Unbekannte Autoren
Tausend und eine Nacht. Band XVIII
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Siebente Nacht.

Die Geschichte des Walkers, seiner Frau und des Soldaten.

»Wisse, o König, in einer Stadt lebte einmal eine hübsche Frau, die Gattin eines Walkers, die einen Soldaten liebte. Wenn der Walker an sein Geschäft ging, kam der Soldat zu ihr und saß bei ihr, bis der Walker wieder heimkehrte. In dieser Weise hatten sie eine Weile gelebt, bis der Soldat zu ihr sagte: »Ich will mir eine Wohnung nahe bei dir nehmen und einen unterirdischen Gang von meinem Hause zu deinem graben; sag' dann zu deinem Gatten: »Meine Schwester ist mit ihrem Mann abwesend gewesen und ist in diesen Tagen mit ihm heimgekehrt; ich habe sie in meiner Nachbarschaft Wohnung nehmen lassen, damit wir uns jederzeit besuchen können. Geh' daher zu ihrem Mann dem Soldaten und biete ihm Sachen an; du wirst dann meine Schwester bei ihm sehen und bemerken, daß wir beide uns bis zum Verwechseln gleichen. Gott, Gott, geh' zum Mann meiner Schwester und höre, was er zu dir sagen wird.« Als nun der Soldat sein Geschäft erledigt hatte, ging der Walker zu ihm, doch kehrte er unterwegs wieder um, worauf seine Frau zu ihm sagte: »Um Gott, geh' sogleich zu ihm, denn meine Schwester fragt nach dir.« Da ging der Tropf von Walker fort, ohne den Braten zu riechen, während seine Gattin ihm durch den unterirdischen 159 Gang, den der Soldat von seinem Hause zu dem ihrigen gemacht hatte, vorauseilte und sich neben ihren Geliebten setzte. Wie nun der Walker eintrat und den Soldaten und seine Frau begrüßte, ward er über die große Ähnlichkeit betroffen und schöpfte Verdacht, so daß er wieder in sein Haus eilte. Seine Frau kam ihm jedoch zuvor, und, schnell wieder die Sachen, die sie zuvor getragen hatte, anlegend, setzte sie sich an seine Seite und sprach zu ihm: »Sagte ich dir nicht, du solltest zu meiner Schwester gehen und ihren Mann begrüßen und mit ihnen Bekanntschaft schließen?« Der Walker versetzte: »Ich that es, jedoch kam mir die Sache verdächtig vor, als ich seine Frau sah.« Da erwiderte sie: »Ich sagte dir doch, daß wir beide einander sehr ähnlich sind und uns nur durch unsere Kleidung unterscheiden. Kehre um und überzeuge dich.« In seiner Verstandesschwere glaubte ihr der Walker und kehrte wieder zum Soldaten zurück, während sie ihm durch den Gang vorauseilte. Wie er nun eintrat und sie an der Seite des Soldaten sitzen sah, betrachtete er sie nachdenklich und begrüßte sie, worauf sie ihm den Salâm erwiderte. Sobald er sie jedoch sprechen hörte, stutzte er, so daß der Soldat ihn fragte: »Warum bist du so betroffen?« Er versetzte: »Dies ist meine Frau und ihre Sprache ist die Sprache meiner Frau.« Hierauf erhob er sich und kehrte eilends nach Hause zurück, wo er seine Frau fand, die ihm wieder durch den Gang zuvorgekommen war. Dann kehrte er wieder zum Soldaten zurück und sah sie dort wieder wie zuvor sitzen. Er schämte sich deshalb vor ihr und setzte sich in das Wohnzimmer des Soldaten, worauf er mit ihm aß und trank, bis er trunken ward. Den ganzen Tag über lag er in seiner Bewußtlosigkeit da bis zur Nacht, als sich der Soldat erhob und ihm sein langes Haar bis auf eine Locke nach der Weise der Türken abschnitt. Dann setzte er ihm einen Tarbusch auf den Kopf, zog ihm Gamaschen an, hängte ihm ein Schwert um, gürtete ihn und band ihm um seinen Leib einen Köcher mit Pfeilen und einen Bogen, worauf er 160 in seinen Busen eine königliche Order an den Gouverneur von Isfahân steckte, des Inhalts, er solle Rostem Chamârtakanī einen Monatssold von hundert Dirhem, zehn Pfund Brot und fünf Pfund Fleisch geben und ihn unter die Türkentruppe aufnehmen. Nachdem er dann noch etwas Geld in seine Tasche gesteckt hatte, lud er ihn auf und schleppte ihn in eine Moschee, wo er bis zum Sonnenaufgang schlief. Als er erwachte und sich in diesem Zustand vorfand, kam ihm die Sache nicht geheuer vor und, im Zweifel, ob er ein Türke sei oder nicht, setzte er den Fuß bald vor bald wieder zurück, bis er bei sich sprach: »Ich will in meine Wohnung gehen; wenn mich meine Frau erkennt, so bin ich Ahmed der Walker, erkennt sie mich jedoch nicht, so bin ich Chamârtakanī der Türke.« Hierauf begab er sich in seine Wohnung; als ihn jedoch seine Frau, die Betrügerin, sah, schrie sie ihm ins Gesicht: »Wohin, Soldat? Willst du etwa ins Haus Ahmeds des Walkers eindringen, der ein ansehnlicher Mann ist und einen Türken zum Schwager hat, welcher beim Sultan einen Rang bekleidet? Wenn du nicht umkehrst, so sag' ich es meinem Gatten, der dir dein Thun schon heimzahlen wird.« Als er ihre Worte vernahm, wirkte der Katzenjammer so auf ihn ein, daß er sich für Chamârtakanī den Türken hielt und sie verließ. Dann steckte er die Hand in seinen Busen, und wie er nun in ihm eine Order fand, gab er sie einem, der sie ihm vorlas. Da schien ihm das Absurde plausibel, doch sprach er bei sich: »Vielleicht hat mir meine Frau einen Streich gespielt; ich will zu meinen Gefährten den Walkern gehen, und, wenn sie mich nicht erkennen, so bin ich Chamârtakanī der Türke.« Hierauf ging er zu den Walkern, die ihn, als sie ihn von ferne sahen, für Chamârtakanī oder einen andern Türken hielten, die ihre Sachen bei ihnen waschen ließen, ohne ihnen jemals etwas dafür zu geben, so daß sie über sie bereits beim Sultan Klage geführt hatten, worauf er zu ihnen gesagt hatte: »Wenn wieder ein Türke zu euch kommt, so steinigt ihn.« Wie sie ihn nun erblickten, kamen sie mit 161 Knüppeln und Steinen auf ihn los und warfen nach ihm, worauf er sagte: »Ich bin ein Türke und wußte es nicht.« Dann nahm er das Geld aus seiner Tasche, kaufte sich Zehrung und mietete ein Reittier, auf dem er nach Isfahân auszog, seine Frau dem Soldaten überlassend.

Diese Geschichte aber, so wunderbar sie auch sein mag, ist doch nicht wunderbarer als die Geschichte vom Kaufmann, der Alten und dem König.«

Dem König Schâh Bacht gefiel die Geschichte, und sein Herz ward von der neuen Geschichte vom Kaufmann und der Alten so eingenommen, daß er den Wesir in seine Wohnung entließ, wo er den Tag über verblieb. Als dann der Abend hereinbrach, setzte sich der König in sein Privatzimmer und ließ den Wesir zu sich entbieten, worauf er, als der Wesir vor ihm erschien, von ihm die Geschichte vom Kaufmann, der Alten und dem König verlangte. Der Wesir versetzte: »Freut mich und ehrt mich,« und erzählte:

 


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