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Nichts in der Welt anstaunen, Numicius, dieses allein wohl, Dieses nur kann uns verleihn Glückseligkeit und sie erhalten. Jene Sonn' und die Stern' und den abgemessenen Umlauf Rastlos wechselnder Zeiten vermag ohn' einiges Schauders |
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5 | Regungen mancher zu schaun. Was deucht von der Erde Geschenken, Was von des Meers, das ferne die Araber segnet und Inder, Spieltand, was vom Geklatsch und der ehrenden Gunst des Quiriten? Wie darf solches man schaun, mit was für Empfindung und Mienen? Wer dem Entgegenes fürchtet, der staunt wohl gleicher Gestalt an, |
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10 | Wie wer dessen begehrt: diesseits quält Bangen und jenseits; Unvermuteter Schein ist dem wie jenem entsetzlich. Ob er sich freu', ob traur', ob begehr', ob fürchte: was macht das; Wenn, so wie Besseres kommt, und wie Ärgeres, als er gehofft hat, Er mit gehefteten Augen an Leib und Seele gelähmt starrt. |
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Unsinn werde die Weisheit genannt und die Billigkeit Unbill, |
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20 | Triebsam wandere früh zu dem Markt, spät unter das Obdach; Daß nicht mehr des Ertrags einernt' aus Gefilden der Mitgift Mutus, und (ha! unwürdig, da niedriger er von Geburt ist!) Dieser viel mehr dir sei, als du zur Bewunderung jenem. Was auch die Erd' einhüllt, zum Sonnigen hebt es die Zeit einst |
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25 | Und in Verborgenheit hüllt sie das Glänzende. Dich den Bekannten Habe des Appius Weg und Agrippas Halle geschauet; Gehn doch mußt du zuletzt, wo hinabstieg Numa mit Ancus. Wenn dir Seit' und Nieren von stechendem Schmerze gequält sind, |
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30 | Wenn dies einzig die Tugend verleihn kann, auf, von der Wollust Wende dich tapfer ans Werk! Ist Tugend dir Schall, wie der Hain nur Holz, dann sorge, daß keiner vor dir einlauf' in den Hafen, Daß nicht Cibyras Fracht und bithynische Fracht du verlierest. Ründe dir tausend Talent' und ründe dir andere tausend, |
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35 | Füge die dritten hinzu, ja vierfach häufe die Zahl voll. Siehe, begüterte Gattin und Treu und Glauben und Freunde, Schönheit selbst und Geschlecht giebt alles der große Monarch Geld; Wer brav Pfennige hat, den verherrlichen Venus und Suada. Sklaven besitzt, Geld brauchet der Kappadocierkönig. |
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40 | Nicht so einer sei du! Man sagt, daß Lucullus ersucht ward, Hundert Purpurgewande zu leihn, wenn er könnte, dem Schauspiel. »So viel,« sprach er, »woher? doch sehe man nach und, was da ist, Send' ich!« Bald nun schreibt er zurück: »Fünf tausende hab' ich Solcher Gewande daheim, nimm einige, oder auch alle.« |
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45 | Welch armseliges Haus, wo nicht viel übriges umtreibt, Was auch dem Eigner entgeht und Diebe begünstiget! Also, Kann nur Gut uns verleihn Glückseligkeit und sie erhalten, Dann sei dieses das erste Geschäft dir, dieses das letzte. Aber beseliget dich Ansehn und befördernde Volksgunst; |
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50 | Einen benamenden Knecht erkaufen wir, welcher die linke Seite dir bohr', und, zu bieten den Handgruß über Gebälk hin, Nötige: »Der kann stimmen die Fabier; der die Veliner; Dieser erschafft, wem er will, die Gebund' und entreißt, wenn er schlimm ist, Jedem den schimmernden Stuhl!« Auch vergiß nicht: Bruder und Vater; |
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55 | Ziehe, dem Alter gemäß, mit Artigkeit jeden zur Sippschaft.
Wenn, gut schmausend allein, man gut lebt, gehn wir; es taget, |
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60 | Daß vor den Augen des Volks ihm aus vielen ein einziges Maultier Brächt' ein erhandeltes Schwein. Nach der Mahlzeit baden wir voll noch, Sitte vergessend und Zucht, ungültigen Pöbelregisters Würdig, und gleich des Ulixes verdorbenem Rudergesindel, Dem die verbotene Lust mehr galt als Ithakas Heimat. |
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Wenn, wie Mimnermus geglaubt, ohn' Amors holdes Getändel Lebe gesund. Wenn etwa du Besseres kennest, denn jenes, |