Friedrich Hölderlin
Gedichte
Friedrich Hölderlin

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An eine Fürstin von Dessau

              Aus stillem Hause senden die Götter oft
    Auf kurze Zeit zu Fremden die Lieblinge,
        Damit, erinnert, sich am edlen
            Bilde der Sterblichen Herz erfreue.

So kommst du aus Luisiums Hainen auch,
    Aus heiliger Schwelle dort, wo geräuschlos rings
        Die Lüfte sind und friedlich um dein
            Dach die geselligen Bäume spielen,

Aus deines Tempels Freuden, o Priesterin!
    Zu uns, wenn schon die Wolke das Haupt uns beugt
        Und längst ein göttlich Ungewitter
            . . . uns wandelt

O teuer warst du, Priesterin! da du dort
    Im stillen göttlich Feuer behütetest;
        Doch teurer heute, da du Zeiten
            Unter den Zeitlichen segnend feierst.

Denn wo die Reinen wandeln, vernehmlicher
    Ist da der Geist, und offen und heiter blühn
        Des Lebens dämmernde Gestalten
            Da, wo ein sicheres Licht erscheinet.

Und wie auf dunkler Wolke der schweigende,
    Der schöne Bogen blühet, ein Zeichen ist
        Er künftger Zeit, ein Angedenken
            Seliger Tage, die einst gewesen,

So ist dein Leben, heilige Fremdlingin!
    Wenn du Vergangnes über Italiens
        Zerbrochnen Säulen, wenn du neues
            Grünen aus stürmischer Zeit betrachtest.

 


 


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