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II. Teil
Lichtenburg


1. Kapitel.
Kampf um einen Besuch

Von der Existenz des Lagers Lichtenburg hörte ich zum erstenmal am 7. Juni 1934. Hans war plötzlich dorthin transportiert worden. Erkundigungen ergaben, daß es ein verhältnismäßig günstiges Lager war, wohin in erster Linie kränkliche und invalide Leute geschickt wurden.

Eine Bitte um Besuchserlaubnis wurde mir unfreundlich abgeschlagen.

Ein Brief meines Sohnes, in dem er um eine neue Brille bat, beunruhigte mich sehr. Oft, wenn er mißhandelt worden war, wurde ihm auch die Brille zerschlagen, so daß ich mir einbildete, das sei wieder eine Mitteilung über Mißhandlungen. Außerdem schrieb er, er müsse so oft an die »Verkündigung« im Bamberger Dom denken. Diese Verkündigung stellt im Gegensatz zu den sonstigen Verkündigungen nicht eine frohe Botschaft dar, sondern der verkündende Engel drückt Maria die Hand auf die Stirn mit einer Geste, als ob er ihr alles Unglück der Welt auferlege.

Ich glaubte sicher, daß auch das irgendeine Mitteilung sein solle, und bat Dr. Conrady dringend um eine Unterredung. Der war nicht von seinem Urlaub zurückgekehrt. Es war nämlich kurz nach dem 30. Juni 1934. Sowohl er wie Dr. Diels waren versetzt worden, und Himmler hatte die Leitung der Gestapo übernommen.

Dr. Teßmer, der Nachfolger Conradys, weigerte sich am Telefon, mich zu empfangen und erklärte aufs schroffste, Besuchserlaubnis gäbe es nicht, wenn nicht wirtschaftlich dringende Gründe vorlägen. Meinem Sohne ginge es gut. Ich sagte ihm, daß ich mir Sorgen mache wegen des noch nicht ausgeheilten Beines und seines Gesundheitszustandes. Er sagte mir: »Sie können überzeugt sein, daß er im Lager mit der dort üblichen Fürsorge behandelt wird«, worauf ich erwiderte: »Ja, mit der Fürsorge, die ihn zum Krüppel gemacht hat.« Teßmer fuhr mich an: »Wie können Sie wagen, mir so etwas am Telefon zu sagen!« Ich antwortete: »Wie soll ich es Ihnen denn sonst sagen, wenn Sie mich nicht empfangen?« Ich hatte aber leider keinen Erfolg damit.

Einmal gelang es mir doch, von Teßmer empfangen zu werden, als ich eine Beschwerde vorzubringen hatte. Er ging nicht auf meine Beschwerden ein, sondern verlangte energisch von mir zu wissen, woher ich meine Informationen hätte. Ich sagte: »Herr Dr. Teßmer, Sie kennen mich noch nicht. Ich weiß, daß Ihre Zeit sehr kostbar ist, denn mit dieser Begründung haben Sie mir abgelehnt, mich zu empfangen. Um zu vermeiden, daß Sie Ihre kostbare Zeit mit überflüssigen Fragen vergeuden, möchte ich Ihnen feierlich erklären, daß ich mich lieber lebendig in kleine Stücke hacken ließe, als daß ich Menschen verrate, die mir helfen. Wollen Sie mich auf diese Erklärung hin noch weiter ausfragen?« Er bekam einen roten Kopf und sagte schlicht und sachlich: »Nein.« Er hat mich nie wieder empfangen.

Ich schrieb nun wieder an Herrn von Blomberg, obwohl ich mir nach seinem letzten Benehmen vorgenommen hatte, mich nicht wieder an ihn zu wenden. Ich trug den Brief persönlich zu ihm, in der Hoffnung, ihn bei dieser Gelegenheit sprechen zu können, hörte aber von dem Portier des Reichswehrministeriums, daß Herr von Blomberg sich auf einer Erholungsreise in Schweden befände. Der Portier war ein etwas gesprächiger Herr, noch ziemlich erfüllt von den Ereignissen des 30. Juni und von der spannenden und gefährlichen Situation, in der sich das ganze Reichswehrministerium befunden hatte. Und da ich alles bewundernd mit anhörte, wurden wir bald so befreundet, daß er mir versprach, meinen Brief nicht in das Büro zu geben, sondern mit in die Post hineinzuschmuggeln, die Herrn von Blomberg nachgeschickt wurde. Wenige Tage später hatte ich schon eine Antwort seines Adjutanten, eine etwas verschmierte Ansichtspostkarte aus Helsingfors.

»Sehr geehrte, gnädige Frau, Ihre Zeilen erreichten den R-W-M hier auf einer Auslandsreise. Etwa Mitte August wird er wieder in Berlin zurück sein. Bitte rufen Sie dann nochmals an. Heil Hitler, Ihr v. A.«

Aus dieser mir hilfsbereit klingenden Karte schöpfte ich neue Hoffnungen auf Blombergs Verhalten.

Mein Mann, der sich bisher auf meinen Wunsch im Ausland aufgehalten hatte, kehrte zurück, als die Bewilligung von Devisen anfing, Schwierigkeiten zu machen. Nachdem mir nichts passiert war, schien seine Person nicht mehr gefährdet zu sein. Er blieb auch weiterhin im Hintergrund, da wir im Interesse von Hans nicht riskieren konnten, die Pension zu verlieren.

Ich diskutierte viel mit meinem Mann darüber, wie ich Blomberg diesmal beikommen könnte, und mein Mann meinte: »Wenn ich nur mit ihm reden könnte. Ich würde ihn schon soweit bringen, daß er etwas Vernünftiges tut. Wir haben uns ja immer sehr gut verstanden, und er hat mich in so vielen vertraulichen Dingen um Rat gefragt, daß er mir gegenüber auch hilfsbereit sein müßte!« Ich sagte: »Na also, dann geh du doch zu ihm. Das leuchtet mir alles sehr ein, und das kann ja auch keine Gefährdung für dich sein, wenn du zu deinem alten Bekannten Blomberg gehst.«

Blomberg kam früher als erwartet zurück, weil Hindenburg gestorben war. Mein Mann schrieb ihm und erhielt als Antwort einen Brief des Adjutanten: »Der Herr Reichswehrminister ist durch den Tod des Generalfeldmarschalls und die darauffolgenden Ereignisse so in Anspruch genommen, daß er niemanden empfangen kann. Wenn Sie mir Ihre Angelegenheit vortragen wollen, bin ich gern bereit, Sie zu empfangen, unter der Voraussetzung, daß es sich nicht um eine politische Angelegenheit handelt.«

Mein Mann erklärte: »Unter diesen Bedingungen kann ich keinesfalls zu ihm gehen; dann ist ja doch alles aussichtslos, und ich als alter Hauptmann kann mich nicht hinauswerfen lassen mit der Bemerkung, daß ich unter falschen Vorspiegelungen erschienen wäre.« Er schrieb dem Adjutanten, daß er unter diesen Bedingungen auf einen Besuch verzichte.

Am andern Tag rief ich den Adjutanten an und sagte ihm: »Ich höre soeben, daß Ihnen mein Mann geschrieben hat. Er hat mir erklärt, er als alter Hauptmann könne es doch nicht riskieren, von Ihnen herausgeworfen zu werden. Meiner Ansicht nach handelt es sich um keinen politischen Fall. Ich bitte Sie nun, mich an seiner Stelle zu empfangen. Mich können Sie ruhig rauswerfen. Meine Ehre wird dadurch gar nicht gekränkt. Ich stelle dann eben fest, daß wir verschiedener Ansicht darüber sind, was ›politische Dinge‹ sind.« Er sagte: »Haben Sie denn nicht meine Karte aus Schweden bekommen? Selbstverständlich bin ich bereit, Sie zu empfangen. Kommen Sie nur gleich zu mir.«

Er saß an seinem Schreibtisch, schlank und elegant in seiner weißen Uniform, wippte leicht und graziös mit einer kleinen Reitpeitsche, die er in der Hand hatte, um mir anzudeuten, daß er keine allzu tiefgehende Unterhaltung wünschte, was mich aber nicht daran hinderte, sofort energisch loszulegen. Er hörte interessiert zu und kam mir zum Schluß mit der üblichen Bemerkung: »Sie wissen doch, daß Herr von Blomberg selbst beim besten Willen nicht in der Lage ist, etwas zu tun. Sie kennen doch das Gesetz, daß kein Ressort sich in das andere einmischen darf.«

Ich sagte: »Ach, wenn Herr von Blomberg wirklich wollte, könnte er trotzdem etwas tun.« Er fragte: »Was denken Sie denn, was er tun könnte? Wir sind doch absolut unpolitisch und dürfen uns nicht in politische Dinge mischen. Gottseidank, daß wir nichts mit der Politik zu tun haben. Wir stehen hinter unserem Führer, und alles andere geht uns nichts an.«

Ich: »Wenn ich Herr von Blomberg wäre, würde ich bei der nächsten Kabinettsitzung mit der Faust auf den Tisch schlagen und sagen: ›Ich, Herr von Blomberg, habe einen guten Namen zu verlieren. Ich gehöre dem Reichskabinett an. Man nimmt im Ausland an, daß ich dadurch auch einen gewissen Einfluß ausüben kann, und man wird mich ebenso wie Sie für die unerhörten Schweinereien, die hier dauernd im Lande geschehen, verantwortlich machen. Ich mache nicht mehr mit, wenn Sie nicht dafür sorgen, daß diese Dinge aufhören‹.«

Der Adjutant lächelte: »Ja, gnädige Frau, Sie würden das tun. Das traue ich Ihnen glatt zu. Aber Herr v. Blomberg wird so etwas niemals tun.«

Ich sagte: »Also, wenn das alles hier nutzlos ist, so geben Sie mir wenigstens einen Rat, was ich tun kann.«

Er: »Wenden Sie sich direkt an Himmler. Schreiben Sie ihm einen Brief und bitten Sie ihn um eine Unterredung. Aber schreiben Sie ihm sehr liebenswürdig und sehr höflich. Nichts von Schweinereien und Verbrechen. Sonst läßt er Sie gar nicht vor. Wenn Sie nachher bei ihm sind, können Sie ihm alles so temperamentvoll vortragen, wie Sie es mir vorgetragen haben. Vielleicht machen Sie ihm damit Eindruck.«

Ich schrieb also liebenswürdig und höflich an Himmler und berief mich auf einen Erlaß von Heß, den der »Völkische Beobachter« am 24. Januar 1934 veröffentlicht hatte, und zwar auf folgenden Absatz: »Wer unter berechtigter Sorge um die Bewegung, unter Nennung seines Namens, mein Eingreifen gegen Schädlinge und Verderber unter den Führern der NSDAP erbittet, darf stets meines Schutzes gewärtig sein.« Ich fügte hinzu, ich hätte schwerwiegende Dinge vorzubringen und es läge im Interesse des Staates, mich anzuhören.

Sofort nach Empfang dieses Briefes rief mich der persönliche Adjutant Himmlers an, erklärte mir, Himmler sei augenblicklich verreist. Ich möge doch zu ihm kommen.

Auf der Gestapo empfing mich Hauptmann Frodin mit sehr guten und höflichen Manieren. Ich sagte ihm, ich hätte ihm allerhand Dinge vorzutragen, die ihm nicht sehr erfreulich sein würden, und würde deshalb wohl keinen guten Eindruck auf ihn machen. Vielleicht interessiere er sich dafür, Erkundigungen über mich einzuziehen, und für diesen Fall möchte ich ihm Herrn v. Blomberg nennen, mit dem ich sehr gut bekannt wäre. Damit hoffte ich, mir eine respektvolle Behandlung zu verschaffen. Ich fuhr fort, ich wüßte, daß Himmler die zuständige Stelle für meine Beschwerden wäre; ob ich denn nun mit ihm ebenso reden könne, wie ich es mit Himmler nach den Worten von Heß tun dürfte. Er erklärte, daß mir gar nichts passieren könne. Er als Adjutant wäre genau so zuständig wie Herr Himmler.

Ich legte nun los und erzählte von Anfang an alle die Ungeheuerlichkeiten, die vorgekommen waren, und sagte, ich sei aufs neue beunruhigt, weil man mir keine Besuchserlaubnis gebe, zweitens, weil mein Sohn eine neue Brille verlange und ich annähme, daß man ihm die alte wieder kaputt geschlagen hätte, und drittens, weil ich gerade den Besuch einer englischen Dame empfangen hätte, die sich bei mir nach dem Befinden meines Sohnes erkundigt hätte. Seine englischen Kollegen hätten seit seinem Unfall nichts mehr von ihm gehört, und es ginge einerseits das Gerücht, daß er durch den Unfall ein Bein verloren hätte, andererseits, daß er tot sei.

Er versuchte, mir meine Sorgen auszureden. Ich solle doch nicht auf diese dummen Gerüchte Wert legen; es wäre überhaupt alles Lüge, was von kommunistischer Seite in die Welt komme.

»Da müssen Sie schon entschuldigen, daß ich anderer Meinung bin. Ich bin keine Kommunistin. Aber was ich bisher aus diesen Quellen gehört habe, hat sich als Wahrheit erwiesen, während es genau so sicher ist, daß die Herren hier auf der Gestapo mich nach Strich und Faden belogen haben.«

Er kam dann wieder auf das übliche Gerede von meiner Nervosität als Mutter, daß ich jetzt aber wirklich beruhigt sein könnte, denn wenn derartige Dinge tatsächlich vorgekommen wären, so seien das unerhörte Übergriffe gewesen und jetzt, nachdem Herr Himmler die Sache in der Hand habe, würden sie aufs schärfste geahndet werden. »Wenn wir derartige Dinge entdecken, werden wir immer mit Feuer und Schwert dazwischenfahren.«

Ich sagte, auch dies könne mich leider nicht beruhigen, denn direkt nach der Übernahme der Gestapo durch Herrn Himmler sei eine der größten Scheußlichkeiten der Gestapo passiert: die Ermordung von Mühsam. Gerade dieses beunruhige mich sehr, denn ich hätte auch das Gerücht gehört, daß die Mörder Mühsams gesagt hätten: »So, der Kerl ist fertig. Jetzt kommt das Schwein, der Litten, dran!«

Ich bekam natürlich einen Verweis, daß ich diese Dummheiten glauben könne. Ich wisse doch außerdem aus der Zeitung, daß Mühsam sich erhängt habe. Ich sagte ihm, daß ich mich sehr viel mehr auf meine Informationen als auf Zeitungsberichte verlasse, und daß ich aus zuverlässiger Quelle wisse, daß Mühsam ermordet worden sei, daß ich eine genaue Schilderung des ganzen Vorganges bekommen hätte, daß es außerdem jedem, der etwas über Mühsam wisse, bekannt wäre, daß er den Selbstmord aus politischen Gründen aufs schärfste abgelehnt habe. Im übrigen sei das nicht so wichtig. Wenn man diesen Mann, der jetzt seit eineinhalb Jahren die schwersten Mißhandlungen erduldet hätte, nun tatsächlich doch zum Selbstmord getrieben habe, so spräche das fast noch mehr gegen die Zustände in den Lagern als eine Ermordung Mühsams.

Er versuchte nun, mir klarzumachen, daß es doch ganz begreiflich wäre, daß ein so alter Mann sich mal gesagt habe – in einer stillen Nacht: »Du kommst hier doch nicht mehr raus.« Bei dem Gedanken kann man auch bei guter Behandlung Schluß machen. Als er aber sah, wie eigensinnig und unbeirrbar ich auf meinem Standpunkt beharrte und immer wieder auf die Auslandsgerüchte zurückkam, sagte er: »Diese Sorge will ich Ihnen nehmen. Sie sollen sich persönlich davon überzeugen, ob das Bein noch vorhanden ist.«

Er telefonierte in meiner Gegenwart mit Teßmer, der ja eigentlich derjenige war, der mir die Besuchserlaubnis auszustellen hatte. Aus dem langen Telefongespräch ersah ich, daß Teßmer sich ernstlich gegen diese Besuchserlaubnis sträubte und zuletzt gewissermaßen einen Befehl von Himmlers Adjutanten erhielt. Zum Schluß erklärte mir noch der Herr Hauptmann, daß jeder Kommunist ein Lump sei, daß er seine Erfahrungen gemacht habe, und ich entgegnete, daß er dann Pech mit seinen Erfahrungen gehabt habe. In unserem Haus hätten sehr viele Studenten verkehrt, und fast jedesmal, wenn mir einer so gut gefiel, daß ich mit ihm in freundschaftlichen Verkehr kam, habe er mir anvertraut, daß er Kommunist sei.

Ich ging dann, wie man mir anbefohlen hatte, zu Herrn Teßmer, um die Besuchserlaubnis abzuholen. Dieser weigerte sich aber, mich zu empfangen. Er war anscheinend wütend, daß ich den von ihm nicht genehmigten Besuch durchgesetzt hatte.

Der Sekretär, der mir die Besuchserlaubnis ausstellen mußte, sagte: »Sie müssen mir einen wirtschaftlichen Grund für den Besuch angeben. Nur unter diesen Bedingungen ist ein Besuch gestattet.« Ich erklärte, wütend über das neue Hindernis, daß ich keine wirtschaftlichen Gründe hätte. Da meinte er freundlich: »Regen Sie sich nicht auf. Wir müssen nur zusammen einen Grund suchen.« Ich sagte: »Lügen bin ich nicht gewohnt, also bitte, schlagen Sie mir Gründe vor.« Schließlich fiel mir ein wirklicher Grund ein: Einer der Klienten meines Sohnes, dessen Akten natürlich mit beschlagnahmt waren, hatte einige wertvolle Wechsel darunter, die er zurückhaben mußte und derentwegen er an mich geschrieben hatte. Der Sekretär meinte, dieser Grund sei ein wirtschaftlicher und die Sache ließe sich besser klären, wenn ich sie mündlich mit meinem Sohn bespräche.

*

Mein Sohn versicherte mir bei meinem Besuch (bis zum 20. August hatte ich darum kämpfen müssen), daß es ihm gut ginge. Er ging einige Schritte, so daß ich feststellen konnte, daß das Bein völlig steif war, aber es war doch wenigstens vorhanden. Auch sonst konnte ich keine Spuren von Mißhandlungen an ihm sehen, obwohl ich seinen Kopf sehr gründlich untersuchte. Ich erklärte nämlich plötzlich: »Mensch, dein Haar wird ja so dünn«, und nahm, ehe sich die Wache dagegen wehren konnte, seinen Kopf in die Hand und untersuchte den Hinterkopf auf kahle Stellen. Das Haar war fast abrasiert, so daß man alles übersehen konnte. Hans erzählte unter anderem, man habe ihm in Papenburg gesagt, daß zehn Jahre Konzentrationslager über ihn verhängt worden seien.

In der Viertelstunde ließ sich natürlich nicht viel sagen, aber ich hatte einen beruhigenden Eindruck. Als die Viertelstunde um war, mußte ich heraus, während mein Sohn in dem Zimmer stehen blieb, um abgeholt zu werden. Der Herr im Nebenzimmer sagte zu mir: »Das hat ja nun keinen Sinn, daß Sie diese Minuten im getrennten Raum stehen bleiben. So lange können Sie noch mit Ihrem Sohn zusammenbleiben.« Und er ließ mich zu ihm zurückkehren. Wir waren nun eine Minute allein im Raum, und ich erfuhr, daß er tatsächlich nicht mißhandelt würde, und daß die Zustände wesentlich besser als in seinen bisherigen Lagern wären. Ich konnte ihm auch noch zuflüstern: »Wenn du mißhandelt wirst, so unterschreibe nur mit ›Hans‹.« Er unterzeichnete sonst an mich mit seinem vollen Namen Hans Achim, während er die Briefe an seine Freunde mit »Hans« unterschrieb. So konnte es der Zensur nicht auffallen.

Nach meiner Rückkehr schrieb ich Hauptmann Frodin einen Dankbrief; ich hätte mich davon überzeugt, daß er mir wirklich die Wahrheit gesagt hätte. Ich hätte einen guten Eindruck von meinem Sohn gehabt.


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