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(An sein Lorchen.)
Nach so viel Angst und Neid und mancher trüben Nacht
Ersah ich wiederum des Glückes Morgenröthe.
Auf Musen! Auf und sucht die lang' entrißne Flöte,
Die uns in Schweidnitz einst den Abend kurz gemacht!
Ihr habt mit mir geweint, ihr sollt auch mit mir singen
Und Lorchens Gegenwart mit Treu' und Lust umringen.
Ach Kind! Ach liebstes Kind! Ach, könnt' es möglich sein,
Dieß mein getreues Herz im Blute zu erblicken,
Sein Jauchzen müste dich noch halb so scharf entzücken,
So viel hier Tropfen gehn, so viel auch Wünsche schrein,
Dir mit geschickter Hand und tausend Freudenzähren
Die Wollust über dir nachdrücklich zu erklären.
Ich hatte mich nunmehr des Glückes längst verziehn
sich verzeihen, c. g., verzichten.,
Noch einmal auf der Welt mein Lorchen zu umfangen,
Ich ward in fremder Luft von Freunden hintergangen
Und muste bloß und arm bald hier bald dorthin fliehn;
Die Trübsal machte mich durch Läng' und Größe mürbe,
So daß ich öfters sprach: Ach gäbe Gott, ich stürbe!
Es wär' auch bald geschehn: Die Kräfte fielen hin,
Das Fieber griff mich an und warf mich auf das Bette,
Da wünscht' ich, daß ich nur dein Abschiedsmäulchen hätte,
Doch sprach ich: Da ich schon dazu versehen bin,
So laß doch nur, mein Gott, nebst viel- und wahrem Segen
Das Alter, so mir fehlt, zu Lorchens Jahren legen!
Gott hat mich noch so lieb und will dir, werthes Herz,
Das Leben durch mein Grab noch nicht so elend machen.
Verbanne deinen Gram, fang an, aufs neu zu lachen,
Verkläre Blick und Mund mit Freundlichkeit und Scherz,
Damit wir, wenn ich dich in nächstem Tage spreche,
Dein Unmuth alle Lust nicht wider Willen schwäche.
Dieß ist der vierte Herbst, seit dem ich dich entbehrt;
Was hab' ich in der Zeit vor Ungemach erlitten!
Was hat man nicht auf mich vor Kreuze zugeschnitten!
Welch' Arbeit hat mir nicht der Glieder Mark verzehrt!
Was hat man mir vor Schimpf statt Wohlthat zugemessen!
Gnug! Da ich Lorchen seh, sei alles gern vergessen!
Ach aber, was für Furcht verringert mir die Lust?
Ach, kräh' ich auch zu früh? Ach werd' ich auch betrogen?
Wer weiß, ist nicht dein Schwur mit Zeit und Wind verflogen?
Wer weiß, steht Günther noch in jener Schwanenbrust?
Vielleicht war meine Noth und langes Außenbleiben
So mächtig, Lorchens Herz in andre Brunst zu treiben.
Dieß glaub ich doch wol nicht. Nein, falscher Argwohn, fleuch;
Sie ist mir zu genau mit Wort und Fleisch verbunden,
Ich habe sie geprüft und allzeit rein befunden,
Und darum hoff' ich auch ein irdisch Himmelreich,
Wenn endlich Gott und Zeit die Sehnsucht stillen wollen,
Und unsre Glieder sich in Myrten paaren sollen.
Man lacht uns beiderseits, geliebter Engel, aus,
Warum ich armes Kind dich armes Kind erwähle?
Man meint, wo Liebe nicht die güldnen Ringe zähle,
Da komme nach und nach der Mangel in das Haus.
Doch laß dich, treues Herz, den blinden Wahn nicht irren,
Gott kann den Rechnungsschluß der Spötter leicht verwirren.
Ich hab' es oft gesagt und sag' es noch einmal:
Ich wollte, bliebe mir kein besser Glück auf Erden,
Bei Salz und Brod mit dir in Hütten selig werden
Und halt' ein großes Gut im Lieben nur vor Qual;
Mein Fleiß wird endlich auch nach so viel nassen Tagen
Mit Ruhm und Anmuth blühn und reife Früchte tragen.
Gedenke nur zurück und sieh die Schwester an,
So wie ich prophezeit, so ist es auch ergangen.
Was hilft ihr aller Prast von Kleidern, Perl- und Spangen,
Wenn kein geruhig Herz davon genießen kann?
Ihr Kuß ist lauter Gift, ihr Ehbett eine Hölle,
Und wo ihr Mann nur weicht, füllt Schimpf und Groll die Stelle.
Nur bitt' ich, trau nächst Gott sonst keiner Seel' als mir!
Du bist mein Schatz und Ruhm, dich will ich auch beschützen.
Laß fahren, was nicht bleibt; laß Tadler Pfeile schnitzen,
Kein Blutsfreund ist so nah, er schadet mir und dir;
Gott räche mit Geduld und Ablaß ihre Sünden,
Wir werden unsern Herd ohn' ihren Vorschuß finden.
Ach, breite zum voraus Hand, Lippen, Brust und Arm,
Ich komm' und zittre schon vor Unruh und Verlangen,
Dich, längst erwähltes Herz, von neuem zu umfangen,
Und werde durch ein Bild schon in Gedanken warm.
Ach Himmel, mache bald, damit sie mich entzücke;
Vor zählt' ich Jahr und Tag, jetzt Stund' und Augenblicke.