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Wieder kam die Nacht. Ich lag wach in meiner Hütte. Ein brenzlicher Dunst lastete auf mir, ich erhob mich und streifte mein Lager aus Palmstroh in den Eingang. Hier lag ich am Rücken und sah in den Himmel, in dessen Silberkraut ich den wehen schlaflosen Blick kühlte. Gedankenvoll klomm ich, zwischen Räumen voll weißer gasiger Helligkeit, von Stern zu Stern. Ein verblasener Brand schwoll stellenweise am Firmament auf, verhauchte narkotische Schwülen in die unendliche Leere zwischen Himmel und Erde, zuckte wie blasse matte Blitze über die Weltengegenden. Es war wie das falsche Flammen einer lungenkranken Brust. Nebenan aber stand die hohe Palme und spreizte starre grüne Messer, gierige Bündel von Blitzableitern in das Licht. Ein großer trockener Mund saugte sie den dichten Tau, der aus der lauen Luft entquoll. Hart und hungrig, unromantisch und ohne Sehnsucht stand sie in einer Landschaft von unwahrscheinlicher Poesie; aber der Roman der Nacht wurde vollkommen durch ihre verständnislose Trockenheit. Lange blieb es still, kein Lufthauch regte sich. Dann plötzlich schien irgendwo in einer der Hütten etwas vor sich zu gehen, ein Kleines wimmerte, ein Tier drückte sich im Schatten vorbei. Es war einer der hier gezüchteten Wolfshunde, klein wie ein Marder, stinkend aber rassig; perplex den Schwanz einziehend pfotete er davon, wenn er meine Aufmerksamkeit fühlte.
Da war ich nun mein eigener Herr, Herr einer neuen Hütte. Sie lag, wie die erste, am zweiten Ring. Aus unserer ersten Unterkunft, der geräumigen Versammlungshütte, wie ich später erfuhr, war ich in diesen eigenen Haushalt gekommen. Checho war bei mir; diese Hütte war kleiner, aber sie bot Raum genug für uns beide. Slim hatte eine schöne Hütte im ersten Ring erhalten, der Holländer gleich mir die seine im zweiten. Ob dies ein Zufall war, oder ob es eine Bewertung unserer Persönlichkeiten darstellte? Mein Ehrgeiz erhielt einen tückischen Stoß. Ich fühlte die Mißachtung des Volkes auf mir ruhen, jetzt, in dieser prangenden Nacht ging mir der Sinn gewisser kleiner Beobachtungen auf, die ich gemacht hatte. Die Indianer waren nicht mehr wie in den ersten Tagen. Seit unser Vorrat an putzigem Tauschkram, an leeren Konservenbüchsen und Zigarettenschachteln auf die Neige gegangen war, war unser Ruhm im Verblassen. Die guten Sitten wurden nicht mehr so eifrig eingehalten, unsere beginnende Armut demoralisierte das Volk. Die Riesentrauben der Bananen wurden uns nicht mehr so erstaunlich groß zugeschleppt wie die ersten Male, dies Dutzend Ananas, das man uns anbot, war im Verhältnis zum Überflusse dieses Obstes, an dem ein mehrhundertköpfiger Stamm mißwirtschaftete, von rührendem Humor. Und jene Handvoll Beeren war erschrecklich anzusehen, beängstigend wie eine Krankheit, ekelerregend wie ein Schwund, sie stellten die äußerste Grenze der Verachtung dar, sie waren die Verachtung selber. Das Volk! Das Volk hielt nicht viel von unserer geistigen Regsamkeit, von unseren Lebenswünschen, der Kraft unseres Appetits, dem Ehrgeiz unserer Ansprüche. Mit welcher Unverfrorenheit behandelte uns das Volk?
Kelwa, der Schildermaler, kommt eines Tages daher und bringt mir den lumpigsten Kitsch aus seinem Atelier, den ich dort bereits hatte in einer Ecke herumliegen sehen. Er verlangte mein Gewehr dafür. Ich nahm das Gewehr, ich gab es ihm so in die Hand, daß der Schuß in dem Augenblicke losging, da er es berührte. Die Kugel klatschte an das Palmstrohdach, Staub und Strohmist rieselten auf uns herab, Kelwa zitterte. Kelwa, du tapferer Krieger, du Pinselnovellist des Krieges – Kelwa ging schnell fort und sieht jetzt mit bösen Blicken an mir vorbei, wenn wir einander begegnen. Das Blut steigt mir zu Kopfe, wenn ich, Kelwa, deine Verachtung sehe, diese Überlegenheit einer gebildeten Rothaut über den weißen Rüppel. Dein Blick frägt klar, würdest du jemals so handeln und eine zarte Gabe, ein edles und höchst vernunftgemäßes Geschäft durch unziemliche Schüsse verderben? Ich weiß, ich weiß, du hast mehr Takt, mein roter Bursche; du hältst dich für fein, ich erkläre dich für intrigant, du hältst mich für einen Bettler und verstehst nicht, he, wie man sich so ohne Scham einem fremden Stamme anbiedern könne? He, sehe ich dir auf die Gründe deiner Seele? Wohlan, du brauner Stengel du, du nette Pflanze von einem Künstler, ich behaupte, du könntest, wie du bist, auch in Europa vorkommen, du Pharisäer, du besserer Mensch – Dichter – Spitzbube... Spitzbube, verdammter roter malender Spitzbube...
Dies ist die tropische Nacht und ihr Fieber. Haß, Schuldbewußtsein, Gewissen, Ekel. Schwäche, Elend der Erkenntnis, sinnlose Selbstanklage kommen aus der Hitze und Schlaflosigkeit zur Welt und foltern den Entwurzelten, den Verschlagenen, den Reisenden. Grundlose Gewissensbisse verfolgen ihn. Das Blut strömt aus Zorn und Widersinn verkehrt zum Herzen, und verkehrt strömt es wohl wieder an seine Plätze ab. Es kreischt wie ein Strom, eine Kette widerspenstiger Achsen. Ich stützte mich kochend auf meinen linken Arm und schabte die Zähne gegeneinander. Diese Bewegung schreckte einen herumschnüffelnden Hund auf. Er bekam es mit dem Todesschrecken, flog entsetzt zur Seite und streifte die Matte an der Hütte gegenüber. Erregt über diesen Akt nächtlicher Ruhestörung in einem ehrbaren Indianerdorfe heulte er aus gestreckter Kehle auf und schoß davon, als ich mit den Fingern flapste.
Und nun begann es drüben unruhig zu werden, ein Kopf schob sich längs der Matte unterm Vordach vor und zeigte ein vertrautes Gesicht. Es war Aruki, die hübsche Aruki; sie war dick, und ich dachte, schade, daß sie verheiratet ist. Aruki aber schien beunruhigt, kam – und nun wurde ich aufmerksam – auf lautlosen Ballen näher. Was war das? Was hatte Aruki vor? Ja, auf welchen Wegen erging sich die süße Aruki? Als sie näher kam, ging es wie eine wunde Seligkeit in mir auf. Wo ging sie hin, wen suchte sie – –? Wie ihre kleinen huschenden Schritte mich schaukelten! Sie sah mich wohl erst, als sie in Greifweite vor mir stand. Sie erschrak mit einem Ruck, den sie stumm unterdrückte. Aber schon war es für sie zu spät. Das Mondlicht glitt an ihrem blanken Fell nieder, vor ihrem Schoße pendelte das aus Perlen und Beeren gewobene Schürzchen. Die Zikaden sangen. Ganz plötzlich hörte ich sie. Ich wurde im Nu so hinfällig, daß mich die kleinsten Geräusche wie brechender Donner berührten. Ich empfand das helle Schwingen der Tropennacht und sah die silbernen Schauer über den blauen Rücken der Nacht huschen. Arukis feste Waden standen über meinem Kopfe, ich fühlte sie mit den Haaren. Meine Sehnsucht sprach in Tastempfindungen, ein Festigkeitshunger überfiel mich, ein tiefsitzendes Verlangen nach Kurven, Formen, runden Widerständen. Schnell griff ich zu und schloß mit einem erhebenden Gefühle die Faust eng um den Knöchel. Aruki stürzte vornüber auf meine Brust, ihr üppiger Körper floß nachgiebig um die Prägungen meines Systems, meine erhabenen Muskeln und Knochenbüge sanken hingebend in ein liebliches Lager von Fleisch und Fett. Mein Kopf lag an ihren Hüften, ich schnürte die Arme träumerisch um die breite Taille und küßte die Wölbungen der glatten Haut.
Wir rangen stumm, mit Haß und Inbrunst, und sagten uns heiße Liebesworte, schmachtende Gemeinheiten in die Bäuche. Dann war mein Atem einen Augenblick lang frei; der geschweißte Lärm arbeitender Zikaden drillte wie ein großer Bohrer den Raum. Ich spürte einen fatalen Moskitostich am Bein und zuckte zusammen. Gleich darauf erhielt ich einen Schlag auf die Wange. Eben noch hielt ich Arukis festen Knöchel in der Hand, sie bückte sich blitzschnell zwischen den Sternenhimmel und mich, Donnerwetter – ich ließ los, da war sie fort.
Auf dem Pfade meiner Wehmut ging sie hin, wandelte auf einem roten Strahle, der von meinem Herzen ausging. Verzweifelt kratzte ich an den Beinen, wo die Moskitos unter die Hosen geschlüpft waren. Meine Sehnsucht spielte mir Streiche. Au! Auf der Stirne, am Hals, an der Handfläche begann es zu stechen. Ich stand auf und holte das Moskitonetz, das beim Gepäck lag. Beim Schein der elektrischen Taschenlampe erkannte ich, daß Checho fort war. Ich fand das Netz, kroch darunter und setzte mich leidend vor der Tür draußen nieder.
In Arukis Hütte wimmerte eines der Kinder. Sie war Mutter von zehn. Nun nahm sie das eine, das kleinste, das sie immer überm Rücken trug, sie nahm es und legte es vor die nährenden Brüste. Aruki war keine Schönheit, mein Gott, aber ich fand Aruki hübsch. Ich liebte sie und sie hatte mir eine Ohrfeige gegeben. Aruki, dieser Demutsknoten, besaß also Temperament. Herrlich, geradezu herrlich war sie, ein unschätzbares Kleinod von Weiblichkeit! Welchen anderen Wunsch hatte ich, als sie in meine Hütte heimzuführen, für sie zu arbeiten und zu jagen, von ihr meine Kinder gebären zu lassen und an ihrer Seite das Leben eines Kriegers, der ihrer wert wäre, zu führen? Ihre Demut war eindrucksvoll, charakteristisch, originell, schon damals, als wir aus dem Walde hervorbrachen und sie sich wie ein geängstetes Wild den Fremden ergab! Immer steht sie mir so vor Augen, in die Knie gebeugt und die Arme hinterm Kopfe verschränkt – – – ich überlege es recht, das Leben ist vollkommen erst im Genusse. Fremde Schönheit ist zuletzt der Kraftaufwand des Einzelnen, eigene Schönheit ist die Vorbereitung zum Genusse fremder. Jeder schmiedet an sich, daß er fremder Lust die Hemmungen beseitige, um an ihr die eigene zu steigern. Es lebe die Lust, das Rauschen des törichten Blutes! Prangende Sinne und einzige Weisheit des Fleisches! Kamt ihr aus einer Tropennacht zu mir, aus Siedehimmeln und schwärmenden Gestirnen, aus Fruchtbarkeit, die im alten Mark des Urwalds quillt und sproßt, und aus fleischlichem Wuchern, aus der stehenden Schwingung lauer Luft, die von der Riesenraspel membranöser Zikadenflügel erzittert, kamt ihr zu mir aus gespreiteten Palmenwedeln über dem Kopfe oder von Arukis schlenkernden Brüsten! Süße Mutter, wie das Baby schmatzt! Um der Süßigkeit willen und der schläfrigen Wollust, die in Frauenschenkeln ruht und aus der Mohnrose ihres Schoßes aufblüht, will ich ein Vater werden und die Welt meiden, der ich entstamme. Eine Indianerhütte und das Glück empfangener Demut sollen meinen Blick begrenzen. Aus Lüsten der Gewalt und undenkbaren Arten der Hingabe will ich meine Freude nähren. Aruki, dich liebe ich, aber kannst du nicht die Meine werden, dann sei's eine andere. Sie sagen, Zana sei die Schönste. Ich will versuchen, sie so zu sehen. Diese Falschheit fällt uns Europäern leicht. Ja, sie ist schlank und lang, und mutwillig hüpft ihr das Hinterteil, wenn sie geht. Sie ist ein Kind, eine Tochter, ein Schwesterlein. Ja, und Aruki, mein Herz bricht – – – du aber, Aruki, um die ich hier weine, bist die Reife; ich liebe deine leise Welkheit, die eingefallenen Ränder deiner schwarzen Augen, die Sprünge, die deine Wangen furchen wie die Falten einer geliebten Handfläche. Da sitzest du und singst deinem wimmernden Kinde das Lied vom schlanken Mondfräulein, das voller und trächtiger werdend zur reifen Mütterlichkeit sich rundet und spät und letzt blasse Schatten und Makel seiner silbernen Fülle bloßgibt. Ich liebe deine lädierte Schönheit, ich fühle ein beseligendes Erbarmen für die verlöschende Orgie deiner Formenpracht; mein Herz hüpft beim Anblick deiner hüpfenden Brüste, ich erschaure tief vor dem mysteriösen Gram gebrochener Zähne, mir schwindelt vor den gelben Hauern junger Eber, die feierlich den entzückenden Narben deiner Oberlippe entwachsen. Du mein geliebtes altes Mädchen, ich ahne in dir die sinnliche Tiefe eines Volkes, der erst wieder die Tiefe meiner Intelligenz entspricht. Und sehe in eurer Kosmetik nur die kluge Technik der perfekten Ausnützung menschlicher Unvollkommenheit und Ungesundheit!
Hier lebte ich unter Wilden, unter diesen nicht einmal gesunden Tieren mit abergläubischen Körpern. Ich war ein Fremder und kam von der anderen Seite, dorther, wo der Versuch, auf intellektuellem Wege Lust herzustellen, schon seit Jahrtausenden mißglückte; von dorther, wo man aus dem periodisch verbleibenden Bruch eines Unlustresiduums immer wieder nach derselben Operationsmethode: Fortschritt auf immer dieselben Rückstände getroffen war. Hier aber befand ich mich unter Tieren, deren physisches Raffinement in eben demselben Grade Geist sein mochte, wie die europäische Art, das Problem zu erledigen: Es besaß Tiefe, die sich mit dem Dasein deckte. Zerstreuungen, Ablenkungen von der wichtigsten Lebensfrage waren wider den guten Ton. Hier schien der Weiße indolent, und die braunen Blicke enthielten den Vorwurf seiner Minderwertigkeit, weil er sich nicht mit dem ganzen Wesen auf die brennende Frage warf, wie aus dem Dasein der Honig der leiblichen Anwesenheit gesogen werden könnte. Denn dieses Leben schien mit Genuß, Wachstum und Üppigkeit durchtränkt.
Hier hatte ich Gelegenheit, auf eine früher erfundene Figur meines Denkens, das sogenannte Wasserrad, zurückzugreifen. Ich erkannte: das Leben war durch Mühlen betrieben, die nie gebaut wurden! Daß man stille lag, war die schnellste Art, vom Fleck zu kommen. Es handelt sich um eine Auseinandersetzung zwischen dem Geist zweier Rassen. Ich bin auf den Dampfer gestiegen, bin durch den Urwald gestampft, durch Schweiß und Entbehrung und Fieber gerannt, um den Weltgeist zu tippen. Ich komme im rechten Augenblick, um den Sieg des farbigen Gedankens zu erleben und meiner eigenen Rasse den Fuß auf den Nacken zu setzen! Soll ich recht behalten mit meinem Wasserrade, dem Symbol der Gleichgültigkeit menschlicher Direktionen? Sind wir falsch orientiert, tappen wir ins Blinde, sind wir monströse Wucherungen auf dem hellen Erkenntnisauge der Menschlichkeit? Mein Fall liegt klar. Dies ist mein Fall, der Fall eines dreiundzwanzigjährigen Lebens, während dessen ich um den Augenblick eines vollkommenen Vergehens gebetet hatte. Leidenschaften und Genüsse zeigten mir einen blassen Schatten, zwischen ihnen und mir stand mein Gehirn, mittels des ich die altruistische Maschine virtuos und staunenswert beherrschte, aber nicht die kleinste Spur von Talent im Genießen bewies. Die Augenblicke des Versuchs hatten noch stets den untilgbaren Rest des Mißlingens geborgen, wo die Vorbereitung nahe an die Vorwegnahme herankam. Das Resultat, das für den Menschen angestrebt wurde, fraß den Menschen, setzte sich an seine Stelle und machte sich sein Glück botmäßig, statt ihm zu dienen.
Bei diesen Tieren aber lag das Heil. Ihr Genie war einfach, es bestand darin, die Krankheit zu Genuß und Schönheit zu erheben. Das Glück, das unsere Humanität anstrebte, erreichte ihr Egoismus. Sie entfalteten sich einer an des anderen duldsamer Lust. Es gab Beispiele. Warum schlug Kelwa, der Künstler, Feigling und Pantoffelheld, Rulc, dieses seltsame Weib, dieses grausame Abbild eleganter Häßlichkeit, diese fashionable Inhaberin dreier tadelloser Eberzähne und Reißnägel in den Nüstern?
Warum liebe ich nun Aruki, die mich geohrfeigt hat? Wohin bin ich gekommen? Mit sechs Jahren begannen meine Leidenschaften, und ich war der erträumte Tyrann meiner in der Wirklichkeit zartesten Verhältnisse. Mit zehn Jahren, als die Bücher der Kämpfe und Abenteuer mir zur Hand kamen, suchte ich in ihnen wie ein rasender Held nach den Gestalten der demütigen Frauen, um meine hungernde Phantasie zu stillen. Damals habe ich den Traum planvoll angelegt, der mich mit einer süßen Wilden in Urzustände der Sittlichkeit verschlug. Ich habe ihn lange und immer wieder und wieder geträumt, und immer war es das fremdrassige dunkle Mädchen, dem ich die höchste Vollendung der Freuden zutraute. Über einem abgeschmackten bürgerlichen Turnier mit Scharen zu Seelen verkrüppelter Weiber habe ich diese Seligkeit keimender Kindertiefen vergessen, vergewaltigt, verlebt. Diese Tropennacht und Arukis seltsame Süßigkeit geben sie mir wieder. Der Kampf der Rassen und Sinne ist in meinem Herzen entschieden.
Ich beuge mich vor der überlegenen Bildung dieser Wilden, vor dem Geiste, der in der Ausgelassenheit ihres Geschmackes steckt. Ich schwöre die Kultur des deutschen Bürgers ab. Ich will zu diesen geborenen Priestern der Sinne wie zu Brüdern sprechen und meine Würdigkeit vor ihnen erkämpfen! Hai, ich will nach dieser Jugend voll zerbrechenden Kampfes endlich meiner Sehnsucht ihr Recht geben, die von mir heischt, ein zitterndes Weib bei den Haaren zu zerren und aus fallenden Blicken Glückssterne zu klauben!
In Arukis Hütte gegenüber war alles wieder still. Da schob sich vorsichtig die Matte zurück, und heraus trat sie selber, Aruki. Der Schatten der Palme verbarg mich. Aruki lief die Seitenallee entlang, dem Walde zu. Eine schwächende Unruhe erfaßte mich, ich war unglücklich und sah tränenlos ins flimmernde Sternenlicht, in die kühle, zahlenhafte Reihe des südlichen Kreuzes. Nach einer Stunde etwa kam Aruki zurückgeschlichen, horchte von der Tür her, ob sich in ihrer Hütte etwas rege und verschwand dann im Innern. Es war frisch geworden, und eine Art kalten Unwohlseins befiel mich. Ich stand auf, ging zurück in die Hütte und warf mich ermattet auf mein Lager. Zehn Minuten später erschien Checho in dem bloßen Licht der Türfüllung und begab sich lautlos an seinen Platz.