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Man saß beim Abendessen, die Becher gingen wacker herum, als auf einmal der Teufel befahl, die verdeckte Schüssel, die die Neugierde der Anwesenden so lange gefoltert hatte, zu öffnen. Dann nahm er den Adelsbrief von der Schüssel, überreichte ihn dem Bürgermeister, mit den Worten: »Würdiger Herr, Seine Majestät der Kaiser, mein Herr, geruhet, Euch durch diesen Adelsbrief um Eurer Treue und Verdienste willen zum Ritter des Heiligen Römischen Reichs zu schlagen. Ich fordere Euch auf, aus Dankbarkeit und Pflicht, nie in dem Eifer für das hohe Kaiserliche Haus zu erkalten, und bringe Euch, Herr Ritter, die erste Gesundheit zu!«
Diese Worte rollten wie der Donner in die Ohren der Gäste. Der Betrunkne ward nüchtern, der Nüchterne betrunken; den Weibern zitterten die von Zorn blauen Lippen beim Glückwunsch, der Schlag traf den Schöppen, er saß ohne Bewegung auf dem Stuhle, und sein Weib war nah, an ihrem trocknen Husten zu ersticken.
Die Furcht zwang indessen die übrigen, vergnügte Gesichter zu zeigen, und man trank unter lautem Vivat des neuen Ritters Gesundheit. Während dem Geräusche füllte auf einmal ein dünner Nebel den Saal. Die Gläser fingen an, auf dem Tische herum zu tanzen. Die gebratnen Gänse, die Enten, Hühner, Spanferkel, Kälber-, Schafs- und Ochsenbraten, schnatterten, krähten, grunzten, blökten, brüllten, flogen über dem Tische, und liefen auf dem Tische. Der Wein trieb in blauen Feuer-Flammen aus den Flaschen. Der Adelsbrief brannte loh zwischen den Fingern des bebenden Bürgermeisters, und ward zu Asche. Die ganze Gesellschaft saß da, verwandelt in possierliche Masken einer tollen Faschingsnacht. Der Bürgermeister trug einen Hirschkopf zwischen den Schultern, alle die übrigen, Weiber und Männer, waren mit Larven aus dem launigen Reiche der grotesken und bizarren Phantasie geziert, und jeder sprach, schnatterte, krähte, blökte, wieherte oder brummte in dem Tone der Maske, die ihm zu Teil geworden. Dieses machte ein so tolles Konzert, daß Faust dem Teufel gestand, das Stückchen mache seiner Laune Ehre. Der Schöppe allein, unter der Maske eines Pantalons, saß leblos da, und seine Frau wollte unter der Gestalt einer Truthenne ersticken. Nachdem sich Faust lange genug an dem Spuk ergötzt hatte, gab er dem Teufel einen Wink, und sie fuhren zum Fenster hinaus, nachdem der letztere für diesmal den gewöhnlichen Gestank der Hölle hinterlassen hatte.
Nach und nach verschwand der Spuk, und als die weisen Herren morgens in der Ratsstube erschienen, war nichts mehr davon übrig, als obiger Spruch, der in glühenden Buchstaben an der Wand brannte, und den man notgedrungen mit einer eisernen Türe bedeckte, und nur jedem neuen Ratsglied, unter dem Siegel der Verschwiegenheit, als ein Staatsgeheimnis zeigte. Von allen diesem sagt nun die Geschichte, oder welches in Teutschland einerlei ist, die Chronik nicht ein Wort, und nun glaube ihr einer.
Der Bürgermeister gewann wenigstens so viel bei dem Handel, daß der Schöppe gelähmt blieb, und weiter nicht mehr im Rat erschien.
Zu merken: In dem Augenblick, da die Stadt Frankfurt der Reformation beitrat, vertilgte der Teufel diese glühende Inschrift, und es ist keine Spur mehr davon zu sehen. Die Ursach davon liegt in der Rede des Satans. Man bemerkt diesen Umstand, neugieriger Reisenden wegen, und gibt ihnen den Wink, in Frankfurt nur nach der Goldnen Bulle zu fragen.