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XIX.
Die Nacht der endlosen Fichten

Claire war, mehr in dem Gefühl ein Luftschiffer als ein Automobilist zu sein, am Rande des Kootenai Cañon entlanggefahren und in der Nähe von Idaho kam sie in einen großen Wald. Sie verbrachte Stunden mit dem Versuch, einen geplatzten Schlauch auszuwechseln, da das Reserverad einen Pneudefekt hatte. Sie sehnte sich nach Milt. Sie würde ihn nun nie wiedersehen. Es tat ihr leid. Er wollte sie wahrscheinlich gar nicht …

Aber, zum Teufel, schnaubte sie, wenn er sie überhaupt verehrte, wäre er jetzt hier und würde diesen ab-so-lut gemeinen Schlauch einlegen, mit dem sie sich nun schon jahrelang abrackerte; und es war geradezu lächerlich, wie müde sie war; und gab es denn gar keine respektvolle Art um Henry B. daran zu hindern, diese wohlwollende, strahlend-freundliche Miene zu bewahren, während sie sich zu Tode schindete; und diese Fingernägel; und – oh, zum Henker! dieser Schlauch!

Um nach dieser Verzögerung noch die nächste Stadt zu erreichen, mußte sie stundenlang in der Nacht durch die im Dunkeln unförmigen Gestalten der Bäume des Fichtenwaldes fahren. Es war ihre erste lange Nachtfahrt. Ein paar junge Siedlungen mit Blockhütten von neuen Ansiedlern, ein oder zweimal das Häuschen eines Försters, ein Telephonkasten an der Straße oder ein roh gezimmerter R. F. D. Briefkasten an einem Fichtenbaum festgenagelt, als Zeichen, daß es noch eine Zivilisation gäbe, aber es waren nur melancholische Spuren. Sie befand sich in einem Zustand verzauberter Erstarrung. Alles in ihr war tot, bis auf die Fähigkeit weiterzufahren – bis in alle Ewigkeit, ohne Hoffnung auf das langweilige Ende. Sie war auch ganz verwirrt. Sie fuhr sechsmal durch anscheinend genau dieselbe Waldlichtung; immer führte die Straße über einen winzigen Sattel links von der Lichtung, immer lag ein im Finstern stilles Haus an dem einen Ende, und immer stand auf der Wiese am anderen Ende ein Pferd, das wieherte. Sie war wie in einem Bühnenszenen-Panorama; die Dinge bewegten sich gleichmäßig unaufhaltsam an ihr vorbei, sie hörte das Geräusch eines Motors, hatte die Empfindung zu lenken, aber sie blieb immer an derselben Stelle unter denselben Fichten mit derselben düsteren Schwärze zwischen den nackten, erhellten Stämmen. Nur die Straße vor ihr war klar und deutlich: eine eingleisige Strecke, die fußhohe Erdbank und daneben die Baumwurzeln, zwei deutliche Furchen und das angehäufte Gewirr von abgefallenen braunen Baumrinden und Fichtennadeln, das in dem dahinstreichenden Licht der Wagenlampen die sandige Straße fleckig und holperig erscheinen ließ durch das unaufhörliche Flackern winziger Schatten.

Sie hatte niemals etwas anderes gekannt als dieses angespannte Weiterfahren. Jeff und Milt waren alte, unwahr gewordene Sagen. War es zehn Stunden vorher gewesen, daß sie am Rande der Straße Essen gekocht hatte? Einerlei. Sie war nicht mehr hungrig. Sie würde niemehr die nächste Stadt erreichen und es war ihr auch gleichgiltig. Es war nicht mehr sie sondern ein grimmer Geist, der in ihren toten Körper gefahren war, der weiter lenkte, weiter Gas gab, weiter aufpaßte auf den Weg.

In der Dunkelheit draußen wurde der Lichtschimmer ihrer Lampen zu tanzenden Schatten und grauen Händen, hastig zurückgezogen und hinter den Baumstämmen versteckt, sobald sie nahe herankam; es waren da Dinge, die ihr nachschlichen und verborgene Männer, die darauf lauerten, daß sie anhielte.

Wie Fahrer zu tun pflegen, versuchte sie, die Gespenster der schleichenden Angst durch Singen zu verscheuchen. Sie stellte sich etwas zusammen, was sie ihr Fahrerlied nannte. Es sollte das Widerhallen der aufschlagenden Hufe eines fetten, alten Pferdes auf einer harten Straße wiedergeben:

Der alte Gaul trottet traps traps traps,
und die alte Straße macht klaps klaps klaps,
nach Westen klaps klaps, nach Norden klaps klaps,
und der Bauer, der Bauer trinkt Schnaps Schnaps Schnaps,
aus dem Tropfekrug Schnaps, aus dem Klopfekrug Schnaps,
bis Feuer sein Herz erfüllt japs japs japs,
und er hüpft mit dem Krug umher haps haps haps.

Das Lied war anfangs eine Erleichterung – dann eine Plage. Sie fuhr darnach und sie lenkte darnach und wenn sie es zu vergessen suchte, sang es sich von selbst weiter in ihrem überanstrengten Kopf: »Traps, traps, traps – ach verflucht

Ihr Vater hatte einen leichten Schüttelfrost gehabt. Elend, schwach und klein wie ein Bub, hatte er sich auf den Boden des Wagens zusammengekauert, den Kopf auf den Sitz gelegt und war eingeschlafen. Sie war allein. Die Meilensteine zogen langsam vorbei. Sie sagten, daß da vorne eine Stadt sei, Pellago genannt, aber sie kam nie –

Und als sie endlich kam, war Claire zu müde, als daß ihr noch etwas daran gelegen wäre. Tief im Traum fuhr sie durch die mitternächtlichen Straßen der Stadt. Stumpf und gelähmt klopfte sie an die Türe der mit verzinktem Eisenblech überdachten Garage. Keine Antwort. Sie gab es auf. Sie fuhr die Straße hinunter und in den Hof eines Gasthauses. Sie nahm die Handtaschen heraus, weckte ihren Vater, und führte ihn zum Toreingang hinauf.

Die »Pellago-Taverne« war ein umgebautes Wohnhaus. Das Stiegengeländer war gebrochen und die vom Regen geworfene Diele knarrte unter ihren Füßen. Sie öffnete zögernd die Türe. Der Hausflur war finster und muffig. Ein Geräusch, gleich einem Ächzen, zog über die unbeleuchtete Stiege hinab.

In dem Zimmer rechts schien noch Licht zu sein. Mit dem schwachen Versuch, sich vorzutäuschen, daß ihr Vater ein Schutz sei, stieß sie die Türe auf. Sie blickte in einen luftlosen Raum, in dem Gummischuhe, widerwärtige Lederkappen und zerrissene Zeitschriften umherlagen. Am Ofen schlummerte mit verzogenem Mund ein dickes, altes Weib und ein großer, im landläufigen Sinn nicht unhübscher Mann von ungefähr Vierzig. Sein steifes, kragenloses Hemd war voll von Flecken. Seine Hände waren weiß und unerhört groß.

Die alte Frau fuhr in die Höhe: »Ja?«

»Ich möchte zwei Zimmer für die Nacht, bitte.«

Der Mann grinste sie an. Die Frau kreischte: »Ja, ich weiß nicht. Von wo kommen Sie, he?«

»Wir fahren mit dem Auto durch.«

»Heh? Wer ist der Mann?«

»Das ist mein Vater, liebe Frau.«

»Brauchen sich darauf nichts einzubilden: ›das ist mein Vater, liebe Frau!‹ Was das anbelangt, ist der dort mein Mann!«

Der Mann hatte seinen schäbigen Rock ein wenig abgestaubt, strich sich den Schnurrbart und lächelte mit armseliger Beflissenheit. Er sagte näselnd: »Sei still, Teenie. An der Dame ist gar nichts auszusetzen. Gib ihr ein Zimmer. Nummer 2 ist leer und ich glaube, in Nummer 7 ist auch schon wieder aufgeräumt worden, seit Bill fort ist – wenn nicht, das Bett ist nur eine Nacht benützt worden.«

»Von wo kommen Sie …?«

»Jetzt fang nicht mit der Fragerei an, Teenie. Ich werde der Dame die Zimmer zeigen.«

Die Frau wendete sich nun gegen ihren Mann. Er war vielleicht um fünfundzwanzig Jahre jünger; um ein Vierteljahrhundert weniger vollgesogen mit Abscheulichkeit. Ihre gelben, ausgehöhlten Zähne lagen bloß, als sich ihr Mund auf einer Seite über das Zahnfleisch emporzog. »Pete, wenn ich noch ein Wort von dir höre, gehst du hinaus. Dame! Huh! Von wo kommen Sie, junge Frau?«

Claire war zu schwach, um Einspruch zu erheben. Sie lehnte an einer Türe. Ihr Vater versuchte zu sprechen, aber die Frau brüllte:

»Von wo kommen Sie her!«

»Von New-York. Gibt's noch ein anderes Gasthaus …«

»Na, da is kan anderes Gasthaus! Oh! Sie kommen also von New-York, was? Eingebildete Menschen sind diese N'-Yorker. Ich werd Ihnen Zimmer zeigen. Kosten jedes zwei Dollars und Frühstück extra fünfzig Cent«. Die Frau führte sie die Treppe hinauf. Claire wollte entfliehen, aber – oh, sie konnte nicht mehr weiterfahren! Sie konnte nicht.

Der Fußboden des Zimmers erschien noch nackter durch den Kontrast eines zwei Fuß im Quadrat großen, sandfarbenen Teppichs vor dem nach hinten geneigten Bette. Auf dem Bett war eine rote Decke, die unbeschreiblich schmutzig war. Der gelbliche, irdene Wasserkrug war gesprungen. Der Wandspiegel blind. Claire war verwöhnt. Sie hatte seit Yellowstone Park zwei ausgezeichnete Hotels gefunden. Sie hatte vergessen, wie schlecht menschliche Wesen wohnen können. Sie protestierte:

»Mir scheint zwei Dollars sehr viel für so etwas!«

»Ich hab nicht gesagt zwei Dollars. Ich hab gesagt drei! Jedes drei; drei für Sie und drei für den Herrn Papa. Wenn Sie's nicht wollen, können Sie ja weiterfahren bis zur nächsten Stadt. Is nur sechzehn Meilen weit!«

»Wofür denn noch extra einen Dollar – oder zwei?«

»Sehen Sie nicht den Bettvorleger? Das ist unser bestes Zimmer. Und drei Dollars – ich kenn Euch New-Yorker. Ich hab einmal von einem gehört, dem haben sie fünf Dollars aufgerechnet – fünf Dol–lars! – für ein Zimmer in New-York, und ein Bub hat seinen Handkoffer weggeschnappt und wollte noch ein Trinkgeld und …«

»Ach – gut – also! Können wir was zu essen haben?«

»Jetzt?«

»Wir haben seit Mittag nichts gegessen.«

»Das ist nicht meine Schuld! Manche Leute können im Automobil herumfahren und andere wieder müssen zu Haus bleiben. Wenn Sie glauben, daß ich die ganze Nacht aufsitzen werde, um für Leute zu kochen, die zu Gott weiß was für einer Tages- oder Nachtstunde dahergejagt kommen –! Unten an der Straße ist eine Frühstückstube, die hat die ganze Nacht offen.«

Als sie allein waren, weinte sich Claire ordentlich aus. Ihr Vater hatte abgelehnt, noch in die Frühstückstube zu gehen. Er fror noch von der langen Nachtfahrt; er kroch durch seine Zimmertüre; ihn fröstelte; er wollte gleich zu Bett gehen.

»Ja, tu das, mein Lieber. Ich bring Dir ein Sandwich mit.«

»Ist es ratsam für dich, allein fort zu gehen? Nicht sicher vielleicht.«

»Jetzt ist alles sicher, nach der Begegnung mit dieser entsetzlichen – jetzt glaub ich an Hexen. Hör, mein Lieber; ich werde dir einen Krug mit warmem Wasser bringen.«

Sie nahm den Krug mit hinunter. Die Wirtin zog die Uhr auf während ihr Mann gähnte. Sie warf Claire einen durchdringenden Blick zu.

»Kann ich vielleicht ein bißchen warmes Wasser für meinen Vater haben? Er hat einen Schüttelfrost.«

»Kein Feuer mehr. Gibt kein warmes Wasser.«

»Könnten Sie mir nicht eines wärmen?«

»Schaun Sie, Fräulein. Sie kommen her und verlangen Essen und Zimmer um Mitternacht und alles wollen Sie billig haben, und ich tu eh, was ich kann, aber was zuviel ist, ist zuviel.«

Die Frau ging hinaus. Ihr Mann sprang auf. »Müssen's der Alten nicht übelnehmen, Gnädige. Hat die Gicht. Na, man kann's ihr einerseits auch nicht verargen; als Bill sich davon machte, hat er sie um vier Silbermünzen geprellt. Aber ich sag Ihnen was!« Er lauerte. »Überlassen Sie mir die Geschichte mit dem heißen Wasser, ich will's Ihnen selbst wärmen!«

»Danke schön, aber ich will Sie nicht bemühen. Gute Nacht.«

Claire war angenehm überrascht, eine warme, ganz hübsche Frühstückstube namens »Alaska-Café« zu finden, mit einem helläugigen Mann von ungefähr fünfunddreißig Jahren, der dort die Aufsicht führte. Er nickte freundlich und beeilte sich, ihrer Bestellung von zwei Brötchen mit Schinken und Ei nachzukommen. Sie hatte wieder ein angenehm abenteuerlustiges Gefühl. Sie reinigte ihr Besteck an der Serviette, wie sie dies unterwegs andere Gäste in ähnlichen Lokalen hatte tun sehen. Drei Leute – eine Menschenmenge – klebten ihre Nasen an das Fenster, um das fremde Mädchen anzustarren, aber sie ignorierte sie und da zogen sie wieder ab.

Der Bedienstete fragte freundlich: »Sind hier in einem Gasthaus, Fräulein? Welchem denn? Herrjeh, doch nicht die Taverne?«

»Ja, warum? Gibt's denn ein anderes?«

»Sicherlich. Ein erstklassiges, zwei Häuser weiter.«

»Die Frau sagte, daß die Taverne das einzige Gasthaus sei.«

»Ach, das ist ein alter Brummbär. Der dürfen Sie nichts glauben. Was rechnet sie Ihnen denn für's Zimmer?«

»Drei Dollars.«

»Für jedes? Herrjeh! Nun, sie vermietet's an Touristen von einer Silbermünze an bis zu drei. Einheimische kriegen's um fünfzig Cent. Sie treibt's ziemlich arg, aber sie ist noch lange nicht mit ihrem Mann zu vergleichen. Der kommt aus Spokane – niemand weiß warum – wahrscheinlich ist er durchgebrannt. Er ist, glaub ich, Morphinist und betrügt beim Rumeinschenken.«

»Aber warum läßt man die beiden in der Stadt? Warum erlauben Sie, daß sie unschuldige Leute quälen? Warum sperren Sie sie nicht ins Irrenhaus, wo sie hingehören?«

»Das wär lustig!« kicherte ihr Freund. Aber er sah es nur als Scherz an.

Sie dachte daran, ihren Vater in das gute Gasthaus zu übersiedeln, aber sie hatte nicht die Kraft.

Claire Boltwood von Brooklyn Heights ging durch die Dorfstraßen von Pellago Montana, um 1 Uhr nachts; sie trug ein belegtes Brötchen in einem Papiersäckchen, das zuletzt für Salzmandeln gebraucht worden war und einen roten Gummisack mit heißem Wasser, das sie sich im »Alaska-Café« hatte einfüllen lassen. In der Taverne beeilte sie sich, möglichst schnell an der unteren Türe vorbeizukommen. Sie überredete ihren Vater, das belegte Brötchen zu essen; sie sekkierte ihn und lachte ihn solange aus, bis der heiße Wasserbeutel seine rheumatischen Rückenschmerzen gelindert hatte; sie küßte ihn überschwänglich und machte sich dann auf, um in ihr Zimmer am äußersten Ende des Korridors zu gelangen. Die Lichter waren schon abgedreht. Sie mußte tastend ihren Weg suchen und zögerte vor der Türe ihres Zimmers, ob sie eintreten sollte. Sie bildete sich ein, Stimmen und heranschleichende Tritte zu hören und Leute zu sehen, die sie von weitem beobachteten. Sie stürzte in ihr Zimmer und als die angezündete Lampe ihren Schein auf den wohlbekannten Koffer warf, fühlte sie sich sicherer. Doch als sie endlich im Bett war – das Leintuch so weit als möglich über die widerwärtige, rote Decke hinabgezogen, raschelte und knarrte es in der Stille um sie her und sie konnte ihre Nerven nicht entspannen. In Schlaf zu sinken, schien gleichbedeutend mit Sich-in-Gefahr-begeben und Dutzende von Malen fuhr sie aus dem Halbschlaf auf, um sich wach zu halten. Doch nur langsam gestand sie sich ein, daß sie tatsächlich ein leises Tappen hörte und die Schnalle ihrer Türe niedergedrückt wurde.

»W-wer ist da?«

»Ich bin es, Fräulein. Der Wirt. Hab Ihnen das heiße Wasser gebracht.«

»Danke vielmals, aber ich brauche es jetzt nicht mehr.«

»Ich habe noch etwas für Sie. Kommen Sie bitte zur Türe. Ich will nicht so schreien und alle Leute aufwecken.«

An der Türe sagte sie schüchtern: »Ich brauche auch sonst nichts, danke schön. B-bitte, lassen Sie mich jetzt in Ruh.«

»Ja, warum, ich hab Ihnen ein belegtes Brötchen gebracht, Fräuleinchen, ganz frisch und einen Schluck, um sich warm zu machen.«

»Ich brauche nichts, sag ich Ihnen!«

»Sind Sie keine Spielverderberin! Wenn Sie zu Pete lieb sind, wird er lieb zu Ihnen sein. Wär' ja eine Schande, wenn eine Dame wie Sie, hier nicht ordentlich bedient werden könnte. Machen Sie die Türe auf. Feines, belegtes Brötchen!« Wieder wurde an der Schnalle gerüttelt. Sie sagte nichts. Sie preßte ihre Hand gegen die Türe, bis sich die Rillen der Verschalung im Fleisch abdrückten. Der Mann schnaubte:

»Ich werd mir doch nicht die ganze Mühe umsonst gemacht haben und dann hingehen und ein gutes, belegtes Brötchen wegwerfen. Sie haben mich gebeten …«

»M-muß ich sch-reien?«

»Sch-schreien Sie, so viel Sie wollen, Sie Närrin!«

Er stieß gegen die Türe. »An diesem Ende des Ganges sind lauter gute Freunde von mir. Autsch – hören Sie, ich will Sie ja nur sekkieren. Ich will Ihnen nichts stehlen, kleiner Liebling. Sie könnten eine Million Dollars haben, und der alte Pete würde keine Silbermünze davon nehmen. Es wird mir in diesem verfluchten Städtchen hier nur zu langweilig. Will bissl plaudern und was von der großen Welt hören. Bin selbst ein Großstadtmensch – Spokane und Cheyenne und so weiter.«

Claire rannte barfuß durchs Zimmer, schaute verzweifelt zum Fenster hinaus. Ob sie wohl hinunterklettern könnte, ihren Freund aus dem Alaska-Café erreichen? Wenn sie …

Frohes Lachen erhellte ihr Gesicht. Die Welt war wieder rosenrot und hing voll klingender Silberglöckchen. »Ich liebe sogar diesen Pinky-Menschen!« sagte sie. Im Hof des Wirtshauses, neben ihrem Gomez, stand ein Teal-Karren und zwei Männer lagen darin und schliefen, in ihre Decken gehüllt.

Sie schritt zur Türe hinüber. Sie riß die Türe weit auf. Der Mann fuhr zurück. Er hielt eine elektrische Taschenlampe in der Hand. Sie konnte ihn nicht sehen doch zu dem tanzenden Lichtball bemerkte sie: »Zwei mir befreundete Männer sind unten in ihrem Wagen. Sie verschwinden jetzt hier sofort oder ich rufe die Beiden herauf. Wenn Sie glauben, daß ich Sie bluffen will, gehen Sie hinunter und schauen Sie selbst nach. Gute Nacht!«


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