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Vorbericht.

Schon vor ohngefähr sechs oder sieben Jahren versprach ich Hrn. Maurer, den Invisible Spy, den ich so eben im Original gelesen, und an welchem mir die Einkleidung und einige Geschichten gefallen hatten, neu zu bearbeiten; und ein ansehnlicher Theil davon ward schon damals fertig.

Bald drauf rief mich mein Geschick in ein andres Land, und zu einem andern Beruf; mancher meiner bisherigen Zirkel ward zerrissen, und auch der unsichtbare Kundschafter wäre vergessen worden; hätte nicht mein Freund und Verleger ihn so oft und auf eine so gutmüthige Weise bei mir in Erinnerung gebracht, daß ich es für meine Pflicht hielt, ienes Versprechen zu erfüllen.

Nun ist es mir freilich gegangen, wie es schon manchem Uebersezzer ging. Bei genauerer Bekantschaft mit der Urschrift habe ich manche Schwächen gefunden, die beim ersten Durchlesen mir entschlüpften. Manche Erzälung im Original war durchaus unübersezbar, weil sie nur von Parlamentswahlen und Staatsgeschäften, kurz von Dingen handelte, die blos dem Engländer interessant seyn konten. Manche andre hatte zwar einen weitern Umkreis, aber keinen großen innern Gehalt. Vor sechs Jahren hatte Teutschland noch der prosaischen Erzälungen viel weniger, als iezt; manche neue einheimische Erfindung kann diese Verpflanzung weit übertreffen. Aber so wenig ich auch daher ein Werk zu liefern glaube, das so unübersteiglich wie die Herkulssäulen wäre, so hoffe ich doch: es kann für ein gutes Lesebuch mehr gelten. Die Sprache des Originals ist leicht; ich wünsche, sie erreicht zu haben. Manches Bild scheint mir aus dem Kreise richtiger Beobachtung geschöpft zu seyn. Manche Begebenheit verdient zwar nicht Bewunderung, aber hoffentlich Beifall. Ich selbst übersezte diesen Theil in den Nebenstunden eines Sommers, wo mich oft Kränklichkeit und überhäufte Geschäfte von Arbeiten, die mehr Anstrengung forderten, abhielten. Ich wünsche, das er auch nur in müßigen und nachsichtsvollen Nebenstunden gelesen werde.

Auf eine wörtlichtreue Uebersetzung machte ich keinen Anspruch. Ich habe oft ganze Seiten in einzelne Perioden zusammengezogen; habe oft kleine Züge eingewebt, und Umstände, die mir nicht zu passen schienen, abgeändert. Auch ganze Erzälungen, wenn sie mir zu unwichtig oder zu lokal däuchten, habe ich weggelassen, und werde ein gleiches im zweiten Theile thun. Dafür gedenk' ich einige andre Novellen aus einem ähnlichen noch nie verteutschten Werke einzuschalten; hoffe, daß grade diese nicht die schlechtesten seyn werden, und würde nicht unzufrieden seyn, wenn die Kunstrichter, wofern sie den Stab zu brechen Lust haben, den zweiten Theil abwarten möchten.

Noch muß ich sagen: daß von diesem unsichtbaren Kundschafter schon 1756 eine Uebersezzung erschienen. Ich wolte sie absichtlich nicht eher lesen, bis ich mit diesem Theile fertig war. – Nun habe ich sie gelesen, und wenn ich ein Uebersezzer von Profession wäre, würde ich vielleicht recht viel Böses davon sagen. Aber nein! sie liest sich leicht, und ist wahrscheinlich von einem Manne (ich kenne ihn nicht,) der beider Sprachen mächtig war. Doch ist sie nach einer ältern, viel schlechtern englischen Ausgabe, und wörtlich getreu. Auch hat sie sich, so viel ich weiß, längst vergriffen. Ich hoffe also auch in sofern keinen Vorwurf, oder wenigstens Entschuldigung zu verdienen.

Prag, Monat September 1790.
A. G. Meißner.



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