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Schön war der Schäferstab des jungen Daphnis; von Cypressen war der schlanke Stab, der krönende Knopf Oleaster.
Und o, was für Wunder hatte der ätolische Künstler um den Knopf geschnitzt! Daphnis gab ihm dafür drei Lämmer mit ihren säugenden Müttern, aber es war eine Herde, mehr als eine ganze Herde werth.
So werth hielt ihn auch Daphnis, werther wie seine zwei Augen, werther, als Polyphem sein einziges Auge.
Lange Zeit schien ihm keine Hirtin so schön als sein Stab. Aber Amor erzürnte über den eiteln Jüngling – und Daphnis sahe die lächelnde Corisia.
Nun schien ihm eine Hirtin schöner als sein Stab! Er staunte, wünschte, gestand, flehte, weinte – blieb unerhört.
Unerhört bis an den dritten Abend. Da trieb Corisia spät bei ihm vorbei; die Dämmerung machte den Hirten kühner, die Hirtin gefälliger: er verdankte der Dämmerung zwei Küsse, halb geraubte, halb gegebene Küsse! – O der Entzückung! o der tobenden Freude des Hirten!
O honigsüße Lippen meiner Corisia! o unvergeßliche Küsse! So rief Daphnis und wollte ihre Zahl mit zwei tiefen Kerben in die junge Linde schneiden, die er vor allen am heiligen (?) Quell liebte.
Aber – fragte sich der Hirt – warum in die Linde? Kann ich immer unter der Linde liegen und die Kerben im Auge haben? Da steht sie fest und eingewurzelt, bestimmt, nur einen kleinen Umfang zu beschatten. – Sie kann nicht mit mir gehen (?)
Aber mein Stab kann mit mir gehen – mein schöner Stab, so schöner Zeichen nicht unwürdig!
Und er schnitt – grausamer Hirt! – zwei tiefe Kerben in den Stab, in der Form von Lippen, nahe unter dem Knopfe, wo die Hand gewöhnlich lag, und küßte und drückte den Ort, als ob es die weiche Hand der Corisia wäre, und faßte von nun (?) an den Stab nirgends als über die Kerben.
Nicht wenig günstig war dem Daphnis der folgende Tag, und der Stab bekam drei Lippen mehr, und den Morgen darauf sieben.
Wie freue ich mich, sprach er, Dich bald vollendet zu sehen, bald voller kleiner Lippen. Corisia habe ich mit Untergang der Sonne in den Hain bestellt, die Nachtigall mit ihr zu hören. – –
Das hast Du gethan Corisia? Zu gefällige Corisia! o brich Dein Wort, wenn Dir Dein Schäfer lieb ist –
Umsonst, sie fanden sich im Haine! Und o der unzähligen Zahl von Küssen! Jeder Ton der Nachtigall begleitete ein Kuß. Mich jammert der Stab –
Gesättigt trennt sich mein Paar – – Morgen sind wir doch wieder hier? sagte das Mädchen – und der Hirte ging und warf sich auf sein Lager von Fellen – – Er schläft, er erwacht. – Und was wird das Erste sein, als seinen Stab zu kerben? – – Doch er sahe die Unmöglichkeit, sie alle zu ... (?) – und diese Unmöglichkeit, alle Küsse zu behalten, ereilte (?) sie – Daphnis, sprach Corisia, schade, daß ich Dir den schönen Stab so verdorben, ich will ihn nicht weiter verderben.