Friedrich Hölderlin
Gedichte
Friedrich Hölderlin

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              Dein Morgen, Bruder, ging so schön hervor,
So herrlich schimmerte dein Morgenrot –
Und doch – und doch besiegt ein schwarzer Sturm
Das Licht – und wälzet schreckenvoll
Den grimmen Donner auf dein sichres Haupt!
O Bruder! Bruder! daß dein Bild so wahr
So schrecklich wahr des Lebens Wechsel deutet!
Daß Disteln hinter Blumengängen lauern,
Und Jammer auf die Rosenwange schielt!
Und Tod in Jünglingsadern schleicht,
Und bange Trennung treuer Freunde Los
Und edler Herzen Schicksal Druck und Kummer ist!
Da baun wir Plane, träumen so entzückt
Vom nahen Ziel – und plötzlich, plötzlich zuckt
Ein Blitz herab, und öffnet uns die Augen!
Du frägst warum dies all'? – aus heller Laune.
Ich sah' im Geist sich deine Stirne wölken,
In deiner Eingezogenheit – da ging
Ich trüben Blicks hinab zu meinem Neckar
Und sah' in seine Wogen, bis mir schwindelte –
Und kehrte still und voll der dunklen Zukunft,
Und voll des Schicksals welches unsrer wartet,
Zurück – und setzte mich, und also ward
Die – freilich nicht erbauliche – Tirade
Vom ungewissen Wechsel unsers Lebens.
Doch – komme du – und scherze mir Tiraden
Und Ahndungen der Zukunft von der Stirne weg,
O komm – es harret dein ein eigen Deckelglas –
Stiefmütterlich soll wahrlich nicht mein Fäßchen sein.
Und findst du schon kein Städtermahl so würzet es
Doch meine Freundschaft, und der Meinen guter Wille.

 


 


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