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Fab. Aesop. 205. Phaedrus lib. I. Fab. 13.
Ein Rabe trug ein Stück vergiftetes Fleisch, das der erzürnte Gärtner für die Katzen seines Nachbars hingeworfen hatte, in seinen Klauen fort.
Und eben wollte er es auf einer alten Eiche verzehren, als sich ein Fuchs herbeischlich und ihm zurief: Sei mir gesegnet, Vogel des Jupiter! – Für wen siehst Du mich an? fragte der Rabe. – Für wen ich Dich ansehe? erwiderte der Fuchs. Bist Du nicht der rüstige Adler, der täglich von der Rechten des Zeus auf diese Eiche herabkömmt, mich Armen zu speisen? Warum verstellst Du Dich? Sehe ich denn nicht in der siegreichen Klaue die erflehte Gabe, die mir Dein Gott durch Dich zu schicken noch fortfährt?
Der Rabe erstaunte und freute sich innig, für einen Adler gehalten zu werden. Ich muß, dachte er, den Fuchs aus diesem Irrthume nicht bringen. – Großmüthig dumm ließ er ihm also seinen Raub herabfallen und flog stolz davon.
Der Fuchs fing das Fleisch lachend auf und fraß es mit boshafter Freude. Doch bald verkehrte sich die Freude in ein schmerzhaftes Gefühl; das Gift fing an zu wirken, und er verreckte.
Möchtet Ihr Euch nie etwas Anderes als Gift erloben, verdammte Schmeichler!