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Nachwort

Nach einem sehr anstrengenden Marsche, welcher nahezu fünf Viertelstunden gedauert, in seinen Palast zurückgekehrt, verbrachte König Pausol drei Tage in stillen Betrachtungen.

Nach seiner Abreise hatte Tryphema sein gewohntes Leben wieder aufgenommen. Das junge Mädchen, welchem Herr Lebirbe einen Preis zuerkannt hatte, fuhr fort, jeden Abend jenes empfehlenswerte Beispiel zu geben, welchem sie diese Ehren zu danken hatte. Mirabelle war trostlos, als sie erfuhr, daß Pausol seine Tochter zurückgenommen habe; nichtsdestoweniger begab sie sich zur Nachtzeit unter das Monument, wo sie Galathea sicher zu treffen hoffte. Sie vereinigten sich an jenem Abend bis zum äußersten Taumel der Sinne und sie wußten noch nicht, an welche zärtliche und treue Liebe diese lange, thränenreiche Umarmung zuerst erinnerte.

Giglio hatte den Rückweg in vier Sätzen seines kleinen Zebra zurückgelegt, denn auch er fühlte sich unfähig, der weißen Aline die neuen Gefühle zu verbergen, welche sie ihm einflößte und der schönen Diana diejenigen auszudrücken, welche sie ihm nicht mehr einflößte.

Während der drei Tage, wo der König, allein mit seinem guten Gewissen, in seinem Innern moralische Fragen erwog, trafen sich Line und ihr Freund der Page allnächtlich vor dem Spiegel der Nymphen, der noch immer von mondhellem Wasser und dunklem Laub erfüllt war.

– Was wir thun, ist sehr schlecht, sagte Line, indem sie an Mirabelle dachte.

– Nein, sagte Giglio, da sie nichts davon weiß.

Und man verzieh ihm die ganze Abscheulichkeit dieses Wortes für das Tröstliche, was es zugleich enthielt.

Endlich, an einem sonnigen Morgen, an welchem die Königin Alberta die höflichen, aber etwas zerstreuten Gunstbezeigungen des Königs empfangen, verließ Pausol mit der Krone auf dem Haupte den Palast und verlangte sein Maulthier Macario.

Gleichzeitig ließ er verkünden, daß alle Bewohner des königlichen Palastes, Königinnen, Stallmeister, Ehrendamen, Minister, Pagen und Bereiter sich vor dem Kirschbaume zu versammeln haben, unter welchem er Gericht zu halten pflegte, um daselbst die Ansprache zu vernehmen, welche er an sie zu richten für gut erachtete.

Als er daselbst, in sein rothes Staatskleid gehüllt, mit dem Scepter und dem Reichsapfel in den Händen, sich auf dem Thronsessel niedergelassen hatte, hub er folgendermaßen an:

– Meine Damen und meine Herren! Es ist eine harte Sache, auf seine eigene Person die Grundsätze anzuwenden, die der Weise wie Wohlthaten ausgestreut hat. Ich habe lange geglaubt, daß es mir gegönnt sein werde, die Freiheit über mein geliebtes Volk hochzuhalten, ohne in gewissen Fällen fühlen zu müssen, wie peinlich diese Freiheit zuweilen ist, wenigstens für Denjenigen, der sie gegeben hat. Ich glaubte, daß ich auf einem Territorium von fünfmalhunderttausend Häusern wenigstens ein einziges würde ausnehmen können, wo – ohne großen Schaden – eine gewisse Autorität noch lebendig sein würde. Es war ganz natürlich, daß diese einzige Heimstätte die meinige sei und daß der Spender der Freiheit nicht zuerst durch ihre Übertreibungen zu leiden habe.

Hier machte der König eine Pause, pflückte eine köstliche Kirsche und während er die saftige Frucht genoß, ließ er seinen etwas melancholischen Blick über die leidenschaftlich bewegte Menge schweifen, welche seinen Worten lauschte.

– Doch, fuhr er fort, auch die Könige haben zu lernen. Ich bin soeben von einer im Geheimen durchgeführten Reise zurückgekehrt, während welcher ich viel gelernt habe, sowohl in Betreff des Menschengeschlechtes, als auch in Betreff meiner Pflichten gegen dasselbe. Ich habe glückliche und freie Menschen gesehen, deren Glück dermaßen von der Freiheit abhing, daß ich nicht mehr daran zweifeln kann, die Saat auf einen fruchtbaren Boden gestreut zu haben. Es schien mir, daß man in meiner Umgebung weniger glücklich sei, weil man weniger frei ist und dies genügte mir, um eine gewisse Abdankung zu diktiren …

Lautes Geschrei hinderte den König, seinen Satz zu vollenden:

– Nein! Es lebe der König! riefen die Stimmen. Abdanken? Wir wollen es nicht!

Pausol streckte die Hand aus.

– Ich werde Euer Oberhaupt bleiben, oder doch wenigstens euer durch einhelligen Willen gewählter Richter, um die Wahrung der Rechte zu sichern, welche ein Erbe Aller sind, und ich werde meinerseits nichts an meinen Lebensgewohnheiten ändern, welche ich als für meine Gemüthsruhe unerläßlich nothwendig erkannt habe. Aber ich hebe fortan den relativen Zwang auf, welcher auf meinen Familienangehörigen lastete. Nixis, mein Freund, kehren Sie nach Frankreich zurück, woher Sie zu uns gekommen sind, wie der Rabe mit dem Wintersturm. Künftig werden meine Frauen und meine Tochter ihr Leben nach ihren Neigungen einrichten. Ich befreie ihre reizenden Köpfe, deren Lieblichkeit durch den Gegensatz Ihrer Häßlichkeit noch erhöht wurde.

Bei diesen Worten gab es in der Menge vielleicht weniger Freude als Rührung, und gleich Kindern, welche herrliche Geschenke erhalten und nicht daran zu rühren wagen, drängten sich die Frauen um Denjenigen, der so gütig zu ihnen war und kamen mit der weißen Aline herbei, um ihm getreulich die Hände zu küssen.

*

So endigte das Abenteuer des Königs Pausol, der, um seine Tochter wiederzufinden, sieben Kilometer auf dem Rücken eines Maulesels zurückgelegt hatte.

Der Leser wird diese Erzählung so gelesen haben, wie dieselbe gelesen werden soll, wenn er im Laufe der Lektüre die Phantasie nie mit dem Traum, Tryphema nicht mit Utopien und den König Pausol nicht mit dem vollkommensten Wesen verwechselt hat.

 

Ende.

 

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