten Baume ab, der von anderen Bäumen teilweise verdeckt war, und war eigentlich unbedeutend. Der Baum aber war so außerordentlich geformt und zeigte innerhalb seines Systems eine so unerwartete Bewegung, daß sie mich von ihrer schiefen Richtung her förmlich faszinierte. Die Konvulsionen schoben sich rhythmisch weiter. Ein grüner Schimmer, intensiv wie Kathodenstrahlen, füllte den oberen Raum, und hier breitete sich eine knorrige, aus Knien und Gelenken gestückelte Palmenart aus, zwischen deren Gliedern ein lebendiges Riesengedärm in Knäueln hing. Die unendlich langsame Faltung, die daran emporzitterte, schien aus dem Nichts zu kommen und in das Nichts zu münden. Das Ding war stark wie ein Mannsschenkel und prall wie ein voller Balg aus grüner Seide. In dieser Selbstfortpflanzung eines Lebewesens war die Grundsensation, die Einheitsanschauung des Wortes »rücken« gekennzeichnet. Dieses Tier war bloßer Rücken, fiel mir ein, seine Bewegung, sein Leben war analysiert im Ruck, durch Serien von Chocks, sie waren ihm zugleich Fortbewegung und Verdauungsleistung. Als ich eine Zeitlang, die ewig schien, aus einem Teile des Gehirnes dieser Bewegung gefolgt war, kam sie mir erst in einem Wetterbruch von Gedanken klar zu Bewußtsein. Ich bemerkte jetzt in einem das grünfalbe Licht, das aus seinem Innern auf das Tier strahlte und in dem Sternenreflex unterm Laub eine sachliche Begründung erfuhr, ferner ebensowohl die sensationelle Langeweile des motivischen Ruckes und einen plötzlich als Zweck der Bewegung vorgestemmten Schlangenschädel. Der Schädel war flach und wie eine Faust um die kalten, grünen Augen geschlossen. Da fühlte ich, wie von einem unsichtbaren Drahtfaden zwischen den Augen des Tieres und den meinen die grüne Strahlung ausglühte, die von den Sternen herzurühren schien. Die ankerförmige Zunge, scharf wie eine gespaltene Locke, wurde von den gasigen Stößen aus dem Innern in rasender Perpendikulation gehalten. Sie schmeckte den brenzlichen Geruch des Feuers und schnellte zurück, gleich darauf legte sich der Kopf treu und lotrecht an den Stamm und der Marsch nach oben begann.