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II. Von den Aposteln der Preußen

6. Der heilige Adalbert

Nachdem der heilige Adalbert die heidnischen Polen in dem christlichen Glauben bestärkt, begab er sich zu demselben gottseligen Zwecke in das Land Preußen. Zuerst predigte er das Wort Gottes in dem kulmischen Lande; von da ging er nach Pomesanien. Als er nun über den Fluß Ossa setzte und nicht so viel hatte, wovon er das Fährgeld bezahlen könnte, so gab ihm einer der Schiffer mit dem Ruder einen harten Schlag über den Kopf, daß er davon schwer erkrankte. Dieses war ihm kein gutes Zeichen, und er mußte auch in der Tat bald unverrichteter Sache aus Pomesanien weiterziehen. Er kam zuerst nach Danzig, von dannen er nach Samland reiste. Hier fand er nicht weit davon, wo jetzt die Stadt Fischhaufen steht, die glorreiche Marterkrone; denn es überfielen ihn die heidnischen Pfaffen, welche ihm sieben Wunden beibrachten und ihn also jämmerlich erschlugen. Als solches Boleslaw Gorvin, König in Polen, erfuhr, begehrte er den Körper des Heiligen von den heidnischen Preußen. Diese wollten aber denselben nicht anders herausgeben, es sei denn, daß ihnen der König dafür so viel Gold gäbe, als der Leichnam schwer sein werde. Das war der fromme König zufrieden; aber wie nun der Körper gewogen wurde, da ward er überaus leicht gefunden und keines Pfundes schwer.

Eine andre Sage berichtet, daß alles Gold, welches der polnische König gesendet, noch nicht einmal vermocht habe, die Schale, auf welcher der Leichnam gelegen, von der Erde zu bewegen. Es hatten darauf die Abgesandten schon alles Gold in die Wage geworfen, welches sie für sich selbst mit sich führten. Aber auch dieses war nicht genug; da kamen noch Preußen heraus, so Adalbert getauft hatte, und legten auch ihr Gold hinzu; aber auch dieses reichte nicht aus, und man gab schon die Hoffnung auf, daß man Gold genug herbeischaffen könne, um den Körper aufzuwiegen. Da kam eine alte Frau dazu, die hatte nur zwei Pfennige in ihrem ganzen Vermögen, diese warf sie in die Schale zu dem Golde, und siehe, es flog jetzt auf einmal die andere Schale so in die Höhe, daß man alle das Gold, was der Polenkönig geschickt, was die Gesandten dazugelegt, und was die bekehrten Preußen gebracht, wieder herausnehmen konnte, und allein die zwei Pfennige der armen Frau den Leichnam des Heiligen genugsam aufwogen.

Eine andere Sage berichtet noch folgendes über den Tod und Leichnam des heiligen Adalbert: Nachdem diesen nämlich die heidnischen Preußen am Ufer der Ostsee erschlagen hatten, zerhackten sie seinen Körper in unzählige Stücke und ließen die Stücke unbeerdigt am Ufer liegen; unter anderm hieb ihm ein Preuße einen Finger ab, an welchem der Heilige einen goldenen Ring trug. Den Finger warf er in das Meer, den Ring aber steckte er zu sich. Denselben Finger hat hernach ein Sperber aufgenommen, und während er über dem Meere flog, ins Wasser fallen lassen, worauf ihn dann ein Hecht aufgeschlucket. Da geschah es nun, daß der Fisch, wo er nun hingeschwommen, ein sonderbares Licht von sich gegeben. Als die Fischer dieses Lichtes ansichtig wurden, haben sie den Hecht gefangen und den Finger des Heiligen in seinem Bauch unversehrt gefunden. Die Fischer waren Christen, und sie erkannten bald, daß der Finger einem heiligen Manne gehören müsse: daher gingen sie an das Ufer zu suchen, und sie fanden die Leiche. Die vorhandenen Stücke hatten sich aber wunderbarerweise von selbst schon wieder zusammengefügt, so daß bloß der Finger noch an dem Körper fehlte. Denselben setzten die Fischer nun an, und er wuchs schnell fest, also daß der Körper wieder ganz wurde. Der Leib hatte schon ganzer dreißig Tage so gelegen, es hatte ihn aber ein Adler die Zeit über bewacht, und es hatte kein Vogel noch anderes Tier dazu kommen können.

Wieder eine andere Sage berichtet, dem Heiligen sei bloß das Haupt abgeschlagen worden, sonst aber der Körper ganz geblieben. Da war aber nun der Leichnam von selbst aufgestanden und hatte sein Haupt in seine beiden Hände genommen und es so vor sich hergetragen zu der Kapelle, in welcher der Heilige gewöhnlich die Messe gelesen hatte. Unterwegs sang das Haupt mit lauter, schöner Stimme allerlei geistliche Lieder. Von der Kapelle ging der Heilige weiter, von einem Orte zum andern, immer sein Haupt vor sich hertragend und fromme Lieder singend, bis er in die Gegend von Danzig kam, wo jetzt noch die Kirche des heiligen Adalbert sieht. Dort nahmen ihn die heidnischen Preußen, um ihn ihren Göttern zu Romove zu opfern. Allein es kaufte ihn der Polenkönig Boleslaw, wie dies bereits vorhin gemeldet.

7. Der heilige Bruno in Preußen

Als ein frommer Mönch Benediktiner Ordens, namens Bruno von Querfurt, vernommen, daß der heilige Adalbert von den heidnischen Preußen erschlagen sei, da bekam er große Begierde, zu demselben Volke zu gehen, um ihm von neuem die Lehre Christi zu predigen. Er ging derohalben nach Rom, um sich vom Papste die Erlaubnis zu holen. Dort wurde er zum Erzbischof eingeweiht. Von dannen begab er sich nach Preußen, ganz barfuß, in der strengsten Kälte und unter großen Mühseligkeiten. Er trug alles mit Geduld und predigte mit vielem Eifer und Erfolge. Eines Tages trug es sich zu, daß er zu einem mächtigen Fürsten des Landes kam. Demselben predigte er ebenfalls das Wort des Herrn; der Fürst aber, als er des Bruno schlechte Kleidung betrachtete, wollte mit solch einem elend aussehenden Menschen nichts zu schaffen haben. Darauf ging Bruno in seine Herberge, zog seinen bischöflichen Ornat an und trat also wieder vor den Fürsten; dieser ließ ihn jetzt vor sich kommen und sprach zu ihm: »Wenn du willst, daß wir dir glauben, so mußt du mitten durch das Feuer gehen und unversehrt bleiben.« Das sagte ihm Bruno mit Freuden zu. Es ließ daraus der Fürst zwei große Haufen Holz nebeneinander setzen; die ließ er anzünden, und als beide lichterloh brannten, da war es, als wenn sie nur eine einzige große Flamme ausmachten. Durch dieses Feuer sollte der Heilige gehen; der war aber unerschrocken und freudig in Gott; er hob an zu beten, besprengte sich mit Weihwasser und beräucherte das Feuer mit Weihrauch, dann ging er durch dasselbe, mitten durch, getrost und unverletzt, daß auch nicht ein Härchen auf seinem Haupte war angesengt worden. Als dieses der Fürst gesehen, ist er mit allen den Seinigen dem heiligen Manne zu Füßen gefallen und hat ihn um Verzeihung gebeten, und alle ließen sich taufen.

Der Fürst hatte noch zwei Brüder, welche bei ihrem heidnischen Götzendienste verblieben. Bruno suchte derohalben auch sie zu bekehren. Allein der eine von ihnen ließ ihn gefänglich einziehen und ihm in Gegenwart einer großen Menge Volks den Kopf abschlagen. Allein von Stund an ward dieser Fürst blind, und alle, so dabeistanden, erstarrten also, daß sich niemand von der Stelle bewegen konnte. Sie wurden auch nicht eher wieder gesund, als bis der bekehrte Bruder kam und für sie betete und sie sich nun alle zum christlichen Glauben bekehrten. Dieses ist geschehen im Jahre Eintausend und in der Provinz Litauen.

Wie andre erzählen, soll dieser fromme Mann nicht Bruno von Querfurt gewesen sein, sondern Bonifazius geheißen haben.


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