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Da du so viele Geschäft' und so lastende selber allein trägst, Italermacht durch Waffen beschirmst, durch Sitten verherrlichst, Läuterst durch das Gesetz. so fehlt' ich gegen Gemeinwohl, Wenn mein langes Gespräch dir Zeit abmüßigte, Cäsar. |
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Romulus, Vater Lyäus zugleich, und Kastor mit Pollux, |
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10 | Antwort' ihrem Verdienst. Der die gräßliche Hyder gewürget, Und weltkündige Greuel gedämpft im Kampfe des Schicksals, Lernte, die Mißgunst werd' am äußersten Ziele gebändigt. Denn mit blendendem Glanze beleidiget, wer vor den andern Ragt durch höhere Kunst; dem Entschwundenen folget die Sehnsucht. |
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15 | Dir Anwesenden häufen wir schon vollzeitige Ehren; Selbst Altäre zum Schwur bei deinem Namen erbaun wir: Daß nichts Ähnliches war, nichts Ähnliches komme, bekennend. Dieses jedoch dein Volk, so gerecht und verständig in einem, |
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20 | Kann nichts anderes sonst nach gleichem Maß und Verhältnis Würdigen; und was nicht von der Erde gerückt und dem eignen Lebensverkehr abstehend es sieht, das beekelt und haßt es: So dem Veralteten hold, daß es sündabwehrende Tafeln, Welche die zehn Obmänner gestellt, und der Könige Briefschaft, |
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25 | Was man mit Gabiern einst ausglich und starren Sabinern, Daß es die Pontifexbücher und modernde Rollen der Seher Preist, als hätten die Musen auf Albas Berge geredet Wenn man, weil bei den Griechen die älteren Schriften der Vorzeit |
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30 | Wägt auf derselbigen Wage, so braucht's nicht vieles Geredes: Nichts ist hart auswendig der Nuß, nichts in der Oliv' hart. Wir ja erklommen die Höhe des Glücks, wir malen und trillern Ganz nach der Kunst und ringen zum Trotz den gesalbten Achäern. Doch wenn die Länge der Zeit, wie die Wein', auch Gedichte veredelt, |
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35 | Wünscht' ich Bescheid, welch Jahr vollgültigen Wert dem Papier giebt. Welcher Poet abblühte vor hundert Jahren, gehört er Wohl vollkommenen an und älteren, oder gehört er Schlechten und neueren an? – »Vor Streitigkeiten schütze Begrenzung. Der ist alt und bewährt, der hundert Jahre vollendet.« – |
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40 | Was? wem noch an der Dauer ein Monat oder ein Jahr fehlt, Sage, wohin ein solcher gehört: zu den älteren Dichtern? Oder den anderen, welche so Mitwelt höhnet wie Nachwelt? »Nur der kann noch unter den älteren zählen mit Anstand, Wer um ein Monatlein zu jung ist oder ein Jahr auch.« |
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45 | Frisch die Erlaubnis genutzt! und gleich wie die Haar' aus dem Roßschweif Zupf' ich dort allmählich und nehm' eins, nehme noch eins ab, Bis er getäuscht hinsinkt mit der Rechnung des stürzenden Haufens, Der die Annalen erforscht, und Tüchtigkeit schätzet nach Jahren, Und nichts Löbliches kennt, als was Libitina geheiligt. |
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Ennius, weis' und kräftig zugleich, und ein zweiter Homerus, |
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55 | Immer, so oft man fragt, wer dem anderen nehme den Vorrang, Eignet Pacuvius sich die Gelehrsamkeit, Accius Hoheit. Völlig paßt, wie man sagt, des Afranius Toga Menandern; Plautus schwebet so leicht, wie der Sikulerbard' Epicharmus; Hebt den Cäcilius Würde, so hebt den Terentius Kunstfleiß. |
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60 | Diese denn lernt auswendig, und dies' im gedrängten Theater Schaut die gewaltige Rom; die hat und zählt sie für Dichter Bis auf den heutigen Tag, von des schreibenden Livius Zeit her. Manchmal siehet das Volk, was recht ist; manches verfehlt's auch. |
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65 | Daß es ihm nichts vorziehet und nichts gleich achtet, so irrt es. Wenn es, wie einiges zu altväterlich, mehreres hart auch Jene gesagt, zugiebt und viel nachlässiges einräumt, Dann hat's Sinn, eins sind wir, und Jupiter billigt den Ausspruch. Nicht zwar handl' ich mit Groll und verlange des Livius Verslein |
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70 | Ausgetilgt, die mir Knaben, ich denk' es, Orbilius handfest Oft in die Ohren gebläut; nur daß so etwas für fehllos Gelte, für schön, und dem ganz Vollendeten nahe, bewundr' ich. Mag auch darunter ein Wort sich heraus wo heben mit Glanz, auch Ein und der andere Vers ein wenig zierlicher rollen; |
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75 | Unrecht schafft es dem ganzen Gedicht Anpreisung und Absatz. O mich verdrießt, daß ein Werk man tadele, nicht weil es gröblich Oder ohn' Anmut scheinet gefertiget, sondern weil neulich; Daß man für Nachsicht fordre dem Altertum Ehr' und Belohnung. Ob auch geschickt herwandle durch Safrandüfte des Atta |
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80 | Schauspiel, zweifelt' ich dran; gleich schrien, wie verloren die Scham sei, Alle die Väter beinah, da ich so was wagte zu meistern, Was ein ernster Äsopus, ein denkender Roscius vortrug: Sei's weil nichts sie erkennen für recht, denn was ihnen gefallen, Sei's weil schimpflich es deucht, zu folgen den Jüngeren, und, was |
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85 | Bartlos einst sie gelernt, als Greis' aufgeben zu müssen. Wer saliarische Reigen von Numa lobet, und solches, Was ihm dunkel wie mir, er allein zu verstehen sich anmaßt: Nicht den kräftigen Geist der Begrabenen liebt und beklatscht er; Unseren feindet er an, uns haßt er und unseres neidisch. |
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90 | Wäre den Griechen so sehr anstößig gewesen die Neuheit, Als nun uns, was wäre zuletzt alt, oder was hätte Mann vor Mann zu zerlesen und abzunutzen im Umlauf? So wie der Grajer einmal nach geendeten Kriegen zu tändeln |
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95 | Eifert' er, jetzo im Spiel der Gymnasien, jetzo der Rennbahn, Liebt' er des Erzes Gebilde, des Elfenbeins und des Marmors, Hing er am schönen Gemälde mit Aug' und Seele geheftet. Ward er von Flöten entzückt, durch tragische Rollen begeistert, Wie wenn unter der Amm' ein kindlich spielendes Mägdlein, |
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100 | Was sie begierig gesucht, bald wieder gesättiget hinwirft. Was ist lieb, was verhaßt, dem nicht du Veränderung zutraust? So war friedlicher Ruhe Geschäft bei günstigem Fahrwind. Aber zu Rom war's lange Gebrauch und Freude, vor morgens |
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105 | Sicheres Geld darwägen auf bündige Namenverschreibung; Älteren wohl aufmerken, die Jüngeren lehren, wodurch man Mehre der Hab' Anwachs und mindere schädliche Lüste. Andere Laun' hat jetzo das lustige Volk: in der Schreibsucht Glüht es allein, und Knaben und ehrsame Väter am Nachtschmaus |
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110 | Kränzen die Haare mit Laub' und sagen Gedicht in die Federn. Selbst ich, welcher beteu'rte, durchaus nicht Verse zu schreiben, Nehme dem Parther den Rang als Lügener und vor dem Frührot Wach' ich bereits und fordre Papier, Rohrfeder und Schreibpult. Lenken ein Schiff will keiner, des Schiffs unkundig; mit Stabwurz |
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115 | Heilt nicht, als wer die Mischung erlernete; was der Musik ist, Bietet der Musiker dar; Schmiedfertigkeit übet der Schmied aus. Dichtungen schreiben wir alle, wer unweis' oder wer weis' ist. Diese Verirrung indes und der Anstoß leichteren Wahnsinns, |
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120 | Gier dem Poeten das Herz; Vers' atmet er, Verse nur sinnt er; Güterverlust, Leibeigner Entfliehn, Brandschaden belacht er; Nicht dem Genossen mit Trug und nicht dem verwaiseten Mündel Stellet er nach; von Hülsengewächs nur lebt er und Schwarzbrot: Wenn auch im Feld' unrüstig und mutlos, nützlich der Stadt doch: |
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125 | So du gestehst, durch Kleines auch werd' oft Großes befördert. Zart' und lallende Lippen des Knäbleins bildet der Dichter, Und unsauberen Reden entwendet er jetzo das Ohr schon; Bald auch giebt er dem Herzen Gestalt durch freundliche Lehren, Störrischen Sinn einschränkend und Zorn und neidische Mißgunst, |
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130 | Biedere Thaten erzählt er und stellt aufgehenden Zeiten Beispiel' älterer Kund'; auch Dürftigkeit labt er und Schwermut. Keusche Knaben gesellt des Gemahls unkundigen Mägdlein, Woher lernten sie flehn, gab nicht die Camene den Sänger? Mitleid heischet der Chor und fühlt annahende Gottheit; |
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135 | Schmeichelnd lockt er den Wolkenerguß mit gelehretem Anruf; Krankheit wendet er ab, graunvolle Gefährlichkeit bannt er; Frieden auch schafft er dem Land' und schafft ein gesegnetes Fruchtjahr; Himmlische sühnt der Gesang, der Gesang selbst Mächte des Orkus. Vormals pflegte der tapfre, bei Wenigem glückliche Landmann, |
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140 | Hatt' er die Früchte verwahrt, an festlichen Freuden erlabend Leib und Seele zugleich, die in Hoffnung des Ends die Beschwer trug, Samt den Genossen des Werks, dem redlichen Weib und den Kindern, Tellus zur Sühn' ein Ferkel und Milch dem Silvanus zu opfern, Blumen und Wein dem Gemahner an flüchtige Zeit, dem Geburtsgott. |
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145 | Bald bei der Feier erhub sich der fescennische Mutwill, Welcher im Wechselgesang dorfmäßige Schmähungen ausgoß; Diese dem kehrenden Tage des Jahrs willkommene Freiheit Trieb ihr gefälliges Spiel, bis bitterer schon in des Angriffs Offene Wut sich der Scherz umwandelte, und ungestraft nun |
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150 | Drohend die edelsten Häuser durchschritt. Laut klagte, wen boshaft Faßte der blutige Zahn: auch kam Angetroffenen Sorge Ob der gemeinschaftlichen Begegnis. Ja ein Gesetz noch Gab bei Strafe Verbot, in bösem Liede zu schildern Leben und Art. Man wandte den Ton, durch Schrecken des Knüttels, |
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155 | Gutes hinfort zu reden und wohl zu vergnügen, genötigt.
Hellas, eben bezwungen, bezwang den trotzigen Sieger, |
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160 | Immer bis heute bestehn nachbleibende Spuren des Feldes. Denn spät lenkte der Römer auf griechische Werke den Blick hin; Und nach punischen Kriegen beruhiget, forscht' er zuerst, was Sophokles doch und Thespis und Äschylus Nützliches brächten. Bald auch übt' er Versuch, was treu umsetzen sich ließe; |
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165 | Und er gefiel sich selbst, von Natur hochstrebend und feurig: Denn sein Geist haucht tragisch genug, voll glücklicher Wagnis. Aber er scheut unweise, wie Schimpf, ausstreichen und ändern. Mancher glaubt, weil den Stoff die Komödie holt aus Gemeinheit, |
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170 | Mehr der Beschwer, als minder der Nachsicht. Schaue doch Plautus, Welcher Gestalt er die Rolle beschirmt des verliebten Epheben, Wie erden zähen Papa, den gefeimten Kuppeler aufführt; Welch ein Meister Dossennus erscheint im gefräßigen Tischfreund, Mit wie schlottrigen Socken am Fuß er die Bühne durchschlendert. |
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175 | Denn er eilet, den Pfennig nur flugs in den Beutel zu schieben, Ruhig sodann, ob fall, ob aufrecht stehe das Schauspiel. Wen zur Bühne der Ruhm auf wehendem Wagen einhertrug, |
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180 | Niedriget oder erhöht. O hinweg Spielwerke, wofern mich Hager die fehlende Palm' und fett die verliehene heimführt! Selbst den kühneren Dichter erschreckt und scheuchet noch dieses, |
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185 | Stimmet der Ritter nicht ein, mit Geschrei oft mitten im Schauspiel Bären und Baxer verlangen; denn das macht Späße dem Völklein. Aber dem Ritter sogar verzog sich vom Ohre die Lust schon Ganz nach dem schweifenden Aug' und der nichtigen Freude des Anblicks. An vier Stunden und länger enthüllt die Scene der Teppich, |
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190 | Während der Reisigen Trupp' und des Fußvolks Rotten sich tummeln. Bald ziehn Könige traurig, die Händ' auf dem Rücken gefesselt, Gallischer Wagen Gewühl, Troßkarren und Kutschen und Schiffe; Elfenbein siegprangt im Triumph und ein ganzes Korinthus. Lebt' er auf Erden annoch, wie lachte Demokritus; ob nun |
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195 | Eines Pantherkameels Zweiförmigkeit oder ein weißer Elefant anzöge die gaffenden Blicke des Schwarmes! Aufmerksamer noch schaut' er, denn selbst die Spiele, das Volk an, Weil dies mehr, denn der Mime, Belustigung böte den Augen. Ja, wohl glaubt' er, die Dichter erzähleten etwa dem tauben |
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200 | Eselein Märchen ins Ohr. Denn welch machtvolles Getön doch Übertöne den Lärm, den umherhallt unser Theater? Wie Garganergehölz aufbrüllt und tuskische Meerflut, Also tobt das Geräusch, wo man Spiel' anschauet und Künste Und ausländische Pracht: wann so herglänzend der Spieler |
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205 | Vortritt auf das Gerüst, dann schmettert die Recht' an die Linke. »Hat er schon etwas gesagt?« Nein, gar nichts. »Was denn gefällt so?« Wolle, die gleich der Viole vom Tarentiner gefärbt ward. Daß du jedoch nicht wähnst, was ich weigere selber zu üben, |
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210 | Traun, auf gespanntem Seile, so scheint mir's, könne dahergehn Jener Poet, der das Herz mir so durch Täuschungen ängstigt, Wild aufregt, hinschmelzet, mit eitlem Schrecken erfüllet, Magiern gleich, und bald gen Thebe mich, bald gen Athen führt. Aber auch denen, wohlan, die sich Lesenden lieber vertrauen, |
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215 | Als Zuschauender Stolz ausstehn und launigen Ekel, Gönne der Pfleg' etwas, wo Apollons würdige Stiftung Gern mit Schriften du füllst, und die Schar der Begeisterten anspornst, Daß sie noch eifriger klimme zu Helikons grünendem Gipfel. Zwar viel Übeles thun oft gegen uns selbst wir Poeten, |
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220 | (Daß ich die eigenen Reben mir stümmele!) wenn wir ein Buch dir Reichen in ernstem Geschäft, und in Müdigkeit, wenn wir empfindlich Nehmen, daß etwa ein Freund ein Verslein wagte zu tadeln, Wenn wir gelesene Stellen noch einmal lesen ohn' Aufruf, Wenn wir betrübt wehklagen, daß nicht einleuchte die Arbeit |
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225 | Unsere Kunst und die Feine des zartgesponnenen Liedes, Wenn wir hoffen, es komme noch dahin, daß, wie du eben Ausgeforscht, ein Gedicht arbeiten wir, stracks du gefällig Uns einladest, vor Mangel bewahrst und zu fertigen nötigst. Doch wohl lohnt es der Mühe, sich umsehn, welcherlei Hüter |
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230 | Habe des Heiligtums die daheim und im Kriege bewährte Heldenkraft, die kein unwürdiger Dichter entweihn darf. Lieb war einst Alexander, dem großen Könige, jener |
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235 | Doch wie schwärzender Farbe Behandlung Flecken und Makel Leicht abgiebt, so hat ein Poet durch schnödes Geschreib oft Glänzende Thaten bekleckst. Der selbige König. der jetzo Ein so lächerlich Lied so teuer erkauft' als Verschwender, Ließ ein Gebot ausgehn, daß keiner ihn außer Apelles |
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240 | Malete, daß mit Lysippus kein anderer lenkte den Erzguß, Um Alexanders Heroengestalt zu ähnlichen. Wenn man Jenen in sichtbaren Künsten so scharf urteilenden Kenner Zu darstellenden Schriften der Musenbegeisterung riefe, Schwöre man, unter Böoten in dunstigem Nebel erwuchs er. |
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245 |
Nicht entehren sie dir dein Urteil und die Bezeugung |
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250 | Nachruhmswürdig erscheint. Ich selbst nicht wählte Gesprächton Lieber und Rede des Staubs, als herrlicher Thaten Erhebung; Lande der Welt und Ström' und Gegenden säng' ich und Schlösser, Hoch auf Berge gestellt, und Barbarkönige, rings auch Durch dein Göttergeleit vollendete Krieg' in dem Erdkreis, |
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255 | Fest in verriegelten Pforten den friedobwaltenden Janus, Und die dem zagenden Parther, da du lenkst, furchtbare Roma: Wenn mir den Wunsch ausführte die Kraft. Doch weder dem kleinen Liede gemäß ist dein großmächtiger Name noch waget Meine Scham zu versuchen, was nicht aushalten die Schultern. |
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260 | Dienstgeschäftigkeit, naht sie mit thörichtem Eifer, belästigt Mehr noch, wenn sie sich stolz in gemessener Rede der Kunst hebt. Denn man erlernt weit rascher und präget mit Lust ins Gedächtnis, Was man lächerlich glaubt, als was man schätzt und bewundert. Fern die Geflissenheit mir, die mich ängstiget! Weder als Fratze |
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265 | Im nachbildenden Wachse mich wo aufstellen zu sehen, Noch in mißratenen Versen mein Lob zu vernehmen begehr' ich. Daß nicht feiste Verehrung mich schamrot färb' und gemeinsam Ich mit meinem Poeten, in offener Kiste gelagert, Wandere nach dem Bezirk, wo Gewürz und Pfeffer und Weihrauch |
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270 | Feil ist, oder was sonst einhüllt unnützer Papierwust. |