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Zweiundvierzigstes Kapitel.

Glaube, Liebe, Hoffnung.

Nachdem die beiden Freunde eine Zeit lang dort hinab geblickt, schritten sie über die Brücke hinweg, und Eugen wandte sich am Ende derselben links, einem Platze zu, der an der äußern Ringmauer des Schlosses zu liegen schien und wo viele uralten Buchen und Eichen standen.

»Dort hinten liegt die Kapelle,« sagte er lächelnd zu Herrn Sidel, der ihm schweigend folgte. »Ich bin nun fest überzeugt, daß wir wirklich auf jenem Platze sind, von welchem der Doktor Wellen damals so anziehend erzählte. Auch jener alte Herr kam mir so bekannt vor. Glaube mir, es ist derselbe, der mit in jene Geschichte verwickelt ist.«

»Ich muß gestehen,« entgegnete Herr Sidel, »daß ich es nicht mehr wage, an deiner prophetischen Gabe zu zweifeln, ja ich glaube, du hast mich angesteckt, denn ich weiß nicht, woher es kommt, aber diese gewaltigen Mauern, diese alten schattigen Bäume, das alles heimelt mich jetzt ebenfalls auf eine unbegreifliche Weise an.«

»Ah,« sprach Eugen, indem er plötzlich stehen blieb, »wie das prächtig ist!«

»Und dort ist auch in der That die Kapelle,« sagte ernst Herr Sidel.

Da lag wirklich ein Kirchlein vor ihnen, hinaus gebaut auf die äußerste Spitze des Felsens – so schien es wenigstens. Doch lief die Mauer noch so weit hinter dem Chore herum, daß man einen prächtigen Ruheplatz dort angebracht hatte; aber von dem Punkte aus, wo die beiden Freunde standen, schien es, wie gesagt, als stehe die Kapelle dicht am Abhange. Die Buchen und Eichen, welche hier stolz empor wuchsen, hatten sie bis jetzt den Blicken entzogen und breiteten auch vor ihr ein dichtes undurchdringliches Schattendach aus, durch welches die Sonne nur mit einzelnen blitzenden Streiflichtern zu dringen vermochte. Desto liebevoller und glänzender aber umschlang das Licht das Chor der kleinen Kirche, drang durch die Fenster desselben ein, erfüllte sie mit Glanz und Pracht, so daß man glauben konnte, wenn man so davor stund und die Fenster röthlich hell erleuchtet sah, es werde dort ein Amt gehalten, und der Weihrauch dufte im Schimmer von Tausenden von Kerzen.

»Mich beschleicht ein eigenthümliches Gefühl,« sagte Eugen, als sie nun näher schritten; »und jene Erzählung tritt so lebendig und gewaltig vor mich hin, daß ich mich ordentlich fürchte, die Kirchthüre zu öffnen, um alles das zu finden, von dem ich überzeugt bin, daß es wirklich da ist.«

»Wenn die Thüre wirklich zu öffnen ist,« bemerkte der praktische Herr Sidel; »aber ich befürchte fast, wir werden den alten Herrn in seinem Arbeitszimmer inkommodiren müssen. Doch nein, sie ist offen; jetzt bin ich auch wirklich begierig darauf, was wir hier finden.«

Die Thüre der Kapelle war unverschlossen, und Eugen öffnete sie und drückte sie weit auf.

Sie traten ein.

Da lag das Schiff der kleinen Kirche, hoch gewölbt, von schlanken Säulen getragen, lichterfüllt und glänzend vor ihnen namentlich das Chor derselben, dessen hohe, schmale Fenster auf die freie Gegend hinaus gingen und durch deren bunte, vielfarbige Scheiben das volle Sonnenlicht hereindrang und eben durch diese vielen Farben einen unaussprechlich angenehmen röthlichen Ton bildete.

Ja, Eugen hatte richtig geahnet: das Wirthshaus zur wilden Rose war dasselbe, von dem jener Freiwillige in der Nacht von Pavia erzählt; dieses Schloß war dasselbe, das für ihn so glücklich und unglücklich gewesen war; und diese Kapelle war es, wo er mit Meisterhand seine Gebilde aufgebaut.

Dort stand das Werk im Chor der Kirche, aus weißem Marmor gehauen; die Hauptfigur war eine Mädchengestalt: der Glaube, welche sich mit einem Arme auf die Hoffnung stützte, mit dem anderen die Liebe empor hielt, die gerade im Begriffe war, den Deckel des Sarkophages zu öffnen. –

Keiner der beiden Freunde vermochte ein Wort zu sprechen. Ihnen war der gegenwärtige Moment wahrhaft feierlich; Beide fühlten sich in eine fromme, kirchliche Stimmung versetzt, wie vordem noch nie. War es die Erinnerung an jene rührende Geschichte, die mit diesem Werke zusammen hing, war es die unendliche Schönheit desselben, was ihr Herz erfüllte? Genug, Keiner der Beiden fand Worte, sich gegen den Anderen auszusprechen, Eugen ließ sich in einen kleinen Betstuhl nieder und blickte die drei lieblichen Mädchenfiguren mit gefalteten Händen an, wogegen Herr Sidel, der selbst in seinen gefühlvollsten Augenblicken die praktische Seite des Lebens nicht aus dem Gesichte verlor, sich stillschweigend zu der kleinen Orgel hinauf begab, welche gegenüber dem Chore angebracht war.

Wenn auch die drei Figuren des Werkes gleich edel und schön gedacht, sowie mit derselben Meisterschaft ausgeführt waren, so waren doch die Köpfe derselben unendlich verschieden. Der Glaube war ein Gesicht voll Ernst und Würde, streng, gewaltig, wie er sein soll, mit edlem kräftigem Ausdruck, zu welchem vertrauensvoll aufzublicken der arme Sterbliche schon im Stande ist. Wie innig und rührend umstanden aber hier in diesem Bilde Liebe und Hoffnung diesen Glauben! wie war auch der Ausdruck so unendlich mild und schön, mit welchem die Liebe empor blickte! Ja, dieses Gesicht aufzufinden und so darzustellen, wie es hier geschehen, darin hatte der Künstler seine ganze Meisterschaft bewährt. Die Züge, obgleich für Eugen völlig fremd, hatten doch etwas unsäglich Bekanntes für ihn. Noch nie hatte ihn etwas so angesprochen, wie dieses Gesicht; ihm hätte er unbedingt vertrauen können, ihm hätte er sein volles Herz ausschütten mögen, wie noch vordem keinem menschlichen Wesen. – Und das that er auch. Während er so in dem kleinen Betstuhle mit gefalteten Händen saß, da klagte er ihr – der Liebe – ohne Worte auszusprechen, von seiner freudelosen Jugend und allem dem, was ihn vom Vaterhause vertrieben, von seinem unglückseligen Verhältnis mit seiner Mutter; und dann sagte er ihr ferner, wie er so Niemanden auf der ganzen weiten Welt habe, als jenes Mädchen, das er liebe, und fragte zugleich, ob er sie lieben dürfe, ob er gegen den Willen seiner Mutter jenes Herz das seinige zu nennen berechtigt sei, ob die Mutter ihn dereinst noch segnen werde, als ihren Sohn mit offenen Armen empfangen, wenn er, wie er denn nicht anders könne, an der Hand jenes Mädchens vor sie hintrete.

Das stumme Marmorbild gab auf all diese Fragen keine Antwort; aber es blickte fortwährend mit dem unaussprechlich rührenden Ausdruck den Glauben an und reichte der Hoffnung die Hand, als wolle es sagen: Glaube und hoffe! Auch waren seine Züge wie belebt; denn das Sonnenlicht, welches drüben durch eine rothe Scheibe herein fiel, warf so glänzende Farben auf den Marmorkopf, daß es die todten Züge ordentlich zu beleben schien. – Eugen war mit dem Gesichte auf das Betpult niedergesunken; da zitterten oben von der Wölbung der Kirche herab ernste, feierliche Orgelklänge, zuerst in rührender Klage, dann in einer lieblichen tröstenden Melodie, und die Töne, die ganz leise anfingen, schwollen jetzt gewaltig an und sangen von glücklichen, frohen Tagen, wenn die Nacht der Prüfung vorbei sei, und wurden immer lauter und lebhafter, und jubilirten und schmetterten endlich fröhlich durch einander.

Eugen lag eine lange Zeit, das Gesicht auf seine Hände gedrückt, und er fühlte, wie die letzteren feucht von seinen Thränen wurden; aber unendlich wohlthuend und beruhigend drangen die Orgeltöne in sein Herz, und es begann ruhiger zu schlagen, und folgte der Liebe, indem es dabei glaubte und hoffte. Langsam richtete er sich wieder empor, und wie er nun zufällig neben sich blickte, wo an der Seite des Chores eine andere kleine Thüre in's Freie führte, fuhr er entsetzt und erstaunt in die Höhe, faßte an seine Stirn und glaubte zu träumen. – Waren die beiden Marmorfiguren, die Liebe und die Hoffnung von ihrem Gestelle herabgestiegen, oder hatten sich zwei überirdische Wesen dieser Hüllen bedient und sich dem erstaunten Blicke des jungen Mannes vorgestellt? –

Er sah neben sich zwei Mädchengestalten stehen, die verkörperten Gegenbilder der beiden Steinfiguren – der Liebe und Hoffnung. Beide standen, von dem Glanze des Sonnenlichtes rosig gefärbt, wie in überirdischem Scheine da. Die Liebe blickte ihn ernst, fast verwundert an, während die Hoffnung schelmisch lächelte.

Eugen fuhr von seinem Sitz in die Höhe und trat nun auf die beiden Mädchen zu; doch als er sah, daß sie vor seinen weit aufgerissenen Augen erschrocken zurück traten, blieb er stehen und verneigte sich lächelnd vor ihnen. Es war ihm unmöglich, in diesem Augenblicke zu Worte zu kommen; denn einestheils lähmte ihm die Ueberraschung die Zunge, und anderntheils brauste da oben der Herr Sidel so gewaltig und kräftig durch's Register, daß es nicht möglich war, sich mit einer Sylbe verständlich zu machen.

Er konnte denn auch nach einem Augenblicke gegenseitigen Erstaunens nichts Anderes thun, als achselzuckend nach oben zu zeigen, wo der lustige Rath, versunken in die Töne, die unter seinen Fingern hervorquollen, mit Füßen und Händen das Orgelwerk bearbeitete.

Die Mädchen baten, ebenfalls durch Pantomimen, den Spielenden droben nicht zu stören, und ließen sich vor Eugen auf einer Bank nieder, geduldig erwartend, bis Herr Sidel mit seinem Choral, den er in's Unendliche variirte, fertig sein würde. Endlich kehrte er aus dem bunten Gewebe der sich tausendfach kreuzenden Töne zur einfachen Melodie zurück, und am Schlusse derselben hielt er einen tiefen Ton noch unbeschreiblich lange an; dann schwieg die Orgel, und er stolperte die Treppe herab.

Unten angekommen, war er nicht wenig erstaunt, Eugen in der Gesellschaft dieser jungen und schönen Mädchen zu finden; doch war dieses Erstaunen nicht so überschwänglicher Art, nicht so ungläubig an das körperliche Dasein der beiden Gestalten, wie es vorhin bei Eugen der Fall gewesen war. Nein, er als praktischer Mann nahm die Sache gleich, wie sie war, begrüßte in der Einen die Wirthshaustochter von der wilden Rose, in der Anderen – dem lieblichen Gesicht mit blondem Haar, nach dem dort jener Genius der Liebe gebildet war – wie eine gute Bekannte; denn er erinnerte sich klar und deutlich der Erzählung jenes würdigen Präsidenten und wußte daraus genau, daß er hier die Tochter des Verwalters – wahrscheinlich jenes alten Mannes mit weißem Haar – vor sich habe. Er sprach darauf von dem prächtigen Wege auf das Schloß, von der reizend gelegenen Kapelle und von der Aehnlichkeit der beiden Marmorbilder mit den Originalen, die hier vor ihm ständen.

Eugen dagegen war nicht im Stande, sich so schnell und gut in die Wirklichkeit zu finden. Wenn ihm auch die kleine Marie mit ihrem lustigen, neckischen Wesen durchaus nicht gespensterhaft vorkam, so konnte er sich dagegen nicht enthalten, so oft er die Andere betrachtete, zu gleicher Zeit einen forschenden Blick auf das Marmorbild zu werfen, indem er nicht anders glaubte, als dies sei verblaßt, verschwunden, und die Stelle leer, wo es gestanden.

Und Rosalie – so war ja der Name der Tochter des Verwalters, wie sich Eugen jetzt deutlich erinnerte – hatte hier in Wirklichkeit genau die ernsten, ruhigen, melancholischen Züge, wie jenes Steinbild, und ihre Gesichtsfarbe war über alle Beschreibung blaß, ja bleich. Ein schmerzlicher Zug zuckte um ihren Mund, und wen sie mit den großen, glänzend blauen Augen ansah, der bemerkte wohl, selbst wenn der kleine Mund augenblicklich lächelte, daß der schmerzliche Ausdruck dieses Gesichtes deßhalb nicht gewichen war, sondern jetzt – wenn auch verstohlen – aus den Augen hervorblickte. Ueber der hohen Stirn dieses Mädchens glänzte das schönste hellblonde Haar; in dicken, goldenen Flechten umgab es den Hinterkopf und breitete sich an den Schläfen fächerartig aus. Sie hätte, wie ihr Kopfputz heute geordnet war, auf jedem Balle erscheinen können; denn die kleine Marie hatte sie mit einem Kranz von blauen Kornblumen geschmückt und diesen so nett und anmuthig durch ihr Haar geschlungen, daß man nichts Lieblicheres sehen konnte.

Rosaliens Gestalt war schlank und von sehr schönen Formen, auch schienen ihre Glieder zart und fein zu sein. Sie war eine jener Gestalten, die man neben anderen, glänzenden, vollen und kräftigen im ersten Augenblicke leicht übersieht, die man aber, wenn man sie erst näher betrachtet, wegen des feinen Ebenmaßes, wegen der anmuthigen und zierlichen Bewegung nicht leicht wieder vergißt. Rosalie mußte für jeden Künstler ein Ideal sein; denn in ihr erschien Alles schön und wohlgeformt von der hohen Stirne bis zu den kleinen, feinen Händen und den zierlichen Füßen.

Es war für Eugen ein schmerzliches Gefühl, so diesem Mädchen, das ihn wunderbar anzog, gegenüber zu stehen, von ihr als ein völlig Fremder betrachtet zu werden, er, der doch durch jene Erzählung mit einem traurigen Theil der Geschichte ihres Lebens bekannt geworden war. Es schauderte ihn, wenn er an jene Begebenheit dachte, wenn er in das ehrliche, offene Auge des armen Mädchens sah und wenn er sich nun sagen mußte: sie weiß Vielleicht nicht einmal, daß die Hand, welche die ihrige zärtlich gedrückt, und welche mit hoher Meisterschaft ihr Ebenbild hervorgebracht, jetzt fern von hier in kalter Erde ruht, und sie ahnet nicht, daß das Auge, welches sie so liebevoll angeblickt, für ewig verschlossen ist.

Eugen, welcher bemerkte, daß der lustige Rath jetzt erst die Marmorgruppe aufmerksam betrachtete und seine Vergleichung anzustellen begann, erschrack bei dem Gedanken, Herr Sidel in seiner Wißbegierde könnte das Gespräch auf jenen Bildhauer bringen und am Ende mit dem, was er damals über den jungen Freiwilligen erfahren, vor den beiden jungen Mädchen herausrücken. Um dem vorzubeugen, wandte er sich an Rosalie, indem er um Entschuldigung bat, daß er und sein Freund hier so ohne Erlaubniß in das Heiligthum eingedrungen seien.

»Es bedarf das keiner Entschuldigung,« entgegnete die Tochter des Verwalters freundlich mit einer Verneigung des Kopfes. »Alle Fremden, die durch Schloßfelden kommen und die einigermaßen Zelt haben, kommen auf das Schloß, um dasselbe zu sehen, sowie die Gärten und die kleine Kapelle – mit den Marmorfiguren darin,« setzte sie mit leiserer Stimme hinzu.

Aber der Ton dieser Stimme drang Eugen zu Herzen; ja er erschütterte ihn auf's Tiefste. Es lag für ihn so etwas unaussprechlich Angenehmes in dem Klange derselben, eine Erinnerung an frühere Tage, an seine Jugendzeit; er wußte selbst nicht genau, an was, aber er konnte sich nicht enthalten, dem Mädchen innig und herzlich in die Augen zu blicken; und dieser Blick war so fest und anhaltend, daß sie darüber ihre Augen niederschlug.

»Sie sind erst gestern Abend gekommen?« sagte Rosalie nach einer Pause, worauf Marie schnell antwortete: »Ja, erst gestern Abend, und sie werden längere Zeit dableiben und Komödie spielen; und beinahe alle sind sie wieder mitgekommen; der finstere Herr Holder und der lustige Herr Trommler; und der Herr und der andere da hinten sind neue Mitglieder der Gesellschaft.«

Rosalie sah bei diesen Worten den jungen Mann überrascht und fragend an, und ihn schmerzte dieser fragende Blick, diese Ueberraschung, die sich in ihrem Auge spiegelte. Er hätte gar zu gern seinen jetzigen Stand verläugnet; aber das war unmöglich, deßhalb verbeugte er sich stumm und gezwungen lächelnd.

»Wir wollen die Herren nicht stören,« sagte hierauf Rosalie, indem sie grüßend einen Schritt zurück trat. »Sehen Sie sieh Kapelle und Schloß nach Belieben an; es wird meinem Vater eine große Freude sein.« Damit wandten sich die Beiden der Thür zu und eilten davon.

Eugen blickte ihnen gedankenvoll nach und fuhr mit der Hand über die Stirn, wie Jemand, der eine Erinnerung festzuhalten strebt und ein unklares Bild sich deutlich zu machen sucht.

Herr Sidel, der bis jetzt die Marmorgruppe betrachtet hatte und nun ebenfalls herbei kam, um auch noch seinen Theil an der Unterhaltung mit den beiden Mädchen zu nehmen, bedauerte sehr, daß sie die Kapelle schon verlassen. Dann blickte er seinen Freund befremdet an, der an die kleine Seitenthüre getreten war und dort, an dem Pfeiler lehnend, den Beiden gedankenvoll nachsah.

»Ei, ei!« sagte der lustige Rath, indem er Eugen sanft am Arme nahm, »welch' Interesse für jenes Mädchen! Wenn ich das nach Hause schreiben wollte?«

Eugen riß sich mit einem kurzen Seufzer aus seiner Stellung los und sagte: »Eigentlich hast du nicht ganz Unrecht, Mephisto. Gehen wir nach Hause zurück; steigen wir zur Atmosphäre hinab, in die uns der Zufall geworfen, zu Herrn Trommler und Genossen; die Luft hier oben auf dem Berge ist zu klar und rein für uns, sie greift die Nerven an.«

Und damit verließen sie die Kapelle und stiegen den Berg hinab zu dem kleinen Dorfe, ihrer nunmehrigen Heimat, das anfing, sich wie schläfrig einzuhüllen in tiefen Schatten und Abendduft.

Der Abend war so schön, wie der Tag es gewesen, und wie vom gleichen Gedanken getrieben, ließen sich die Beiden in der Hälfte des Berges auf einer Steinbank nieder und sahen, wie die Nacht herauf kam, so beruhigend, so ernst und gewaltig.


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