Friedrich von Hagedorn
Versuch in poetischen Fabeln und Erzehlungen
Friedrich von Hagedorn

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Die Bärenhaut.

                  Zween Helden, die der DouzestrandLa Douze ist ein Fluß in Gascogne, an dessen Ufer gute Steingruben angetroffen werden. Er vereinigt sich mit dem Midour, bey der kleinen Stadt Roquefort, im Lande Marsan.
Von Jugend auf, in frühen Wechselchören,
Nach stolzen Flüchen singen hören,
Verlassen, um die Zahl der Reisenden zu mehren,
Ihr liederreiches Vaterland.

    Mehr Lust, als Fähigkeit zu ungemeinen Werken,
Die Noth und etwas Eigensinn
Trieb sie zuletzt nach Pohlen hin,
Die Mißvergnügten zu verstärken.

    Gesang und Geld und Muth nahm bald und merklich ab,
Als diesen sonst galanten Leuten
Ein Kürschner Tisch und Stube gab;
Vielleicht aus Hoffnung bessrer Zeiten.

    Zu diesem sagten sie: Ein grosser Wüterich,
Ein unheurer Bär lässt sich im Walde sehen;
Euch soll, an Zahlungs statt, die Haut zu Dienste stehen.
Herr Wirth! das Fell ist schön, der Anschlag ritterlich.
Wir sähen auch nicht gern, um unsers Landes Ehre,
Daß ein Gascogner schuldig wäre.
Die Bestie wird euch und uns erfreun.
Beym Element! wir wollen uns ergetzen;
Den Bären soll gewiß kein Teufel besser hetzen.
Der Kürschner lächelt zwar; doch geht er alles ein;
Sie aber säumen nicht, den Streich ins Werk zu setzen.
Der Kühnheit Ungeduld verdoppelt ihren Lauf;
Der Wald wird schnell erreicht; ihr Gegner zeigt sich wieder.
So gleich trift Furcht und Frost der beiden Jäger Glieder.
Der eine springt verzagt zum nächsten Baum hinauf;
Den andern wirft Gefahr und Angst und Klugheit nieder;
Er streckt sich starrend aus, hält seinen Athem an,
Und stellt sich mausetodt, so gut er immer kann;
Denn, was er sonst gehört, ist ihm noch unvergessen,
Daß Bären selten Todte fressen.S. Henr. Cannegieters Anmerkung über die neunte Fabel des Avianus, v. 15. und dessen Dissert. de aetate & stilo Flauii Auiani. C. XX. p. 302. 303.

    Das Thier betrachtet ihn, beriecht ihn, kehrt ihn um,
Und lässt sich durch den Schein betrügen,
Pfui! brummt es, welch ein Aas! wir Bären sind nicht dumm;
Uns muß was frischeres vergnügen.
Es geht hierauf zurück. Der Held verlässt den Baum
Und eilt dem Freunde zu. Ich sehe dich am Leben,
Ruft er bewundernd aus, und dennoch glaub' ichs kaum.
Kein kleiner Heiliger hat dir itzt Schutz gegeben.
Allein, wie hält es nun mit unsers Feindes Haut?
Er war, wie ich mit Schrecken sahe,
Hier deinen Ohren ziemlich nahe;
Was hat er dir doch anvertraut?

    Nicht viel, versetzt sein Freund; doch glaub' ich diesem Scythen:
Er gab mir insgeheim den Rath,
Die Haut nicht eher feil zu bieten,
Als bis man schon den Bären hat.


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