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Tausend und eine Nacht. Band XVIII
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Siebzehnte Nacht.

Die Geschichte von Chablas, seiner Frau und dem Gelehrten.

»Wisse, o glückseliger König, es war einmal ein Mann, Namens Chablas, ein unheilvoller Wicht, der wegen seiner Schamlosigkeit bekannt und berüchtigt war. Er hatte jedoch eine wegen ihrer Schönheit und Anmut gefeierte Frau, die wiederum mit einem Manne jener Stadt ein Liebesverhältnis hatte. Chablas aber war voll List und Verschlagenheit, und da in seiner Nachbarschaft ein Gelehrter lebte, bei dem sich die Leute täglich versammelten, um von ihm Geschichten und Ermahnungen zu hören, suchte er seine Versammlungen gleichfalls auf, um sich vor den Leuten einen Anschein zu geben. Nun hatte dieser Gelehrte eine wegen ihrer Schönheit, Anmut, Verstandesschärfe und Einsicht berühmte Frau, weshalb der Liebhaber, der auf eine List sann, wie er zur Frau des Chablas kommen könnte, diesen aufsuchte und ihm insgeheim mitteilte, was er an der Frau des Gelehrten erschaut hätte; zugleich sagte er ihm, daß er sich in sie verliebt hätte, und bat ihn ihm in dieser Sache beizustehen. Chablas erwiderte ihm, daß sie die Keuschheit und Züchtigkeit selber sei und keinen Verdacht an sich kommen ließe; der Mann versetzte jedoch: »Ich kann sie nicht aufgeben, da sie einerseits mich selber liebt und mir geneigt ist und mein Geld verlangt, und ich sie anderseits selber zu sehr liebe: es fehlt uns allein deine Hilfe.« Da sagte Chablas: »Ich will thun, was du verlangst;« worauf der Mann entgegnete: Du sollst täglich zwei Silberdirhem von mir haben, wenn du dich zu dem Weisen setzest und mir durch ein Wort ein Zeichen giebst, wenn er sich nach der Sitzung erhebt.« Nachdem sie sich hierüber geeinigt hatten, begab sich Chablas in die Versammlung und setzte sich, während der Liebhaber glaubte, das Geheimnis sei bei ihm wohlverwahrt und verborgen, und erfreut mit den beiden Dirhem einverstanden war. Und von nun an saß 186 Chablas in der Sitzung des Gelehrten, während der Mann zu seiner Frau ging und bei ihr blieb, bis sich der Gelehrte erhob, worauf Chablas ein Wort als Zeichen für den Mann sprach, der sich dann erhob und Chablas' Frau verließ, ohne daß dieser eine Ahnung davon hatte, daß das Unheil in seinem eigenen Hause war. Wie nun aber der Gelehrte merkte, daß Chablas jeden Tag sprach, schöpfte er Verdacht, zumal wo er seinen Leumund kannte, und erhob sich eines Tages früher als gewöhnlich, worauf er auf Chablas zueilte und, ihn packend, rief: »Bei Gott, wenn du noch ein Wort sagst, so ergeht es dir schlecht.« Hierauf schleppte er Chablas mit sich zu seiner Frau, doch saß sie wie gewöhnlich da, ohne daß irgend etwas Verdächtiges oder Unpassendes zu sehen gewesen wäre. Da dachte der Gelehrte eine Weile bei sich nach, worauf er Chablas zu seiner eigenen Wohnung schleppte, wo sie nun jenen jungen Gesellen bei seiner Frau auf dem Bett sitzen sahen; und so sagte der Gelehrte zu ihm: »Verruchter, das Unheil ist in deiner eigenen Wohnung.« Da schied sich Chablas von seiner Frau und zog eilends in ein anderes Land, ohne wieder heimzukehren. Dies sind die Folgen der Schamlosigkeit, denn wer in seiner Seele Listen und Schliche hegt, wird von ihnen gefangen; hätte Chablas anstatt andre in Verdacht zu haben, an sich selber zuerst gedacht, so hätte ihn nichts betroffen. Jedoch ist diese Geschichte, so wunderbar und merkwürdig sie auch sein mag, nicht wunderbarer und merkwürdiger, als die Geschichte der rechtschaffenen frommen Frau, die von dem Bruder ihres Gatten der Unzucht beschuldigt wurde.«

Als der König die Erzählung des Wesirs vernommen hatte, verwunderte er sich und seine Bewunderung des Wesirs wuchs, so daß er ihn nach Hause entließ und ihm befahl wie gewöhnlich wiederzukommen. Hierauf begab sich der Wesir in seine Wohnung, übernachtete dort und hielt sich den ganzen Tag über zu Hause auf. Als aber der Abend anbrach, ließ ihn der König wieder zu sich rufen und verlangte von ihm die neue Geschichte, worauf der Wesir versetzte: »Schön,« und also anhob: 187

 


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