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Über einer Haide Einsamkeit
Schritt ein Alter, seiner Jahre müde.
Eine Parze saß vom Weg abseit,
Zog den Faden rastlos übers Kleid,
Sang dazu an einem öden Liede.
»Weib, was singst du für ein Lied voll Graun?«
»Bin die Parze, sang das Lied des Lebens.
Wer mich dieses singend durfte schaun,
Mag mir seines Herzens Wunsch vertraun,
Und das Höchste wünscht er nicht vergebens.«
»Mich gelüstet nach Besitze nicht.
Gieb mir nur, damit ich sanfter sterbe,
Meines frühen Glückes ein Gesicht;
Zeig es mir im Abendsonnenlicht!
Seiner Zukunft freue sich mein Erbe!«
Doch die Parze schüttelte das Haupt.
»Was du ehmals durftest Glück benennen,
War nur Glück, weil du daran geglaubt.
Deine Augen, matt jetzt und verstaubt,
Würden nimmermehr das Bild erkennen.
Sel'ger Schleier unsichtbare Zier,
Prangend in den reichsten Farbentönen,
Binden um der Kinder Augen wir, –
Also auch vor einer Spanne dir, –
Um den Blick ins Leben zu verschönen.
Schien sie nicht auch dir der Wonne voll?
War dir nicht die ganze Welt zum Lieben?
Weißt du, wie das Herz dir hoffend schwoll?
Doch das Leben nimmt sie gern als Zoll,
Keinem sind die Schleier all' geblieben.
Sprich nun,« schloß sie, »was ist dein Begehr?«
Über dem gesunknen Sonnenballe
Kam die Nacht in schwarzen Tüchern her.
»Deiner Schleier hab' ich keinen mehr,«
Sprach der Alte drauf, »wir sanken alle.
Einer löste sich dem andern nach.
Noch der Jugend Blondheit in den Locken,
Unter meinem väterlichen Dach,
Lag die Welt vor meinen Augen brach.
Schicksalsweib, laß meinen Faden stocken.
Oder«, bat er, »mach mich wieder blind,
Denn zum Wunsche hast du mich geladen,
Mach mich glücklich, wie ich war als Kind!« – –
Und sie schloß mit ihrem Finger lind
Seine Augen und zerriß den Faden.
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