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Faust und der Teufel waren in wenigen Tagen mit der päpstlichen Familie auf den Fuß der Vertraulichkeit. Eines Abends wurden sie zu einem Schauspiel ins Vatikan eingeladen, welches Fausten mehr in Erstaunen setzte als alles, was er bisher am päpstlichen Hofe gesehen hatte. Man spielte die Mandragola. Der edle Machiavell hatte dieses Schauspiel geschrieben, um durch die Zügellosigkeit desselben dem römischen Hofe ein auffallendes Gemälde von den schlechten Sitten der Klerisei vorzustellen, und ihm zu beweisen, daß sie die Quelle der Verderbnis der Laien sei. Er betrog sich hier in seinem edlen Zwecke, wie er sich später betrog, da er in seinem Fürsten die Greuel der Tyrannei der Welt aufdeckte. Die Tyrannen und ihre Stützen, die Mönche, verschrien den als Lehrer der Tyrannei, der sie ärger als ein Sterblicher haßte, und ihr durch sein Werk einen tödlichen Streich beizubringen suchte. Das verblendete Volk ließ sich von ihren Betrügern so betäuben, daß sie ihren Arzt als einen Vergifter ansahen. So ging es auch hier; die Mandragola wurde beklatscht, ergötzte viele Abende den päpstlichen Hof, und keiner außer dem Teufel und Faust merkte, daß die Satire Machiavells durch den Beifall des Papsts und der ganzen Klerisei um so giftiger wurde. Faust hörte von dem Papst, den Kardinälen, Nonnen und Damen Dinge beklatschen und preisen, die nach seiner Meinung selbst die üppigen römischen Kaiser nicht auf der Bühne würden geduldet haben. Aber dieses Staunen wurde bald von lebhaftern Szenen verdrängt, und er merkte, daß die Taten Alexanders und seiner Bastarde alles übertrafen, was die Geschichte zur Schande der Menschheit aufgezeichnet hat. Lucrezia, welcher ihn seine reiche Geschenke noch mehr als sein kraftvolles Ansehen empfahlen, weihte ihn kurz darauf in die Geheimnisse der Wollust ein, und er fühlte in ihren Armen, daß der päpstliche Hof in dem Besitze von Geheimnissen sei, wovon die übrige blödsinnige christliche Welt nichts ahndete. Durch diese innige Verbindung entdeckte er ihr blutschänderisches Verhältnis mit ihren beiden Brüdern, dem Kardinal und dem Herzog, und da er sie eines Tags mit dem Papst, ihrem Vater, überraschte, zu dem er und der Teufel geheimen Zutritt hatten, so fand er, daß er sie nicht allein mit den Brüdern, sondern auch mit Seiner Heiligkeit teilte. Der einzige Mißhandelte war Alfonso, welcher die Ehre hatte, sich ihren Gemahl zu nennen. Nun sah Faust die Ursache des bittern Hasses des Kardinals gegen seinen Bruder ein, dessen Grund Eifersucht über die Gunstbezeigungen der Schwester war. Er hatte ihn oft schwören hören, daß er sich noch an ihm auf die blutigste Art rächen würde.
Wenn sich Faust den Tag über am Hofe und in der Stadt in allen Lüsten herumgewälzt hatte, so pflegte er gewöhnlich dem Teufel abends die Ohren über die Laster der Menschen zu ermüden. Ihr Anblick empörte ihn, ob er gleich weder Kraft noch Willen hatte, einer seiner Neigungen zu widerstehen. Gewöhnlich endigte er mit dem Ausruf: »Wie ist es möglich, daß ein solches Ungeheuer Papst werden konnte!«
Der Teufel, der genau wußte, wie es bei seiner Wahl zugegangen (denn einer der Fürsten der Hölle war damals im Konklave), erzählte ihm:
»Wie Alexander als Vizekanzler des päpstlichen Stuhls die Stimmen der Kardinäle gekauft, und wie er diese, nachdem er seinen Zweck erhalten, und sie ihn an die Erfüllung seines Versprechens erinnert, teils verjagt, teils unter verschiednem Vorwand auf die grausamste Art habe hinrichten lassen.«
Faust. Daß sie schlecht genug waren, ihn zum Papst zu machen, begreife ich; aber wie sie ihn ertragen, dies geht über meine Fassung.
Teufel. Die Römer sind sehr wohl mit ihm zufrieden. Er sorgt für den Pöbel, mordet, plündert die Großen, und wird durch seine Verbrechen den päpstlichen Stuhl mehr in die Höhe bringen, als alle seine Vorgänger. Können sie wohl einen bessern Papst wünschen, als einen, der ihre Laster durch sein eignes Beispiel heiligt? der ihnen noch über die Indulgenzen durch seine Taten beweist, daß der Mensch vor keiner Sünde erschrecken muß?