Heinrich Heine
Gedichte
Heinrich Heine

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Deutschland

              Deutschlands Ruhm will ich besingen.
Höret meinen schönsten Sang!
Höher will mein Geist sich schwingen,
Mich durchbebet Wonnedrang.

Vor mir liegt das Buch der Zeiten;
Was auf Erden hier geschehn;
Wie das Gut' und Böse streiten,
Alles meine Blicke sehn.

Kam aus fernem Frankenlande
Einst die Hölle schlau, gewandt,
Brachte Schmach und schnöde Schande
In dem frommen, deutschen Land.

Und die Tugend und den Glauben
Und die Himmelsseligkeit –
Alles Gute sie uns rauben,
Gaben Sünde uns und Leid.

Deutsche Sonne wurde düster,
Will nicht leuchten deutscher Schand,
Und ein dumpfes Traurgeflüster
Sich durch deutsche Eichen wand.

Und die Sonne wurde lichter,
Und die Eiche rauschet Freud.
Kommen sind die Racherichter,
Wollen sühnen Schmach und Leid.

Und des Trugs Altäre wanken,
Stürzen ein im grausen Schlund.
Alle deutschen Herzen danken;
Frei ist deutscher, heilger Grund.

Siehst dus lodern hoch vom Berge?
Sag, was deut't die Flamme wild?
's deut't dies Feuer auf dem Berge
Deutschlands reines, starkes Bild.

Aus der Sündennacht enttauchet,
Stehet Deutschland unversehrt;
Noch die dumpfe Stelle rauchet,
Wo die schönre Form entgärt.

Aus dem Stamm der alten Eichen
Sprossen Blüten, herrlich, schön,
Und die fremden Blumen weichen;
Traulich grüßt das alte Wehn.

Alles Schöne kommet wieder,
Alles Gute kehrt zurück,
Und der Deutsche, fromm und bieder,
Froh genießt sein deutsches Glück.

Alte Sitte, alte Tugend,
Und der alte Heldenmut.
Schwerter schwinget Deutschlands Jugend;
Hermanns Enkel scheut kein Blut.

Helden zeugen keine Tauben,
Löwen gleich ist Hermanns Art;
Doch der Liebe schöner Glauben
Sei mit Stärke mild gepaart.

Eignes Leid dem Deutschen lehrte
Christus' sanftes Wort verstehn;
's zeugt nur Brüder deutsche Erde,
Nur die Menschlichkeit ist schön.

Auch die alte fromme Minne
Kehrt zurück, die Sängerlust,
Zierest herrlich, fromme Minne,
Deutschen Mannes Heldenbrust.

Er ist zogen aus im Kriege
In die heiße Frankenschlacht;
Um zu rächen Meineidslüge
Blutig mit gewaltger Macht.

Und daheim die Frauen regen
Liebevoll die sanfte Hand,
Und der heilgen Wunden pflegen,
Die geblut't fürs Vaterland.

Festlich in dem schwarzen Kleide
Glänzt das schöne deutsche Weib
Und mit Blumen und Geschmeide,
Demantgürtel schmückt den Leib.

Doch noch herrlicher geschmücket
Mit Gefallen ich sie schau,
Wenn am Krankenbett gebücket
Sorgend schafft die deutsche Frau.

Himmels Engeln wohl sie gleichet,
Wenn sie letzten Labetrank
Dem verwundten Krieger reichet;
Sterbend noch er lächelt Dank.

Mutig sich ein Grab erwerben
In der Feldschlacht – das ist süß;
Doch in Frauenarmen sterben,
Das ist Gottes Paradies.

Arme, arme Frankensöhne,
Euch war nicht das Schicksal hold;
An der Seine Strand die Schöne
Buhlet nur nach feilem Gold.

Deutsche Frauen, deutsche Frauen!
Welch ein Zauber birgt dies Wort!
Deutsche Frauen, deutsche Frauen,
Blühet lange, blühet fort!

Deutschlands Töchter wie Luise,
Deutschlands Söhne Friedrich gleich.
Hör im Grabe mich, Luise!
Herrlich blüh das deutsche Reich!

 


 


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