Robert Müller

Geboren am 29.10.1887 in Wien; gestorben am 27.8.1924 in Wien.

Über die Familie Müllers ist nichts bekannt. Nach dem Besuch des Wiener Piaristengymnasiums von 1898 bis 1906 legte er das Abitur 1907 am Gymnasium in der Gäblergasse ab und begann an der Wiener Universität ein Studium (Philosophie, Kunstgeschichte und Germanistik), das er aber 1909 abbrach. Er verließ Wien; Aufenthalt und Tätigkeit sind unbekannt, bis er Ende 1911 wieder nach Wien zurückkam - nach eigenen Angaben hat er in den USA als Reporter, in Mexiko als Cowboy und als Matrose und Steward auf Schiffen in mittelamerikanischen Gewässern gearbeitet, was aber bezweifelt wird.

Im Oktober 1911 kehrte er nach Wien zurück und fand schnell einen festen Platz im kulturellen Leben der Stadt; er war von 1912 bis 1914 literarischer Leiter des "Akademischen Verbandes für Literatur und Musik in Wien", organisierte den letzten öffentlichen Auftritt Karl Mays, schrieb Kritiken, Essays, Erzählungen, Gedichte - damit wurde er über Wien hinaus bekannt.

Im September 1914 meldete Müller sich freiwillig zum Militär. Im Herbst 1915 erlitt er bei Kämpfen einen Nervenschock und wurde nach der Genesung im Propagandawesen eingesetzt; im Februar 1918 erhielt er seine Entlassung aus dem Heer.

Nachdem eine 1918 gegründete Geheimgesellschaft "Katakombe", die Kulturprogramme entwarf und eine Art Kartell im Wiener Zeitschriftenwesen darstellte, schon 1919 wegen Uneinigkeit der Mitglieder wieder zerfiel (zeitweise gehörte ihr auch Robert Musil an), gründete er mit seinem Bruder im August 1919 eine "Literarische Vertriebs- und Propagandagesellschaft m.b.H.", später "Literaria" genannt. Dieses Unternehmen nahm schon nach zwei Jahren eine bedeutende Stellung im Wiener Literaturbetrieb ein und entwickelte sich dann zu einer der größten Buchhändler- und Sortimenterfirmen Wiens mit etwa 60 deutschen Verlagsfirmen. Da eine eigene verlegerische Tätigkeit unterblieb, schied Müller im August 1923 wieder aus und gründete im Januar 1924 den "Atlantischen Verlag". Dieser Verlag war von Anfang an zu groß dimensioniert und geriet schnell in eine hoffnungslose finanzielle Situation. Am 27. August erschoß sich Robert Müller.


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