|
Ein Barde hieß, aus frommer Pflicht,
Ein ganzes Heer von Sylben ringen.
Ich will nur zwo zur Sprache zwingen,
Weil doch in Fabeln alles spricht.
Es sind die, so ich reden lasse,
Machtwörter von der ersten Classe,
Die in der Welt was rechtes schreyn,
Die alten Feinde: Ja und Nein.
Es rüsten beide sich zum Streit.
Sie wollen nun als Helden fechten,
Und nicht, wie kleine Hadrer, rechten.
Kurz: sie bestimmen Ort und Zeit.
Nein trotzt auf kriegerische Freunde;
Ja täuscht, verlockt, besticht die Feinde.
Nein pocht auf Faustrecht und Gewalt;
Ja traut auf seinen Hinterhalt.
Nein tobt, und treibet ieden Mann,
Und stellt sich schnaubend an die Spitze;
Doch Ja, der Held von mindrer Hitze,
Winkt erst dem Feind' und redt ihn an.
Halt! spricht er, ehe wir uns schlagen,
Hab' ich dir noch ein Wort zu sagen:
Laß jene Balger etwas ruhn.
Wir müssen selbst das Beste thun.
Du Waghals, dessen Eigensinn
Nur selten oder spät zu brechen,
Man sagt, dein Eifer lässt sich schwächen;
Dich rühret Schmeicheln und Gewinn.
Dich hat die Heimat der Guineen
Oft zärtlich und gekirrt gesehen,
Wo mancher Kitzel in der Hand
Dir deine freie Zunge band.
Zum öftern pflegt ein doppelt Nein
Ein Ja ganz zierlich auszumachen.
Wie sollten denn um Nebensachen
Sich Blutsverwandten so entzweyn!
Ein ieder kann das Seine prahlen.
Das Ja verhandle sich zu Wahlen.
Nein mag in die Gerichte gehn
Und Recht und Zeugen widerstehn.
Nein soll, wie vormals Fabius,
Durch Zögern seinen Feind ermüden.
Dem Ja sey Caesars Glück beschieden,
Der in der Eile siegen muß.
Wir wollen, in gewissen Fällen,
Uns beide meisterlich verstellen.
Am Hofe soll das Ja oft Nein
Und Nein ein wuchernd Jawort seyn.
Nein, das den Werth des Vorschlags sah,
Beschloß, von nun an leeren Händen
Den Beistand nimmer zu verpfänden,
Und sprach zum erstenmale: Ja.
Die ganze Fehde ward geschlichtet,
Aus Eigennutz ein Bund errichtet,
Und beide dienen itzt der Welt,
Nach Schweizer-Art, um baares Geld. |