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Wenn ich genau dich erforscht, freiherziger Lollius, fliehst du, Schmeichelnder Höflingsart dich zu leihn, wo du Freund dich bekanntest. Weit, wie der edlen Matron' und der Buhlerin Farb' und Gesinnung Ungleich sind, so steht vom belistenden Schranzen der Freund ab. |
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Solchem Fehl ist entgegen ein fast noch größerer Fehler: |
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10 | Einer mit mehr denn erlaubter Gefälligkeit, der sich des Lachens Fleißiget unten am Tisch, staunt so vor dem Winke des Gönners, Hallt so jegliches nach und hascht die entfallenden Wort' auf: Wie wenn ein Knabe zurück, was der herrische Lehrer gesagt, hallt, Oder ein unterer Mime den oberen hebet in Demut. |
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15 | Jener Haderer dort, oftmals um die Wolle des Geißbocks, Stellt sich mit Possen gewappnet zum Vorkampf: »Himmel, o soll nicht Mein Wort gelten vor deinem? und was wahr scheinet, das soll nicht Tapfer ich bellen heraus? Beut doppeltes Leben, mir widert's!« Was denn giebt's? Ob Kastor geschickt, ob Dolichos mehr sei! |
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20 | Ob nach Brundusium näher des Appius, ob des Minuz Weg!
Wen die verderbliche Lust, der rasende Würfel entblößet, |
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25 | Prange mit zehnmal so viel Untugenden, haßt er verachtend; Hasset er nicht, er meistert; und, gleich der zärtlichen Mutter, Sucht er ihn weiser denn sich und tugendhafter zu bilden; Und fast redet er wahr: »Mein Gut (wetteifere du nicht!) Hält mit der Thorheit aus; du, Freund, hast ärmlichen Nachsatz. |
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30 | Keine zu bauschende Toga geziemt dem Begleiter. Wozu dich Messen mit mir?« – Wem jener Eutrapelos dachte zu schaden, Schenkt' er köstliches Feiergewand. Denn ein Seliger jetzo Wird er in stattlichen Röcken Entwürf' und Hoffnungen brüten; Fort dann schläft er zum Tag'; um die Buhlerin opfert er alles, |
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35 | Ehr' und Pflicht; aus Schulden versinkt er in Schulden; zuletzt dann Kämpft er im Frohn und trottet zu Markt mit dem Gaule des Gärtners. Niemals forsche du aus die Geheimnisse deines Gebieters; |
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40 | Und wann jener zur Jagd aus will, nicht mache Gedichte. Dadurch ward die Verbindung der Zwillingsbrüder, des Zethus Und des Amphion getrennt, bis sie, die dem Rauhen verhaßt war, Schwieg, die melodische Leier. Des Bruders Neigungen folgsam Zeigt' Amphion sich dort: du folge des mächtigen Freundes |
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45 | Milderem Herrschergebot; und sobald er zum Felde hinausführt Schwer mit ätolischen Netzen beladenes Saumvieh und Rüden, Auf, und entfalte die Runzel der unleutseligen Muse, Daß du zu Nacht mitschmausest die Kost, die mit Arbeit erkauft ward. Das war römischer Männer Beschäftigung, nützlich dem Rufe, |
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50 | Stärkend Glieder und Leben; zumal da du jugendlich blühst und Rüstig im Lauf obsiegen dem Hund wie an Kräften dem Eber Kannst. Noch füge dazu, daß Männerrüstungen niemand Leicht anständiger führt. Wie laut umjubelt das Volk dich, Wenn du die Treffen bestehst in dem Marsfeld! Endlich gestrengen |
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55 | Feldzug hast du als Bursch' und cantabrische Kriege geduldet, Unter ihm, der die Adler enthebt den parthischen Tempeln, Jetzt, und wo etwas noch fehlt, den Italerwaffen es zuspricht. Daß du dich nimmer entziehst und ohne Entschuldigung ausbleibst; Ob du gleich nichts außer dem Takt und der Weise zu üben |
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60 | Sorgst, doch treibst du zur Zeit Kurzweil auf dem Gute des Vaters. Siehe, da teilt sich in Kähne das Kriegsheer: Actiums Seeschlacht Wird nach deinem Befehl von feindlichen Knaben gebildet; Gegener ist dein Bruder, das Weiherchen Adria, bis nun Einen von euch mit dem Laube die rasche Victoria krönet. |
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65 | Glaubt nur einer, daß du in seine Geschäftigkeit einstimmst, Willig mit Hand und Mund dein Spiel auch lobet und preist er. Daß ich fortan dich ermahne, wofern ein Ermahner dir not ist, |
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70 | Kein stets offenes Ohr hält fest das vertraute Geheimnis, Und ein verlassenes Wort fliegt unfolgsam dem Zurückruf. Nicht verwunde das Herz ein Mädchen dir oder ein Knabe Drinnen im Marmorpalaste des ehrfurchtheischenden Freundes; Daß nicht der Herr dich vielleicht mit des Lieblings oder des Mägdleins |
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75 | Kleinem Geschenk hoch ehr' und vielleicht durch Weigerung härme.
Ehe du einen empfiehlst, genau ihn betrachte, damit nicht |
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80 | Daß du den ganz Durchschauten, versucht ihn Lästerung, rettest, Und dein Schutz mit vollem Vertraun ihn sichere. Denn so Jenen mit giftigem Zahne die Schmähsucht naget, o Lieber Merkest du nicht die Gefahr, die bald dir selber auch annaht? Dich und das Deinige gilt's, wenn die Wand des Benachbarte brennet: |
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85 | Und saumselige Hilfe gewährt den Entflammungen Wachstum.
Süß Unerfahrenen deucht der Bewerb um des Mächtigen Freundschaft, |
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90 | Ihn, der säumt, der Geschwind', und den Raschen zur That der Gelaßne; Wer von der Mitte des Tags fortzecht den klaren Falerner, Haßt dich, lehnest du ab die gebotenen Becher, wie hoch du Immer beteurst, dir schade des nächtlichen Weines Erhitzung. Nimm der umzogenen Stirn ihr Gewölk. Der Bescheidene mehrmals |
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95 | Trägt des düsteren Sinns Anschein, und der Stille des bittern.
Doch vor anderem lies und befrage du Kenner der Weisheit, |
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100 | Ob die Trefflichkeit Bildung der Kunst, ob Geschenk der Natur sei, Was doch mindre die Sorgen, was dich dir selber befreunde, Was dich beruhige ganz, ob Ehr', ob süße Gewinne, Ob ein gesonderter Gang auf einsamem Pfade des Lebens. Wann mich labet ein Trunk aus dem kühlen Digentiabächlein, |
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105 | Welches Mandela sich schöpft, die von Bergfrost schaudernde Dorfschaft, Was wohl glaubst du, o Freund, daß ich fühl', und bete mit Andacht? »Sei mir, so viel nun ist, auch weniger; leb' ich mir selbst nur, Was ich zu leben noch habe, wo mehr noch geben die Götter. Sei vollauf mir der Bücher und sattsamer Frucht auf ein Jahr lang |
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110 | Vorrat, und nicht schwank' in wechselnden Stunden die Hoffnung. Doch es genügt zu erflehn, was Jupiter beut und hinweghebt: Schenk' er Leben und Gut; die Ruhe mir selber bereit' ich.« |