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In der Mitte des Spirdingsees liegt ein kleines Eiland, das Teufelswerder. Es besteht aus einem steilen und ziemlich hohen Berge und begreift etwa drittehalb preußische Hufen in sich. Der Boden ist fast durchweg sandig und wird beinahe gar nicht zum Ackerbau benutzt. Den Bewohnern des gegenüberliegenden Dorfes Eckersberg zeigt es, je nachdem es näher oder entfernter scheint, die bevorstehenden Veränderungen des Wetters an. Diese Insel ist von bösen Geistern bewohnt, woher sie denn auch ihren Namen erhalten. Bald zeigen dieselben sich in Gestalt von Löwen, bald von schwarzen Hunden, bald unter anderen Formen, necken die Menschen, die in die Nähe kommen, und fügen ihnen allerlei Schaden zu. Der Geschichten, die die Umwohner des Sees und vor allen die Bienenbeutner, die ihre Beuten auf dem Werder halten und des Sturmes halber oft drei und mehr Nächte darauf festgehalten werden, hiervon zu erzählen wissen, sind unzählige. Besonders aber haben die Gespenster es auf die Fischer abgesehen, denen sie bald die Netze zerreißen, bald große Schätze zeigen, die, wenn jene sie nach langer Mühe endlich heben wollen, plötzlich verschwinden oder sich in unbrauchbare Dinge verwandeln.
Eine Meile von Angerburg liegt das Dörflein Engelstein mit einer Kirche darinnen. Anfangs stand das Dorf nicht an seinem jetzigen Orte, sondern eine halbe Meile weiter an dem See Rösau, wo sich die Spuren noch finden. Es hatten nämlich die Begründer des Dorfes von dem Deutschen Orden ein Stück Wald von 64 Hufen gekauft. Wie sie nun den Wald ausrodeten, da fanden sie mitten darin eine lichte Stelle, die ganz wie eine Kirche aussah, mit vier Wänden und einer Treskammer. Sie war 36 Fuß lang und 24 breit, und die Sakristei maß 12 Fuß in die Länge und 6 Fuß in die Breite. Die Wände waren von uralten Bäumen gebildet und ganz verwachsen. Da erkannten die Engelsteiner, daß sie hier ihre Kirche bauen und sich niederlassen sollten; sie brachen daher ihre Wohnungen und die Kirche am See ab und trugen sie in den Wald an die Stelle, wo sie jetzt noch stehen.
Der Wirt Konopka aus dem Dorfe Ogonken, welches eine halbe Meile östlich von Angerburg gelegen ist, geht eines Abends bei hellem Mondschein aus dem Amte Angerburg, wo er tagsüber Scharwerksdienste verrichtet hatte, einen Spaten in der Hand, nach Hause. Als er aus seinem Wege in die Nähe eines Berges kommt, sieht er, wie jemand auf einer Art Schlitten wiederholt den Berg auswärts und abwärts fährt. Er kommt näher und wird gewahr, daß auf dem Schlitten eine alte Frau sitzt, und ein Mann den Schlitten schiebt. Nahe herangekommen, fragt er verwundert den Mann, was er hier mache. Der Mann antwortet: »Ich bin der Teufel. Weil ich einen dummen Streich begangen habe, bin ich verurteilt, hier das alte Weib (bis zu ihrem Tode) bergauf und bergab zu fahren. Bergab gehts wohl, aber bergauf hab ichs so schwer, daß mir der Schweiß von der Stirne rinnt, wie du siehst. Doch es fällt mir ein, vielleicht könntest du mir helfen! Heute höre ich bald auf zu fahren, weil der Hahn gleich krähen wird; aber künftigen Donnerstag kannst du hier um 11 Uhr abends eine tiefe Grube graben, und wenn ich dann mit dem Weibe den Berg herunterkomme, so werf ich sie, wie zufällig, in das Loch, und du kommst und vergräbst sie. Tu das, ich will dirs lohnen!«
Konopka bekreuzt sich und meint, mit dem Teufel wolle er nichts zu tun haben; doch schließlich läßt er sich bereden. Er gräbt die Grube, der Teufel wirft die alte Frau hinein, und Konopka verscharrt sie.
Und nun der Lohn. Der Teufel sagt: »Geld habe ich nicht, aber höre zu! Ich werde in Angerburg im Schlosse spuken. Dann kommst du und sagst, daß du mich bannen kannst; dafür verlange hundert Taler. Ich werde dann von dort fort nach Steinort mich ins Schloß begeben. Dort melde dich auch und verlange vom Grafen für die Bannung 200 Taler. Damit mußt du aber schon zufrieden sein und ja nicht weiter versuchen, mich zu vertreiben, wo ich auch sein sollte, sonst kann dirs schlecht gehen!«
Bald darauf heißt es: im Angerburger Schlosse haust der Teufel, man kann da nicht mehr aushalten! Konopka meldet sich als Banner und erhält, nachdem er den Teufel vertrieben, 100 Taler. Der Teufel verließ aber das alte Schloß nicht durch die Tür, sondern er stieß eine Ecke der Wand aus und schlüpfte durch die so entstandene Öffnung, und bis heute noch sieht man an einer Ecke des Schlosses eine abgerissene Mauer. Nach kurzer Zeit spukt es im Schlosse Steinort, und der dortige Graf weiß sich nicht zu raten, nicht zu helfen. Konopka meldet sich bei ihm als Teufelsbanner und erhält, nachdem ihm die Bannung gelungen, 200 Taler.
Mit dem gewonnenen Gelde verbessert Konopka seine Wirtschaft und denkt nun ruhig zu leben. Das sollte aber nicht sein. Nach einem Jahre wird überall bekanntgemacht: im Schlosse zu Berlin spuke der Teufel; es möge sich melden, wer ihn bannen könne. Konopka, eingedenk der Warnung des Teufels, bleibt still. Doch der Graf von Steinort meldet nach Berlin, daß der Bauer Konopka aus Ogonken bei ihm den Teufel vertrieben habe, also auch dort das werde tun können. Sogleich wird Konopka nach Berlin gefordert, und ob er sich auch sträubt, er muß hin.
In Berlin angekommen, wird er sofort ins Schloß geführt und erhält den Auftrag, den Teufel zu bannen. In größter Verzweiflung bittet er um drei Tage Bedenkzeit, die ihm auch bewilligt wird. Überlegend, was zu tun und das Herz voll Sorge, treibt Konopka sich in den Straßen Berlins umher. Da fällt ihm am dritten Tage eine alte Frau in die Augen, die ganz so aussieht wie das Weib, welches der Teufel gefahren und er verscharrt hat. »Die ists, die kann mir helfen!« sagt er bei sich selbst, läßt sich mit der Frau in ein Gespräch ein und fragt sie nach ihrem Namen und ihrer Wohnung.
Getrosten Mutes geht er zum Schlosse und erklärt hier, daß er in der nächsten Nacht den Teufel vertreiben wolle, aber er brauche dabei die alte Frau, deren Namen und Wohnung er angibt.
Die Frau wird herbeigeholt. Konopka trinkt ihr fleißig zu, und die Mitternachtsstunde rückt heran. Als der Teufel sich polternd naht, reißt Konopka schnell die Tür auf und ruft ihm entgegen: »Da hast du dein Weib, ich habe sie nicht vergraben!« Der Teufel erschrickt, fängt an zu zittern und spricht: »Konopka, nimm sie zurück, ich werde auch von hier fortgehen und hier nie mehr spuken!« – »Mag es denn sein!« sagt Konopka, und der Teufel verschwindet.
So hatte Konopka den Teufel aus dem Berliner Schlosse vertrieben. Er erhielt zum Lohne sein Grundstück als schuldfreies Eigentum, auch Abgaben durfte er nicht zahlen. Der Berg aber, an welchem Konopka das alte Weib vergraben, wird seit jener Zeit der Konopka-Berg genannt.