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Die beiden in der Tonne

In St. Louis waren heute zweiundvierzig Grad Hitze!

Annheuser Busch, »die größte Brauerei der Welt«, pumpte den Mississippi halb leer und braute Lagerbier daraus, denn die Nachfrage war ungeheuer.

Zwei staubige, sonnverbrannte Gesellen kamen langsam die Straße herabgeschlendert, guckten einen Moment durch das offene Tor dem fieberhaften Treiben auf dem Hofe der Brauerei zu und bummelten weiter. Die rotglühende Abendsonne schien ihnen in die sorglosen, ein bißchen verwegenen Gesichter und verschönte ihre abgetragenen blauen Anzüge durch einen violetten Schimmer. Die beiden sahen aufmerksam umher, sie suchten etwas.

Rechts von der Landstraße waren Bahngleise, links ein endloser Bretterzaun. Die Sonne hatte ihre Pflicht redlich erfüllt und verschwand unter dem Horizonte.

Die Wanderer schritten rascher aus, der Lärm der Stadt verklang hinter ihnen, es wurde dunkel. Die rastlosen, flinken Dampfboote auf dem Strome pfiffen sich ein Gutenacht zu, und ein leichter Dunst stieg vom Wasser auf. Dort war der Zaun und die Stadt zu Ende.

Der eine spähte durch ein Astloch der Bretterwand und rief seinen Kameraden zurück. Der sah auch hindurch und nickte wortlos. Sie folgten der Umzäunung noch ein Stückchen links nach dem Strome zu. Dann warfen sie einen raschen Blick um sich und stiegen darüber.

Es war ein Lagerplatz für ausgediente Fässer der Brauerei. Eine riesige offene Tonne, die einsam direkt am Flußufer lag, fesselte ihre Aufmerksamkeit besonders.

»Was meinst du, wenn wir in diesem Hotel absteigen?« fragte der eine.

Der andere sah hinein, sie war groß genug für zwei, enthielt ein paar leere Säcke und lag sicher eine Meile von der nächsten Polizeistation entfernt. Diese Vorzüge wußten die beiden Tramps zu würdigen und richteten sich in dem Fasse ein. Sie brannten sich ihre Pfeifen an und streckten ihre lahmgelaufenen Beine aus.

Der eine, ein breitschultriger Hüne, brummte:

»Also der Tabak ist auch alle! Bei meiner armen Seele, morgen müssen wir uns auf so einem Windhund von Flußboot anmustern lassen.«

»Ich habe zwar meine erste Seefahrt nicht gerade in angenehmer Erinnerung, aber es bleibt nichts übrig. Ich will dir die nette Historie von der ›Merrick‹ mal erzählen!« sagte sein Gefährte und legte die Arme unter den Kopf.

Er war ein rassereiner Yankee, lang, hager, sehr muskulös, mit großen, lebendigen Augen und energischem, ruhigem Gesicht.

»Es war an dem gesegneten Tage, als sie mich in Baltimore sanft aus der John-Hopkins-Universität herausekelten, weil Mr. Rufus Talbot, ›Holz en gros‹, eine wunderschöne Pleite gemacht hatte und sein Sohn keine Vorlesungsgelder mehr bezahlen konnte.

Da besah ich meine Hände: sie waren stramm genug, daß sie irgendein nützliches Werkzeug packen und damit Dollars verdienen konnten.

Das erste, was kam, war zwar nicht das beste, sondern es war ein Seelenverkäufer. Er verkaufte mich für drei Dollar fünfzig Cent auf die »Merrick« als Heizer. Die fuhr seit zwanzig Jahren mehr schlecht als recht Bananen von Jamaika nach Baltimore, und ich half einige Reisen dabei. Aber sie war eben alt und schwach und fraß mächtig viel Kohlen. Bei gutem Wetter machte sie noch acht Seemeilen, bei schlechtem eine halbe und torkelte dann auf der See herum wie ein besoffner Nigger. Das ist für die Bananen ein bißchen zu langweilig, die faulen unterdessen. Das alte Boot wurde immer sehr hübsch angemalt; vielleicht war die Farbe das einzige, was den Kahn noch zusammenhielt.

Well, sie war hoch versichert, und Reeder und Kapitän zwei so smarte, gerissene Jungen, wie sie nur je die Sonne Marylands beschienen.

Der »Alte« hatte nur eine kleine Schwäche für alten Jamaikarum. Auf der letzten Reise kaufte er einen größeren Posten recht billig unter der Hand. So kam's, daß er vor der Chesapeake-Bai immer noch einen Schweren sitzen hatte; sonst wurde er regelmäßig auf der Höhe von Savannah nüchtern, denn da war der Rum alle.

Er ging selbst Wache, und da er voll war wie ein Soldat am vierten Juli, jagte er den Kasten mit voller Kraft vor Kap Mac Henry auf den Sand und auf einen hübschen, kleinen, scharfen Felsen.

Es war in der Silvesternacht 1906 um elf Uhr. Ich rannte gerade mit der Teekanne über Deck, wir wollten Punsch machen. Da gab's einen Ruck und Krach, es scharrte und knirschte unter den Füßen, die Stagleine brach knallend und rollte sich wie eine Spiralfeder am Fockmast auf.

Ich sah noch so was wie eine Funkengarbe, die wie ein Feuerwerk aus dem Schornstein sprühte. Die alte »Lady Merrick« fuhr im Todeskampfe vorn hoch wie ein Ziegenbock, dann ein gewaltiges Krachen und Bersten, das Achterdeck brach glatt weg und schaukelte sanft und ruhig zwanzig Fuß tief unter Wasser in den verdienten Ruhestand hinab.

Nun machte auch das übrige halbe Schiff Feierabend und legte sich auf die Seite. Ich rutschte mit merkwürdiger Geschwindigkeit das Deck entlang und benützte die Teekanne als Rodelschlitten, sah noch den Kapitän mit einem sehr eleganten Hechtsprunge von der Kommandobrücke abgehen und im Wasser verschwinden, dann bemerkte ich nichts mehr; denn Godfrey Talbot, bisher Student der Philosophie, paddelte selbst im Atlantik herum, noch ehe er einen armseligen Takt aus Yankeedoodle pfeifen konnte, wie ein guter Amerikaner tun soll.

Well, es sollte ein gemütliches Stranden werden und wurde ein ungemütliches Scheitern.

Von dem Felsen hatte die alte Rumbottel nichts gewußt. Der hatte es dem Boote so gründlich besorgt, daß jetzt nichts mehr zu sehen war als ein bißchen Strudel und ein paar hundert Lattenkisten mit Bananen.

So weit ich sehen konnte: Bananen, Bananen! Wir hatten Deckladung gehabt. Eine lebende Seele konnte ich nicht entdecken. So schwamm ich denn los.

Es war eine wundervolle stille Nacht, ganz wenig Seegang und eine große Frechheit von unserem Alten. Unter diesen Umständen wäre es ihm wohl verdammt schwer geworden, sich auf dem Seeamt in Baltimore herauszuschwindeln.

Deshalb also hatte der alte Fuchs einmal im Suffe davon geschwafelt, daß er das Nilpferd von Bootsmann ins Deck hineinprügeln wolle, wenn er nicht darauf sähe, daß die Boote immer in Ordnung wären. Ja, der Rum und der Felsen! Und in der Küche hatte ein fetter Truthahn gebraten; den fraß jetzt ein verdammter Hai. Meine Kollegen vielleicht auch – denn wie ich auch rief und guckte, ich sah niemand. Die hatte der alte Schuft auch auf dem Gewissen, verdammt sei seine Seele!

Weit hinten im Westen blinkte das Feuer von Mac Henry. Das Wasser war leidlich warm, ich hatte Jacke und Schuhe ausgezogen und schwamm munter darauf zu.

Eine Stunde vielleicht verlief alles gut; dann ging ich wieder mal hoch und spähte hinüber. Da kriegte ich doch einen kleinen Schreck: das Feuer war weg! Die Ursache erkannte ich bald: es wurde ein bißchen nebelig, »unsichtig«, wie wir sagen.

Schön, da war's jetzt Zeit zum Yankeedoodle-Pfeifen. Ich hatte nun soviel Aussicht, den Strand zu erreichen, wie den schändlich ersoffenen Silvestertruthahn noch zu bekommen. Trotzdem schwamm ich fest voraus, bald auf dem Bauche, bald auf dem Rücken zum Ausruhen. Wohin, wußte ich nicht – nur ins neue Jahr und vielleicht in die Ewigkeit hinein!

Es ist ja die gemeine Geschichte: man denkt, man steuert geradeaus, und schwimmt dabei im Kreise herum, denn der rechte Arm ist stärker und macht größere Stöße. So war ich auf einmal wieder zwischen ein paar Bananenkisten und klammerte mich daran fest. Mir waren Arme und Beine hübsch steif geworden. Dann kam wieder ein Nachschub von Energie, ich schoß wieder davon, aber nicht lange.

Der Nebel war dicht und weiß um mich: mein Leichentuch! In meinem Kopfe hämmerte eine Schmiede, alle Muskeln versagten, der Nebel wurde rot vor meinen Augen. Ich dachte noch einmal an meine Kameraden und wünschte den Kapitän herbei, um ihm die Gurgel durchzubeißen.

Schwach, verloren und verlassen trieb ich und schluckte immer mal einige Happen Seewasser zur Vorbereitung auf die unfreiwillige Tiefseeforschung, die ich vor mir hatte. So sollte ich also hier jämmerlich wie ein gesacktes Kätzchen an der Küste meines Vaterlandes ertrinken! Ein Gedanke flog noch einmal hinüber über seine weiten Prärien und seine Millionenstädte, die den Nachthimmel mit den Gluten ihres tosenden Lebens röteten. The stars and stripes for ever! Dann machte ich noch einige mechanische Bewegungen; das Blut sang mir in den Ohren ... das Lied der Ewigkeit!

Eine Welle wiegte mich hoch – Donnerwetter, das Geräusch kannte ich doch! So brauste und donnerte die Brandung an einer Küste! Jauchzend schnellte ich vorwärts, dieser köstlichen Brandung zu. Dann hatte sie mich, ich wurde herumgerissen und gewirbelt, auf- und abgeschleudert, dann fühlte ich etwas Hartes unter den Füßen, und zerschrammt, verbeult, beschunden kroch ich zitternd auf allen vieren ans Land und küßte es und heulte wie ein Schulmädel. Nur eine Minute trieb ich's so, danach fiel ich um wie ein Sack.

Ich erwachte von einem erstaunlich echten Geschmacke von gutem Elliman Whisky, ein Lichtschein fiel mir in die Augen. – »Aha, das Höllenfeuer!« dachte ich. »Siehst du, Godfrey, was bist du immer so gottlos gewesen!« Ich glaubte unbedingt, ich wäre tot.

Na, schließlich fand ich mich doch wieder auf diesen alten Planeten zurück und entdeckte mein wertes Ich in einem hübschen weißen Bettchen neben einem andern Gentleman. Der schnarchte wie eine Bandsäge, und ich tat dasselbe.

Früh wachte ich mit klappernden, schmerzenden Knochen auf, aber sonst fidel wie ein Irländer, der eine Erbschaft gemacht hat, und zerrte den Bettgenossen am Barte. Der stellte die Bandsäge ab und wurde auch munter. Es war unser zweiter Steuermann, ein Deutscher, aber sonst ein guter Kerl.

Wir waren in einer Fischerstube; sie hatten sieben Mann von uns am Strande aufgelesen. Zehn waren tot, der Kapitän auch – zu seinem Glücke; denn wir hätten sonst den Apfelbaum am Hause mit ihm geschmückt!

Trotzdem sagten wir aber drei Tage später gemeinschaftlich vorm Seeamt m Baltimore aus, daß wir absolut nichts wüßten. Es war wegen der Pension für die Witwe des Alten; die konnte ja nichts dafür, daß er so ein Halunke gewesen war! –

Anmustern wollte ich mich nicht wieder lassen; in meinem Munde war's noch vier Wochen lang so rauh und salzig wie in einer Heringstonne. So ging ich denn los auf die Railroad, habe in Texas ein paar Monate auf einer gottverlassenen Farm gearbeitet und bin jetzt wieder so gründlich auf den Brandsohlen, daß ich mit einem Dutchman zusammen doch wieder die Planken betreten muß.

»Na, sei nur ruhig darüber, ein Yankee, der zum Gehangenwerden geboren ist, ersäuft nicht!« gab sein Kollege auf den »Dutchman« zurück.

Der Amerikaner lachte leise und ungerührt; einige Minuten herrschte Schweigen in dem Fasse, nur eine Daube krachte einmal in der Abendkühle. Draußen schien der Mond groß und weiß auf den Platz hinab und langweilte sich.

Da geschah etwas Interessantes. Ein struppiger, alter Herr stieg über die Planke und schritt auf die Tonne zu. Er bückte sich und wollte hineinkriechen, retirierte aber plötzlich rückwärts wie ein Krebs und starrte verblüfft sein Haus an.

»Ich will doch gleich zu hundert Tagen verdonnert werden, wenn das nicht die blutigste Gemeinheit ist, die meine gesegneten Augen je gesehen haben!« flüsterte er.

Nachdenklich kratzte er sich die Bartstoppeln, dann schlich er wieder hin und spähte vorsichtig noch einmal hinein. Er sah vier Löcher in vier Stiefelsohlen.

»Es sind zwei miserable Tramps, kein Zweifel. Na, wartet!«

Sachte zerrte er einen Holzkeil unter seiner besetzten Wohnung hervor und spuckte in die Hände. –

»Du hattest doch auch mal so etwas drüben im Pacific?« fragte da der Amerikaner in der Tonne.

»Hm, tja, ich muß erst meine paar Erinnerungen daran zusammensuchen!« antwortete der Deutsche phlegmatisch. –

Der Alte draußen spitzte die Ohren. –

»An meiner unfreiwilligen Schwimmtour war das Gold schuld, das sie da oben in dem schönen Lande Alaska entdeckten, wo einem nachts die Schneefüchse die Stiefel wegfressen.

Ich war in Frisko und im Dalles, und wollte mir ein paar Pfund von dem gelben Dreck holen, um dem abzuhelfen. Die North-Western Coast Shipping-Line fand das Gold schon auf dem Wege nach Alaska; sie hatte die Fahrpreise dahin um das Vierfache erhöht. Schön, ich setzte sie um das Fünffache herab und kroch in San Franzisko in den Kohlenbunker des »Präsident Mac Kinley«.

Aber ein armer Teufel soll zu nichts kommen! Sie fanden mich noch in der Bai, und da ich nicht freiwillig hinaufging, hievten sie mich an Deck. Ich habe den Brüdern da unten zu schaffen gemacht! Eine halbe Stunde lang ging die wilde Jagd durch alle Bunker und Heizräume des Dampfers.«

Der Deutsche lachte leise und trocken.

Draußen lehnte der obdachlose alte Gentleman über der Tonne und lauschte wie ein Mäuschen.

»Nun, der erste Steuermann hatte die Wache und machte mir die Honneurs. Ich bin ja auch nicht gerade ein Zwerg, aber solch ein Siebenmonatskind war mir doch noch nicht vor die Augen gekommen. Er bog sich zu mir herunter, rieb sich lächelnd seine fürchterlichen Seehundsflossen und sagte leise und sehr höflich:

»Na, du blutigverdammter Stowaway Hinwegverstauer = blinder Passagier auf einem Schiff., was sollen wir denn mit dir anfangen, he?«

Dabei grinste der Kerl wie ein verliebter Gorilla.

Ich sah, das war ein Rauhbein, mit Alaska durfte ich dem nicht kommen. Ich tat, als wäre es mir darauf angekommen, auf dem Kasten zu arbeiten.

»Well, mich mitnehmen und Kohlen trimmen lassen!« sagte ich ruhig und nahm einen Priem.

»Den Teufel werde ich, du Strolch. Steh stramm!« – und dabei schlug er mich ins Gesicht, daß mir einen Moment sämtliche Fixsterne des Weltalls vor den Augen herumfuchtelten.

Im nächsten Augenblick hatte er aber auch einen gutgemeinten Box zwischen den Augen.

Wild wie ein Texasstier fuhr er auf mich los, packte mich mit seinen mächtigen Pranken heim Genick wie einen Kater und warf mich ohne weitere Vorreden über Bord.

Jetzt lag ich also im Teich und strampelte ehrlich mit Händen und Beinen davon, um nicht von der Schraube zerhackt zu werden.

Der Kasten schoß funkenpustend in die Nacht, und seine glühenden Bullaugen sahen mich recht spöttisch an.

Es war sehr finster, ziemlicher Seegang, und weit und breit kein Feuer oder Schiff zu sehen. Ich gab mich keiner Hoffnung bin, noch jemals in Alaska Gold zu graben – ich hatte keine Ahnung, wo und wie weit Land war.

So lange wie du in jener lieblichen Silvesternacht machte ich's nicht mit, denn die brechenden Kämme der Wogen schlugen mich so unverschämt ins Genick, wie vorher der Piratenoffizier.

Ungefähr in einer halben Stunde hatten mich die Brecher mürbe wie ein Roastbeef geschlagen. Ich machte mich reisefertig für die ewigen Jagdgründe. Es gibt dort genug Haie, aber bei dem Seegang schwimmen sie tief, sonst hätten sie mir schon längst ein Bein abgebissen gehabt. Ich stoppte ein paarmal; denn es hatte ja keinen Zweck, sich abzuzappeln; aber das Leben will uns, wenn wir's auch nicht wollen – ich schwamm automatisch weiter.

Well, es ging noch einmal gut. Eine gefährlich aussehende Woge kam mit weißschimmerndem Kopfe herangesaust und riß mich hoch. –

Da sah ich einen Lichtschimmer nicht weit von mir. Ich strampelte verzweifelt darauf zu und ließ ein wahres Indianergeheul los. Dann warf mich ein besonders erboster Brecher gegen ein Fahrzeug, daß mir die Rippen krachten. –

Meine Stimme klang von dem vielen Salzwasser ein bißchen kratzig – da hörte mich niemand. Es war ein niedriges Fischerboot, sie schaukelten mit gerefften Segeln herum, waren wahrscheinlich beim Fang. So klammerte ich mich an dem Anker fest – zum Hochklettern langte es vorläufig nicht – und paßte auf, daß mir keine leuchtende Rückenflosse irgendeines höllischen Haies zu nahe kam. Dann kroch ich mühselig wie eine kranke Fliege hoch und fiel an Deck. Sie werden sich nicht schlecht über den plötzlichen Gast gewundert haben, der naß wie ein Seegespenst an Deck lag, alle viere von sich streckte und keinen Ton sagte.

Na, sie päppelten mich wieder auf die Beine, sammelten acht Dollars für mich und lieferten mich damit am andern Tage wieder an die Vereinigten Staaten ab.«

»Ja, man liegt manchmal plötzlich drin und hat keine Ahnung, wie es kam,« sagte der Yankee gähnend.

»Ein wahres Wort, das sollst du gleich wieder erfahren, mein Goldsohn!« sagte draußen der Alte mit einem stillen Grinsen; er spuckte wieder in die Hände und rollte dann die Tonne blitzschnell über die Uferböschung hinab. Ein furchtbares Rumoren begann darin, ein paar riesige Stiefel strampelten verzweifelt heraus, und dann klatschte das noble Hotel mit samt seinen Gästen ins Wasser.

Die beiden Insassen fuhren heraus, schwammen prustend und emsig an Land, und der Deutsche schoß wütend auf den grinsenden Alten los. Der sprang gelenkig wie ein Pavian über den Zaun und verschwand kichernd. –

»Ober, Handtuch!« brüllte der Yankee lachend, der Deutsche lachte mit; sie schüttelten sich wie die Pudel, daß die Tropfen im Mondlicht blinkten.

Auf dem Mississippi aber trieben melancholisch eine Tonne, ein Hut und ein alter Sack stromabwärts.


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